Berabecka Boandl-Bräu

Der folgende Eintrag wird wohl etwas länger und größer werden als sonst. Die Kleinbrauerei, die hier vorgestellt, verdient es einfach, in Wort und in noch mehr Bild gewürdigt zu werden. Lasst Euch überraschen! Fangen wir mal mit der Außenansicht an. Bei genauem Hinsehen begreift man sofort den Namen der Brauerei, zumindest den zweiten Teil. Die Brauerei ist wie in einem bayerischen Bilderbuch gelegen. Während im alten Bayern aber normalerweise die Brauerei meist gegenüber der Kirche lag, und in vielen Dörfern, die noch eine Brauerei besitzen dies auch heute noch so ist, liegt diese junge Brauerei hier hinter der Kirche, direkt neben dem Gottesacker. Aber keine Angst – dem Bier merkt man davon nichts an. So wären also die „Boandl“ erklärt. Aber wofür steht „Berabecka“? Nun, die Brauerei liegt in Oberbernbach bei Aichach, und die Leute aus Oberbernbach sind in der lokalen Mundart eben die „Berabecka“. Auf dem Wirtshausschild außen steht neben dem selbstverständlichen Hinweis auf das Reinheitsgebot über das Berabecka Bier noch geschrieben „Das Bier mit der variierenden Stammwürze“. Klingt abenteuerlich, und war es wohl in den Anfängen der Brauerei auch. Inzwischen aber hat der Bräu sein Bier voll im Griff, wie er mir versichert hat. Dazu später mehr. Mit dem Gründungsjahr 1994 ist die Boandl-Bräu eine der jüngeren Brauereien, und so werden hier hochmoderne Methoden zur Bierherstellung verwendet. Sichtbarstes Anzeichen dafür ist der große Parabolspiegel über dem Gaststüberl, durch den dem Brauprozeß Sonnenenergie zugeführt werden soll. Der Bräu sagt aber, so ganz gelingt das noch nicht. Notfalls werden im Fokus des Spiegels dann halt Würstl heiß gemacht. Am 1. Mai 2008 ist beim Boandl-Bräu übrigens Vatertagsweißwurschtfrühschoppen. Vielleicht ja schon mit Weisswürsten aus dem Solarkochtopf. Noch wird also überwiegend herkömmlich gebraut. Ob mit Sonne oder Öl gebraut, der Treberrest dürfte der gleiche bleiben. Ein Leckerbissen für die Nutztiere, die es in der ländlichen Umgebung von Oberbernbach noch gibt. Für den Menschen gibt es dann später den veredelten Extrakt aus dem Gerstenmalzbrei. So, nun wird es aber Zeit, nach drinnen zu gehen und den Boandl-Bräu persönlich kennenzulernen. Ja, das ist er, der Manni, mit bürgerlichem Namen Manfred Fritsch, der Berabecker Boandl-Bräu. Gefunden habe ich ihn und seine Brauerei im vergangenen Dezember, als ich ein bischen nach Meinungen und Erfahrungen zum Rauchverbot in Gaststätten gegoogelt habe. Da ist der Manni dank seiner klaren Meinung zum neuen Gesetz in der Googleergebnisliste ganz oben mit aufgetaucht. Das Gesetz mag seine guten und auch seine schlechten Seiten haben. Für mich persönlich ist eines sehr positiv an dem Gesetz: Ohne es hätte ich den Boandl-Bräu nie entdeckt! Höchst bemerkenswert am Manni ist: Er ist Nichtraucher. Ob einer raucht oder nicht hat aber wahrscheinlich keinen Einfluss auf die Qualität seine Bieres. Und wenn doch, dann müsste man vom Berabecker Bier schließen, dass ein Nichtrauchen des Brauers der Qualität seines Bieres höchst förderlich ist. Kommen wir endlich zur Verkostung des Bieres mit der ehemals „variierenden Stammwürze“. Bei meinem Besuch gab es ein Helles Bier mit Stammwürze/Alkoholgehalt 12,5% / 5,2% und einen Bock mit 17,5% / 7,0%. An diesen Bieren ist so ziemlich alles genial, was man darüber sagen kann. Das beginnt beim Namen des Bockbieres: „Mannipulator“, geht weiter über den trockenen herben Charakter, die totale Naturtrübe und den sahnig-cremigen Körper bis hin zum dezenten frischen Gerstenmalzaroma, bei dem man beim Schließen der Augen meint, im Spätsommer in der freien Natur an einem Gerstenfeld zu stehen. Das Bier vom Manni verdient zu 100% den Ehrentitel „Echtes flüssiges Brot“. Der Manni macht aber nicht nur gutes Bier. Zum Ausklang des Sonntagfrühschoppens griff er dann auch noch zur Klampfe und hat noch ein paar Gitarrenklassiker in Klang und Gesang und mit ebenso guter Qualität wie der seines Bieres zum Besten gegeben. Ich freu mich schon auf meinen nächsten Besuch beim Boandl-Bräu. Das Berabecker Bier lässt sich übrigens ganz leicht ohne Gefahr für den Führerschein in vollem Umfang genießen, wenn man mit der Bahn nach Aichach anreist. Die Züge fahren im Stundentakt vom Augsburger Hbf, die Fahrt dauert 25 Minuten, und vom Aichacher Bahnhof zum Bräustüberl sind es gerade mal noch fünf Minuten zu Fuß. Für den Rückweg sollte man aber etwas mehr Gehzeit einplanen, vor allem, wenn man ausgiebig den Mannipulator genießen konnte. Vor der Anreise zum Ort des flüssigen Brotes sollte man sich aber unbedingt über die Freizeiten des Wirtes informieren, um nicht vor verschlossener Türe zu stehen.

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

2 Kommentare

  1. hallo ihr ums-bier-blogger, nachdem der flori mir schon monate in den ohren lag endlich mal das boandl-bräu auszuchecken war es gestern also soweit – flori und ich – und dann anreise per bahn – und dann rein in die geschlossene gesellschaft – erstmal den schwerpunkt der gaststube ausgemacht und darauf dann direkt niedergelassen und dann dauerts auch nicht lange und die vorspeise, ein äußerst leckerers naturtrübes helles war serviert und probiert – dann schon langsam in fahrt gings direkt über zum mannipulator, dem ersten, dann dem zweiten und es laeuft und laeuft und schmeckt einfach grossartig – zwischendurch haben wir uns dann stabilisiert mit den leckeren feuerwürscht und hausgemachtem kraut dazu – kurzum rundum rund der besuch beim manni – dann auch noch eine kurze beeindruckende führung durch die brauerei vom experten manni selbst – liebe blog-leser leute, ich kann euch diesen besuch beim boandl-braeu nur nahe legen – machts mal weiter gut und bis bald mal … grüße der cacheinger

  2. Hm. Schade das ich erst hinterher von diesem Ereignis erfahren habe. Das hätte mich schon gereitzt!
    Bis bald mal wieder. Gruß Oliver

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