Lübzer Pils

Ein lieber Leser hat mir eine Kostprobe aus dem Norden mitgebracht: Von der Mecklenburgischen Brauerei Lübz. Die Lübzer Brauerei ist wie viele andere inzwischen von einem Großkonzern übernommen worden, der aber die Marke weiter vertreibt. Der Carlsberg Konzern aus Dänemark ist es in diesem Fall. Nach einem Blick auf die Homepage der Lübzer Brauerei scheint aber das Bier immerhin noch vor Ort an der alten Braustätte hergestellt zu werden. Das ist nicht selbstverständlich. Viele dieser Großkonzerne drucken nämlich nur den Markennamen, dessen Rechte sie mit übernommen haben, auf die Flasche. Hier ist das offenbar nicht so. Entsprechend gespannt war ich auf den Flascheninhalt.

Geruch

Bei Pils hängt mir noch immer mein traumatisches Erlebnis vom Beck’s-Selbstversuch nach. Das Lübzer Pils kommt allerdings in einer braunen Flasche, nicht in einer grünen Essigflasche wie das andere. Trotzdem … ein gebranntes Kind … naja, irgendwie hatte ich beim Öffnen einen muffigen Geruch erwartet. Aber nein, ganz anders. Angenehm anders sogar! Nichts Beck’siges. Nur ein ganz zarter malzig-bieriger Duft steigt meiner Nase entgegen, der auch nach dem Einschenken so bleibt. Interessanterweise liegt für ein Pils sehr wenig Hopfen in der Luft.

Optik

Beim Einschenken dann zeigt das Lübzer eine klare helle mittelgelbe Farbe. Der Schaum darauf wirkt etwas dünn, zeigt sich aber doch von mittellanger Stabilität.

Geschmack

Hier habe ich dann endlich den Hopfen gefunden. Man hat offenbar mit dem Aromahopfen gespart und stattdessen alles in die Wirkstoffe des Bitterhopfens investiert. Mit jedem Schluck wird der hopfig-bittere Körper des Lübzer Pils stärker und stärker. Nachhaltig und dabei doch angenehm bleibt die Bittere auf der Zunge liegen.

So ist das einmal ein ganz anderes Pils: Malz in der Nase, Hopfen auf dem Gaumen. Schön!

Rezenz

Der Schaum baut schließlich doch relativ schnell ab. Entsprechend relativ flach wirkt das Pils, aber immer noch spritzig. Es liegt leicht kristallen und mineralisch auf meiner Zunge. Etwas mehr Malz hätte sicher nicht geschadet. Da wurde halt sehr viel zu Gunsten der Haltbarkeit heraus filtriert.

Fazit

Ein ehrliches geradliniges Pils. Den Hopfen hat man hier nicht für den Duft verschwendet, sondern gezielt in das Herz des Bieres hinein gekocht, von wo er erst beim Trinken seine Wirkung entfaltet, dann aber mit voller Kraft.

Dieses Pils ist nicht zum daran riechen sondern zum Trinken gemacht. An Malz fehlt es ihm etwas, aber das Prinzip herbes Pils ist sehr gut umgesetzt. Bei einem Urlaub in Mecklenburg würde ich mit Sicherheit nicht verdursten!

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

4 Kommentare

  1. Schöner Artikel über ein schönes Bier. Nächstes mal gibt es die nächste Sorte (vielleicht ein Darguner?) aus der Heimat.

    Gruß

    Nico

  2. Neulich, im Supermarkt – im hanseatischen Exil: keine Lust auf Astra, und alles andere ist Öttinger. Da! Lübzer Pils, davon schrieb doch Ralf im Blog! Bloss, WAS genau schrieb er? Egal, ich hab mir eins mitgenommen. Aber Gottseidank bloss 1, das habe ich nämlich nicht mal ganz runterbekommen, ich fands exterm gruselig im Geschmack, noch nicht mal besonders „pilsig“. Ich muss zugeben, lange gerochen hab ich nicht und auch nicht eingeschenkt, sondern direkt aus der Flasche getrunken. Aber dieses Bier kauf ich NIE wieder.

  3. Wenn ich nicht wüsste, dass Pils ja nicht Dein Lieblingsbier ist, würde ich jetzt an mir selbst zweifeln.

    Doch ich habe (bisher leider nur mündlich) auch noch ein Feedback eines anderen treuen Lesers, der meinen Bericht bestätigt hat.

    D.h. für alle anderen Leser nun, dass sie auf alle Fälle selbst probieren müssen! 😉

  4. Der Ostsee-Urlaub wird gern zur Verkostung der nordischen Biersorten verwendet. Das Lübzer geht dabei absolut in Ordnung, auch wenn mir auf Rügen immer wieder das Störtebeker begegnet und auch noch schmeckt.

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