Unionsbräu Haidhausen – Nikolausbock 2009

Zwei Freunde hatte mich eingaladen, mit ihnen in der Haidhauser Unionsbräu den Nikolausbock zu probieren. Tja, da war ich doch im Frühjahr schon mal zur Bockbierprobe, damals zum „Unimator“. Mein Urteil über jenen gibt es hier nachzulesen. Ich musste also aufpassen, dass ich dieses nicht als Vor-Urteil mitnahm, was mir aber dank der lieben Einladung meiner Freunde ganz leicht fiel. Entsprechend groß war dann auch die Überraschung, als ich mit der Erinnerung an den Unimator vom Frühjahr jetzt den winterlichen Nikolausbock testete.

Naturtrübes dunkles Bockbier vom Holzfass

Man darf nun nicht meinen, dass der Nikolaus ganz anders war als der Unimator. Nein, ganz im Gegenteil: Optisch sah er aus wie dessen Zwillingsbruder. Die gleiche tief rotbraune Farbe und ein gleich schöner cremiger holzfasstypischer Naturkohlensäureschaumteppich oben drauf. Der war so dick, dass erst mal kaum was vom Bier zu riechen war. Da musste ich also gleich mal einen kräftigen Schluck nehmen. Und … ui! Ein derart mildes, cremig-zartes und sanftes Bier habe ich selten getrunken. Ganz weich lief es über die Zunge und die Kehle hinab. Nur mit seinem Malz war es – ganz im Gegensatz zur kräftigen Farbe – sehr zurückhaltend. Der Gesamteindruck des ersten Schluckes: Höchst angenehmes physisches Empfinden, leichter Mangel an Geschmacksintensität.

Richtig trinken!

Dieses Mangelgefühl muss ich aber mir selbst zuschreiben, wie ich im weiteren Verlauf des Abends lernen konnte. Der Nikolausbock will nämlich einfach nur mit der richtigen Technik getrunken werden, um alle seine guten Eigenschaften zu erleben:

  • Nase: Diese darf man nicht in den Schaum des frischen vollen Glases stecken, sondern in den Luftraum, der ab dem zweiten oder dritten Schluck entsteht. Darin entfaltet sich nämlich ein herrlicher mittelkräftiger fruchtig-malziger Duft wie über einem Rosé-Wein.
  • Zunge und Gaumen: Langsam und mit mittelgroßen Schlucken trinken heißt hier die Devise. Und vor allem nicht gleich hinunterschlucken, sondern das Bier mehrmals im Mund von links nach rechts und von vorn nach hinten und zurück rollen. Dann tritt aus der cremigen Milde ein frisches Prickeln hervor, und der volle fruchtig-malzige Geschmack wie er zuvor schon in der Nase stand, breitet sich nun auch im Mundraum aus. Und um den Roséweinvergleich weiterzuführen: vierteltrocken und halblieblich wäre meine Charakterisierung.
  • Kehle: Auch hier gilt wieder langsam und behutsam zu schlucken, um wieder die unglaubliche Sanftheit des Nikolausbock spüren zu können.

Und schließlich sollte man auch noch den Rat der Hausbrauerei zu befolgen, der auf dem Hinweisplakat für den Nikolausbock geschrieben steht:

Sehr stark! Bitte langsam trinken!

Ob seiner Milde glaubt man nämlich gar nicht, welche inneren Werte die Brauer vom Unionsbräu dem Nikolausbock mitgegeben haben: 19,2% bis 19,3% Stammwürze und daraus resultierende alc. 6,8% bis 7,2% vol. erfragten wir vom Schankkellner im Unionsbräukeller. Später konnte ich aus erster Hand erfahren, dass es sogar alc. 7,5% vol. sind.

Fazit

Die paar Kleinigkeiten, die wir im Frühjahr noch am Unimator anzumeckern hatten, sind im Nikolausbock total verschwunden. Er ist ein wirklich perfektes Bockbier. Es stimmt einfach alles: Von Farbe und Schaum über Duft und Geschmack bis hin zur idealen Reife. Ich habe dieses Bier vor allem mit meiner Nase getrunken: „Der riecht so guuuuuuut!“ hörte ich mich an diesem Abend wiederholt ausrufen. Und geschmeckt hat er ebenso.

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

2 Kommentare

  1. Hallo Ralf,
    sehr gut zu lesen, und so treffend geschildert, toll !!
    Am Dienstag kann es vielleicht nicht klappen, aber ich melde mich noch.

    Gruß Peter

  2. Deine Berichterstattung ist so begeisternd, daß wir uns auch selber vom Nikolausbock überzeugen wollten – und es nun auch sind! Ein ganz feines Bier, süffig und geschmackvoll (wenn man es langsam! und nicht zu kalt trinkt), aber es läßt auch niemals Zweifel über seine Stärke aufkommen…

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