Ayinger „Frühschoppen mit Zwickelausschank“

Zweimal im Jahr gibt es in der Ayinger Brauerei ein Weisswurst-Frühstück mit Zwickel. Da wir rechtzeitig von diesem Termin erfuhren, konnten wir uns diesen Samstag freihalten. Gegen Zehn Uhr trafen wir in der Brauerei ein, wo auch schon eine Menge Leute warteten. Nach ein wenig Hin und Her stellte sich heraus, daß die jedoch für die normale samstägliche Brauereiführung warteten, der „Öffentliche Zwickelbiertag“ oben im Schalander, einer genial mitten in die Brauerei integrierten Gaststube, war schon eröffnet. Na, die Führung ist immer, dachten wir uns, heute wollen wir lieber gleich zur Sache gehen, also hinauf. Zwischen den Sudkesseln stehen dort massive Holztische und -bänke, in einem Eck spielte sich gerade eine 3-Mann-Kapelle warm, an der Bar wurde Kaffee und Limo ausgeschenkt. Kaffee? Limo? Ja wo waren wir denn…??? Aha, man belehrte uns, dass wir wohl unsere Weißwürscht und das Zubehör hier oben bekommen, aber das Bier, das holt man sich unten beim Brauer. Direkt aus dem Tank! Wow, tatsächlich war vor den Tank mit der Köstlichkeit ein Wägelchen mit Gläsern geschoben, in die der Braumeister und sein Geselle fleissig abfüllten. Soooo direkt haben wir noch kein Bier bekommen! Im Glaskrug ist die Farbe sehr gelb, wie Orangensaftschorle, der Geruch sehr frisch, der Schaum sehr spritzig. Und der Geschmack: fantastisch! Ganz klar ein Zwickl, also ein „junges wildes“, jede einzelne Zutat ist deutlich herauszuschmecken. Der Charakter des Bieres ist insgesamt noch so spritzig wie auch schon der Schaum, die Malzigkeit beginnt gerade, sich auszubilden. Dabei ist es noch ein wenig grasig, ganz leicht, aber fast schon nicht mehr kratzig, alles in allem schon ganz gut ausbalanciert. Ein Bier in höchster spätpubertärer Sturm- und Drangphase mit der vollen Potenz eines Erwachsenen: 12,8% Stammwürze und stramme 5,5% Alkohol. Das heutige Zwickelbier wird ein Jahrhundertbier, wenns reif wird! Aber eigentlich kann man auch gleich noch ein Jugendliches trinken, so lecker. Und dann noch eins… Und für die zweite Runde Weisswürscht dann noch mal eins…

Bei all dem Lob auf das junge Bier meint man beim Schreiben – äh Lesen – fast, das Essen wäre nur nützliches Beiwerk, als Unterlage für das Bier. Weit gefehlt! Nachdem wir uns halbwegs an den überragenden Geschmack des Zwickels gewöhnt hatten, was eigentlich gar nicht geht, weil so wild und stürmisch, waren wir halbwegs in der Lage, auch den Geschmack der Weisswürste wahrzunehmen. Und die passten hervorragend zum Festtrunk. Die physische Beschaffenheit wie man es von einer guten Weissen erwartet, in der Zugabe von Petersilie der ländlichen Umgebung Ayings angepasst, und mit den übrigen geheimen Gewürzen des Metzgers fein abgerundet, sodass sie insgesamt das Zwickel perfekt ergänzten, ohne davon abzulenken. Kurzum: Weisswürste von einer Qualität fast wie der unserer Lieblingsweisswürste vom Wallner in der Münchner Großmarkthallenwirtschaft, aber mit einem eigenen erfrischend anderen Geschmack. Dazu dann noch frische resche Brezen… dass es draußen ungemütlich feucht-nass war, hatte uns dieses Frühstück bereits während der ersten Wurst schon komplett vergessen lassen.

Nach drei Stunden voller paradiesischen Hochgenusses kam dann plötzlich die Ernüchterung, denn pünktlich um 13:00 Uhr wurde der Zapfhahn zugedreht. Frühschoppen ist halt nun mal „früh“! Was für ein Glück, dass wir die Brauereiführung ausgelassen hatten. So hatten wir doch eine recht befriedigende Menge Zwickel, Weisswürscht und Brezn zu uns nehmen können. Als wir dann auf dem Heimweg an der frischen Luft waren … oioioi … wie kam es dann bloss, dass wir plötzlich so müde waren? Zwei von uns sind gleich nix wie nach haus und haben sich ins Bett gelegt, nach ein paar Stunden Schlaf waren sie dann wieder fit. Der dritte dagegen hatte nach dem Frühschoppen noch seinen Einkaufstag zu erledigen. Als er dann schließlich am Abend auch zuhause war, hatte er ordentliches Hirnsausen und allgemeine körperliche Beschwerden, allen voran die gleiche starke Müdigkeit. Das ist wohl so bei jungem Bier? Vielleicht ist es gar nicht so verkehrt, dass im Schalander der Brauerei Aying nur zweimal im Jahr Frühschoppen mit Zwickelbierausschank ist, so viel wie man sonst schlafen müsste. Der Schlaf selber aber ist dann wieder sehr sehr angenehm: Wir haben alle ausschließlich von diesem feinen guten Zwickelbier geträumt!

War des schee!

Oliver berichtet sogar, dass er seither öfter vom Ayinger Zwickel träumt. Kein Wunder, denn das ganze BLOG-UMS-BIER-Team freut sich schon auf die nächsten drei Stunden Zwickel-Trinken im März 2009!

Über benhur

Ich stamme aus dem schönen Altmühltal, wo auch mein Lieblingsbier herstammt (das Wettelsheimer Strauss) und meine Lieblingssorte Märzen verbreitet ist. Mittel- und Centralfranken (Nürnberg) ist biertechnisch auch mein Schwerpunkt, die Zeit im Münchner "Exil" hat aber auch ihre Spuren hinterlassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert