Das Kuheuter ist wieder da

Das Weisse Bräuhaus im Tal in München hat im vergangenen Frühjahr eine Phase des Umbruchs hinter sich gebracht: Eine lange Renovierung mit Umbau der Küche und dazu noch einen Wechsel des Wirts. Da kann ein Wirtshaus hinterher schon ein ganz anderes werden als das alte, in dem man sich so wohl gefühlt hatte.

In der Zeit vor der großen Renovierung war ich gerne und oft Gast im Weissen Bräuhaus im Tal gewesen. Ich schätzte damals das Weisse Bräuhaus und seine Küche vor allem wegen der alten bayerischen Spezialitäten, die man sonst fast nirgends mehr bekommt: Leckereien wie Hirn, Kalbsbries, ja sogar Stierhoden hatte ich einmal von der Tageskarte bekommen. Besonders gern hatte ich aber das Kuheuter. Das Euter war etwas, wofür das Weisse Bräuhaus vielleicht sogar weltweit einzigartig war.

Es hat sich so ergeben, dass ich während der Renovierungszeit nicht so viel in München war und die Veränderungen nicht mitbekommen habe. Als ich jedoch heuer im Juni oder Juli dann das erste mal nach längerer Pause wieder ins Weisse Bräuhaus ging, eigentlich um endlich mal wieder ein Kuheuter zu genießen, vermisste ich genau dieses schmerzlich auf der Speisekarte. Auweh, dachte ich, aus ist’s mit der Traditionsgaststätte im Tal.

Letzten Donnerstag war ich nun doch noch mal dort. Nicht wegen der Speisen, die hatte ich schon abgeschrieben, sondern wegen des Aventinus, einem extrem leckeren und starken Weizenbock, den man nur ganz selten vom Fass bekommt, außer eben im Weissen Bräuhaus im Tal. Eigentlich kenne ich den Aventinus vom Fass sogar nur von dort. Am Tisch saß noch ein Paar aus dem Schwabenländle, das auch zum ersten mal nach dem Umbau wieder da war, und mit dem ich mich recht nett unterhalten konnte. Unser Gespräch kam auch auf die – möglicherweise vergangene? – Ausnahmestellung des Weissen Bräuhauses in der Münchner Gastronomie und auf das Kuheuter, das früher ständig auf der Karte stand. Da lag schon etwas Wehmut drin. Dann aber eine Überraschung: Nachdem einer meiner Gesprächspartner vom Keramikraum zurück kam, meinte er, es gäbe wohl doch noch Euter, er hätte auf dem Weg zum WC ein Plakat gesehen, auf dem so etwas stand. Ich konnte es kaum glauben und habe gleich den Restaurantleiter befragt. Und der versicherte mir:

Donnerstag ist Eutertag.

Um mich zu vergewissern, dass ich mir das nach dem Aventinus und danach auch noch einem Aventinus Weizen Eisbock 😕 nicht nur alles eingebildet habe, bin ich dann heute zum Weisswurstfrühstück ins Tal gefahren. Und bei Tageslicht habe ich gleich nach dem Plakat mit der Kuheuterankündigung gesucht – und es gefunden!

Statt die ausgefallenen traditionellen Spezialitäten aus der Kronfleischküche dauerhaft in die Speisekarte aufzunehmen, versucht der neue Wirt scheinbar erst mal mit einer Wochenkarte herauszufinden, wie diese Gerichte bei den Gästen ankommen. Eigentlich keine schlechte Vorgehensweise. So gibt es jeden Tag eine Abwechslung. Hier der Kronfleisch-Wochenplan, wie ich ihn mir vom Plakat weg notiert habe:

  • Montag: Schweinskron
  • Dienstag: Kälberfüße
  • Mittwoch: Kesselfleisch
  • Donnerstag: Kuheuter
  • Freitag: Kalbskopf

Schön, dass ich „mein“ Weisses Bräuhaus mit dem Kuheuter wiederhabe und jetzt in jeder Woche an einem anderen Wochentag hingehen kann, um was Lustiges zu essen. Nur zu schade, dass nicht jeder Tag der Woche ein Donnerstag ist! 😛

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

4 Kommentare

  1. Darum war es so lange still! Ich habe letztin eine Sendung im Fernsehen gesehen, da berichteten sie auch von einer Gaststätte die Kuheuter- Wiener Schnitzel auf der Karte hat. Die „Tester“ hatten so etwas vorher noch nie gegessen und waren dann doch überrascht. Es schmeckte ihnen! Schade das ich Donnerstags wohl nie nach München komme. Aber das Bier und die Weißwürschd gibts ja auch an anderen Tagen.

  2. Gestern bin ich endlich in den Genuß von Kuheuter gekommen. Allerdings nicht als Schnitzel, sondern geschmort in Rotweinsoße mit Weizen, Gemüse und Datteln. Zusammen mit ein paar Kartoffeln war es wirklich sehr lecker. Es standen noch andere seltene Speisen auf der Karte. Zum Bespiel gebackenes Hirn vom Spanferkel!
    Ich durfte probieren – auch fein. Essse ich bestimmt auch einmal.

  3. Als ehemaliger Schiffkoch, kann ich nur bestätigen das Original Wienerschnitzel ist ein Leute arme Essen gewesen und kommt aus den Bergen von Tirol damals Österreich nach dem ersten Weltkrieg Italien zugesprochen.
    Wurde aus Kuheuter zubereitet. Alles andere was diese sogenannten Starköche verbreiten ist eine Abwandlung des Originals da, das Kuheuter mit Innereien verglichen wurden damals die Leute dieses noch als Hexenzubereitung verdammten.
    Besonders in den Großstädten.
    Kann nur so eine Zubereitung empfehlen wer es einmal gegesessen hat, ißt diese Schnitzelzubereitung mit hoch Genuß immer wider.

  4. Wir schreiben das Jahr 2024

    In der Speisekarte vom März taucht das Kuheuter wieder auf:

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