Schlossbrauerei Eichhofen – eine exklusive Besichtigung

Im Dezember 2008 hatte ich beim Buttenheimer Löwenbräu den Braumeister Peter Lang von der Schlossbrauerei Eichhofen kennengelernt. Er und der Buttenheimer Brauereibesitzer Hans Modschiedler waren vor 30 Jahren zusammen auf der Meisterschule, und so hatte Peter seinen alten Freund Hansi in dessen Brauerei besucht. Ich war per Zufall am gleichen Abend in Buttenheim, wo ich kein Unbekannter bin. Man lud mich ein, mich an den Tisch der Jubiläumsgesellschaft zu setzen. Es wurde ein sehr lustiger Abend, an dessen Ende ich Peter versprach, ihn auch mal in seiner Brauerei zu besuchen. In der zweiten Frühlingswoche 2009 machte ich mich auf den Weg in die Oberpfalz.

Geschichte

Peter ist schon seit 1987 Braumeister in Eichhofen. Entsprechend tiefgehend waren auch seine Ausführungen, nicht nur zur Brauerei und der Bierherstellung, sondern auch zur Geschichte der Brauerei und des Schlosses. Im Schloss wohnte um 1692, dem offiziell angegebenen Gründungsjahr der Brauerei, eine Adelsfamilie mit Namen Von Rosenbusch und Sauerzapf (letzterer Name ist im Zusammenhang mit einer Brauerei irgendwie lustig :mrgreen: ). Die Adresse der Brauerei ist daher heute auch die Von Rosenbusch Straße in 93152 Eichhofen/Nittendorf.

Der heutige Eigentümer von Schloss und Brauerei ist die Familie Schönharting, genauer Ingeborg & Dr. Günther Schönharting.

Schloss und Brauerei liegen im Labertal an der sog. Schwarzen Laber. In diesem Tal geht es einigermaßen eng zu, so dass die Hauptstraße von Eichhofen praktisch mitten durch das Ensemble aus Schloss und Brauerei führt. Da müssen die Brauereimitarbeiter ganz schön aufpassen, wenn sie mit dem Gabelstapler die Biertransporter beladen. Ein bischen mehr Platz wurde, als der alte Eselstall abgebrannt ist. An seiner Stelle ist heute ein Parkplatz (das letzte Bild in der folgenden Bilderrreihe).

Alle zwei Jahre, an geraden Jahreszahlen, findet im Sommer ein großes Brauereifest statt mit viel Unterhaltung durch unterschiedliche Musikgruppen für die verschiedensten Geschmäcker aller Generationen. Dann wird der Schlosshof für die Durchfahrt gesperrt, was immer zu einem mittelgroßen Verkehrschaos in der Region führt. Im Jahr 1988 fand dieses Fest zum ersten mal statt, ein Jahr nachdem Peter seine Stelle in Eichhofen angetreten hatte. Das ist kein Zufall, denn Peter war es, der die Idee zu dieser Veranstaltung hatte.

Die Brauerei

An der Brauerei fällt sofort der Glaskasten mit dem nagelneuen Sudhaus auf, der vorne an das Gebäude angebaut wurde. Die Anlage wurde erst im Jahr 2005 in gerade mal fünf Wochen realisiert. Dabei hat man auch das von der Bamberger Brauereimaschinenfabrik Kaspar Schulz entwickelte „SchoKo“-Würzekochverfahren eingeführt. SchoKo steht nicht etwa für kakaohaltiges Bier, das geht schon wegen des Reinheitsgebotes nicht, sondern bedeutet „Schonkochung“. Zum Einstellen des Stammwürzegehalts wird nämlich die Würze eingedampft, d.h. man verdampt überflüssiges Wasser aus dem Sud. Beim klassischen Brauverfahren wird dies ganz einfach durch Sieden gemacht, mit hohem Energieaufwand. Im Schonkocher geschieht dies in einem evakuierten Behälter bei niedriger Temperatur. Das schont das Bier – und auch die Umwelt: In Eichhofen spart man gegen früher 68% an Heizöl! Der Schonkocher ist das zylindrische Gefäß mit der Verdickung am oberen Ende, das aussieht, als ob es aus einem Kernkraftwerk stammen würde.

Die Braukessel und der SchoKo erstrahlen alle in wunderschön blank poliertem Kupfer. Das ist jedoch nur noch eine Reminiszenz an die Brautradition vergangener Tage. Die funktionalen Teile der Brauanlage sind alle in Edelstahl ausgeführt. Mit der Kupferverkleidung sieht das ganze aber deutlich schöner und edler aus, auch wenn das Putzen und Sauberhalten eine Heidenarbeit bedeutet, wie Peter sagt.

Die Brauanlage wird heute natürlich per Computer gesteuert. Dazu sind an allen wichtigen Plätzen in der Brauerei Terminals aufgestellt. Das ermöglicht den Brauern, immer dort zu sein, wo ihre Präsenz erforderlich ist, und dabei trotzdem auch immer den vollen Zugriff auf die zentrale Anlagensteuerung zu haben.

Altes Sudhaus

Der alte Sudkessel ist noch da. Man konnte, wollte oder musste ihn noch nicht ausbauen, und so findet sich im Sudhaus eine interessante Kombination aus altem und hochmodernem Gerät. Von der alten Anlage ist wie gesagt noch der stillgelegte Sudkessel vorhanden, dessen Kupferhaube über 100 Jahre alt ist, sowie der Läutergrand, die oben U-förmig gebogenen Bierhähne. Die Haube des alten Läuterbottichs, an dessen Stelle jetzt der Schonkocher steht, fand ich später über dem Eingang zum Brauereigasthof. Eigentlich fand ich nur eine Hälfte davon 😉 .

Im Sudhaus hängt auch ein Wappen des Adelsgeschlechts derer von Rosenbusch und Sauerzapf, mit Jahreszahl 1692. die Geschichte der Braustätte in Eichhofen geht aber in Wahrheit viel weiter zurück, sagt Peter. Seit mindestens 1300 wird in Eichhofen Bier gebraut, und damit gehört die Brauerei zu den 20 ältesten heute noch siedenden Brauereien Deutschlands.

Vor rund 150 Jahren hatte die Brauerei einen Ausstoß von ca. 500 hl pro Jahr. Mit dem neuen Sudhaus macht man das heute in einer einzigen Woche.

Die Rohstoffe

Ohne geeignetes Wasser lässt sich schlecht gutes Bier brauen. In Eichhofen kommt das Wasser aus einer im Wald gelegenen Felsenquelle und wird auf natürliche Weise mittels UV-Bestrahlung entkeimt. Die Energie dazu wird durch Wasserkraft aus der Schwarzen Laber gewonnen. Zum Schluss wird die Härte des Wassers durch Kalkfällung nach dem Morgenstern-Prinzip von 15 Härtegraden auf 3 reduziert.

Mein Foto zeigt links die beiden großen Behälter der Wasserenthärtungsanlage, rechts der blanke Edelstahlbehälter ist der sog. Whirlpool, in dem nach dem Würzekochen durch tangentiales Einschießen der Würze die festen Hopfen- und Eiweißbestandteile als Heißtrub aus dem Sud ausgeschlagen werden. In kleinen und mittelständischen Brauereien wie in Eichhofen wird der Heißtrub mit zum Treber gegeben und zur Tierfütterung verwendet. Man muss die Kühe aber erst daran gewöhnen, damit sie es fressen meint Peter. In Großbrauereien, wo kontinuierlich gesiedet wird, verwendet man den Heißtrub jedoch teilweise wieder, um den teuren Hopfenrohstoff zu sparen. Wie Peter sagt, ist das der Qualität keineswegs abträglich, für die Kleinen halt einfach nur zu aufwändig.

Der Hopfen für das Eichhofener Bier kommt, wie könnte es anders sein, aus der Hallertau. Außer beim Pils. Für letzteres wird der in Brauerkreisen hochgeschätzte Aromahopfen aus der Gegend um Tettnang beim Bodensee verwendet.

Und das Malz kommt, wie könnte auch das anders sein, natürlich aus der Bamberger Malzfabrik Weyermann.

Gär- und Lagerkeller

In einer Großbrauerei bekommt man das Bier meist erst dann zu Gesicht, wenn es in die Flaschen abgefüllt wird. Das liegt unter anderem daran, dass die Gärung in verschlossenen Tanks stattfindet. In Eichhofen führt man noch die traditionelle offene Gärung durch. Das ermöglicht bei einer Führung ein ganz besonderes Geruchserlebnis. Und auch der Fotograf hat seine Freude daran.

Die Lagerung wirkt immer relativ unspektakulär. Viele große Tanks in langen Gängen und Gewölben. Das wichtigste dabei ist, dass genügend Lagertanks vorhanden sind. Auch wenn das Bier hier „nur“ herumliegt, ist die Lagerung für die Reifung und Bekömmlichmachung von enormer Bedeutung. Das weiß jeder zu schätzen, der schon mal ein billiges Turbobier einer industriellen Großbrauerei probiert hat.

Abfüllung

Zum Abschluss der Führung zeigte Peter mir noch die Abfüllanlage. Weiter oben waren ja schon die Bilder mit den vielen roten Bierkästen vor der Braurei zu sehen. Peter hatte mir auch alle die vielen beeindruckenden Zahlen genannt, wie viele Flaschen da so in einer Stunde durch laufen, wieviele Paletten das dann gibt usw. Er hatte mir allerdings schon vor der Führung versprochen, mit mir zusammen noch eine benachbarte Brauerei zu besichtigen, wobei er fahren würde, und ich unbesorgt das Bier testen könnte, sodass meine Konzentration in der Abfüllerei schon recht nachgelassen hatte ob der freudigen Erwartung und des sich langsam einstellenden Durstes. Ich meine aber, dass so um die 5000 Flaschen pro Stunde der Wert sind, den er mir genannt hat.

Das Fotografieren hatte ich auch schon fast vergessen, aber ein Bild von der Abfüllanlage gibt es doch: Eine Detailaufnahme von der Flaschenetikettiermaschine. Die fand ich so lustig, weil die Klebebürsten mich an meine Tapezierarbeiten zu hause erinnert hatten.

Danksagung

Ich möchte mich hier im Blog noch mal ganz herzlich bei Peter Lang (Bild rechts) bedanken. Er hat sich ausgesprochen viel Zeit genommen, um mir die Eichhofener Brauerei zu zeigen. Und das, obwohl die Gruppe der Besucher eine ungewöhnliche Größe hatte: Sie bestand nämlich nur aus mir. Und damit nicht genug. Er chauffierte mich danach tatsächlich zum Biertest in eine Weißbierbrauerei und zeigte mir am nächsten Tag auch noch seine Heimatstadt Kelheim und eine weltberühmte Klosterbrauerei.

Danke, Peter, für die intensive Betreuung und für die exklusiven Einblicke in das bayerische Brauwesen, die Du mir (und den Lesern des BLOG-UMS-BIER) ermöglicht hast! 😎

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

Ein Kommentar

  1. Ja, Danke euch beiden, Ralf und Peter, für die Teilhabe an dieser Exklusivführung, auch wenn ich vor Neid fast platze. Jetzt bin ich aber mal gespannt, wie das Eichhofener Bier nun schmeckt!

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