Dublin – Hausbrauerei Messrs Maguire

Auf meiner Irlandreise war ich natürlich auch in Dublin. Schon als ich zum ersten mal in Dublin war, hatte ich dort einen Hausbrauerei-Pub entdeckt, der hervorragende Biere braut, darunter ein phantastisches Stout. „Stout“ wie „Guinness“, nur eben richtig! Die Brauerei nennt sich „Masterbrewers Messrs Maguire“ und liegt nur wenige Schritte entfernt von „Temple Bar“, dem bier- und pubtouristischen Zentrum Dublins. Das Stout der Maguires ist dermaßen überwältigend, dass ich allein seinetwegen schon mehrere Wochenenden im Jahr in Dublin verbringen könnte. Doch was echte „masterbrewers“ sind, die haben natürlich noch mehr auf Lager. Und ein Bier besser als das andere. Ich habe versucht, die alle an einem Nachmittag durchzutesten, was zum folgenden Bericht geführt hat, der damit in der Sammlung der Fakten für mein Notizbuch wahrscheinlich einer meiner anstrengendsten bisher war. 😕

Entdeckung von Messrs Maguire

Wie findet der Bierblogger so einen Ort? Tja, ich würde fast sagen durch Instinkt. Aber ich glaube nicht, dass es sowas gibt. Mir haben hier eher der Zufall und mein wachsames Auge geholfen. Denn als ich mit dem Air Coach, dem Flughafenbus, durch die Stadt fuhr, fiel mir am Ende der Hauptverkehrsstraße von Dublin, der O’Connell Street beim Überqueren des River Liffey an der O’Connell Bridge ein großes Gebäude mit dem Schriftzug „Heineken“ auf. Auweh, dachte ich mir damals, hier ist nix mit gutem Bier. Doch als mein Blick etwas weiter nach links glitt, las ich das Wort „MASTERBREWERS“ auf der Fassade eines im Vergleich zum Heineken-Haus winzig kleinen Gebäudes, das mir sonst wohl gar nicht aufgefallen wäre. Und eine Etage höher stand dann noch der unaussprechliche Name „MESSrs MAGUIRE“ geschrieben. Alles recht seltsam, geheimnisvoll und daher genau einer der Orte, die mich so magisch anziehen. Tja, ich brauche es nicht mehr zu sagen – es war tatsächlich eine Brauerei.

Impressionen von Messrs Maguire – Dublin

Jetzt aber zu den Bieren:

Haus – Lager

Begonnen hatte ich meine Bierprobe mit einem Bier namens „Haus“. Sein Name deutet darauf hin, dass es einem Bier deutscher Art nachempfunden sein könnte. „Könnte“, denn ich kann nur Vermutungen anstellen. Ich habe zwar im Laufe meiner nachmittäglichen Bierprobe einen der Kellner am Zapfhahn nach der Beschaffenheit und Herstellung der Hausbraubiere befragt. Er meinte aber nur, er stelle die Biere nicht her, er schenke nur aus. Der Braumeister, der mir das sagen könne, sei heute leider nicht da. Nun denn – da musste ich mich eben selber durchprobieren, was ich auch tat.

Jetzt also das „Haus“: Seine Farbe ist Hellgelb, ganz hell. Seine Duftblume kaum vorhanden. Ja, es riecht eigentlich gar nicht. Im Antrunk dann sehr dünn. Die Rezenz OK. Der Abgang wieder dünn, bitter. Das Bier insgesamt eher trocken.

Fazit

Bierähnliches Mineralwasser. Eher was zum Durst löschen.

Soweit mein erster Eindruck. Aber …

… man muss sich länger auf das Haus eintrinken. In der Mitte bleibt es dann jedoch dünn. Mit der Gewöhnung tritt aber langsam sein Hopfenaroma zu Tage und gibt mit der guten Rezenz dem Haus eine leichte Almdudlernote. Und mit der Gewöhnung wird auch der Abgang deutlicher und geschmackvoller.

Fazit 2

Das Haus braucht seine Zeit. Langsam trinken, dann entfaltet es sich.

Weiss – Hefeweizen

Das kann mit diesem Namen eigentlich nur ein Weizenbier sein. Ist es auch. Goldgelb und hefetrüb der Anblick, weizentypisch. In Geruch und Geschmack eine starke Banane. Auch das typisch für Weizenbier. Andere Duftnoten fehlen, d.h. das Weiss ist ein eher einfaches Weizen. Im Antrunk bleibt die Banane weiter erhalten, wird im weiteren Verlauf solide von Malz untermauert. Wie schon beim Haus ist die Rezenz tadellos. Der Charakter des Weiss ist ebenfalls trocken, dazu leicht mehlig.

Fazit

Für Irland, das jetzt nicht gerade als Weizengegend gilt, ein überaus passables Weizenbier.

Rusty – Ale

Ein Ale. Und auch hier ist wieder der Name Programm. Tief rostrot liegt das Ale im Glas. Darüber die ale-typische fruchtige Malzweinduftnote. Malzkräftig auch der Geschmack. Karamellmalz? Das Rusty ist vom Antrunk bis zum Abgang durch und durch malzig rund. Rezenz: wenig. Das schadet dem Ale aber überhaupt nicht. Eher im Gegenteil. Wenn es ein Bier sein soll, wie steht es dann mit dem Hopfen? Der ist durchaus da, aber gerade so viel wie nötig und erst ganz hinten im Abgang. Perfekt ausbalanciert!

Fazit

Das Rusty ist „the celebration of malts“. Malz, Malz und nochmal Malz. Ein Malzkaramellwein. Da wünsche ich mir die besten fish & chips dazu. *schmatz*

Jul-Ól – Ale

Liest sich wie „Öl“, wird aber so ähnlich ausgesprochen wie „Juhloll“, und das heisst jetzt nicht etwa Juli-Bier, sondern angeblich so viel wie „Weihnachtsbier“ oder „Winterbier“. Aus dem Zapfhahn kam es ziemlich kohlensäurehaltig heraus. Daher meinte ich erst, es wäre ein Lager. Der Kellner konnte mir ja leider keine Auskunft geben. Hätte ich das Schildchen am Zapfhahn gelesen, hätte ich gesehen, dass es such um ein echtes irisches Ale handelt. Und was für ein Ale! 6% vol. alc. sind nämlich gar nicht ohne.

Geschmacklich wie optisch liegt das Jul-Ól sehr nahe am Rusty, ist aber ansonsten in allem wesentlich intensiver. Die Aromen alle sehr fruchtig, Winterfrüchte: Feigen, Rosinen, Datteln und noch so manch anderes Dörrobst scheint da drin zu sein. Und auch Hopfen ist ganz deutlich dabei, ordnet sich jedoch brav der Fruchtigkeit unter.

Fazit

Ein wunderbares Bier, ein richtiges Weihnachts-Fest-Ale. Wenn ich nur jeden Winter in Dublin verbringen könnte!

Plain – Stout

Das Bier, das man als erstes mit Irland verbindet, habe ich mir zum Schluss aufgehoben: Das Stout. „Plain“ heisst es bei den Messrs Maguire. Wie man auf dem Bild erkennt, ist es vollkommen schwarz, und das in Optik UND Geschmack. Es schmeckt mehr wie kalter schwarzer Kaffee als nach Bier. Aber schön der Reihe nach: Im Antrunk beginnt es wie extra herbe Zartbitterschokolade, im Abgang starker schwarzer Röstkaffee. Und dazwischen? – Stout! 😛 Der Gesamtcharakter des Plain ist dann wie die Originale der beiden Geschmacksrichtungen Kakao und Kaffee: trocken herb.

Fazit

Vorne wie hinten volles Aroma. Ein absolutes Genießerbier. DAS ist Stout, und nicht das andere (ihr wisst schon, welches ich meine 😉 ).

Es gäbe noch viel mehr

Allerdings nicht ständig, denn es sind ja nur fünf Zapfstellen vorhanden. Im Bierbewertungsforum ratebeer.com habe ich eine stattliche Liste von Bieren der Maguires gefunden. Ein Christmas Ale hatte ich bei meiner letzten Irlandreise testen können, und auch das war mir, wie die fünf oben, in bester Erinnerung geblieben. Wenn ich die Liste von ratebeer.com so durchsehe, kann ich nur sagen: Es gibt genügend Gründe, bald wieder nach Dublin zu fliegen. Als ob die fünf Gründe oben nicht schon reichen würden …

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

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