Whitewater Belfast Ale

Als ich diesen Monat mit einem Freund in Belfast war, fragten wir uns, wo wir denn abends am besten ein Bier trinken sollten. Irgendwo im Stadtzentrum, das war klar. Zur Detailauswahl zogen wir dann ganz traditionell den Baedeker Reiseführer Irland zu Rate. Und dieser empfahl den Pub The Crown Liquor Saloon. Hauptsächlich wegen der phantastisch kunstvollen Gestaltung des Gastraumes mit edlen Kacheln und einem großartigen Mosaikboden. Das war auf alle Fälle höchst sehenswert. Doch auch im Hinblick auf gute Biere machte ich eine außergewöhnliche Entdeckung.

Als ich nämlich an die Theke ging um ein Bier zu holen, fiel mir neben den druckbetankten Zapfsäulen mit ihren namenhaften Marken eine Zapfstelle mit drei Handpumpen auf. Und an diesen waren die Plaketten einer mir bis dahin völlig unbekannten Brauerei „Whitewater“ angebracht. Bei genauerem Hinsehen sah ich den Vermerk „EST 1996“. Eine ganz junge Brauerei offenbar. Und das stärkste Bier mit 4,5% ABV (alcohol by volume) trug den verheißungsvollen Namen „Belfast Ale“. Ob das denn ein örtliches Bier sei, fragte ich den Barkeeper, und bekam grinsend zur Antwort: „very much so!“ Also bestellte ich ein Pint davon und bekam eines der besten Ales in die Hand gedrückt, die ich bis dahin getrunken hatte. Als ich dann, weil es gar so gut war, noch eines haben wollte, war es leider schon zu spät. Es war Sonntag, und da macht der Pub bereits um 10:00 Uhr abends zu. Da blieb uns nichts anderes übrig, als am nächsten Tag zum Lunch noch mal hin zu gehen.

Ausführliche Ale-Probe

Jetzt ohne Zeitdruck konnte ich mir in aller Ruhe meine Notizen für den Blogeintrag machen. Erst mal am Bier riechen: Es duftet ale-typisch fruchtig-frisch mit einer ganz speziellen Note. Eigentlich sollte es Hopfenduft sein, doch es ist mehr, anders. Eher wie Kräuterblüten duftet es. Erinnert mich stark an tschechischen Becherovka, einen Kräuterbitterschnaps. Der Schaum hält sich erstaunlich lang und stabil. Leicht und frisch der Antrunk. Das Bier ist handgepumpt. Dennoch, oder gerade deshalb ist es auf der Zunge zart prickelnd. In der Mitte hält sich die Frische, zum Kräutergehalt kommt jetzt das Malz hinzu. Der Abgang wird dann wieder kräuterherb, ist lang und angenehm.

Noch ein Pint

Da muss auf alle Fälle noch ein zweiter Pint her! Zu schön ist das Trinkerlebnis. Hauptmerkmal des Belfast Ale ist definitiv sein Kräuteraroma. Einfach herrlich, wie hier der Hopfen mit den Fruchtnoten eines Ale vermählt wurde. Weil sich das Malz im Belfast Ale stark zurück hält, schmeckt es eher nach Medizin als nach Bier. Nein, bierig ist dieses Bier überhaupt nicht, jedenfalls nicht solange man daran riecht und nuckelt. Erst die angenehme Hopfenbittere im Nachgang holt einen wieder in das Bierreich zurück. Sollte ich noch mal nach Belfast kommen, ist ein Belfast Ale in The Crown Liquor Saloon auf jeden Fall Pflicht.

Whitewater Brewery

Auf ihrer Homepage schreibt die Brauerei über sich selbst

Established in 1996 Whitewater is Northern Ireland’s largest microbrewery.

Die größte Kleine also ;-). Mit Google Maps findet man an der Adresse der Brauerei dann auch erst bei ganz nahem Heranzoomen einen kleinen länglichen Schuppen, in dem die Brauerei sein muss. Nicht sehr groß für eine größte. Aber ihr Bier – das ist wahrhaftig groß!

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

Ein Kommentar

  1. Toller Bericht Ralf! Aber hey, mein Becks Vier im Crown Saloon war auch nicht zu verachten 🙂 Gruss aus Dublin!

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