Winkler-Bräu Lengenfeld – Kupfer Spezial

Das „Kupfer Spezial“ von der Brauerei Winkler in Lengenfeld im Nürnberger Hinterland am Eingang zur Oberpfalz gehört zu den Bieren, die Insider oft als ein Kultbier nennen, das man unbedingt mal probiert haben sollte. Nicht ganz so kultig wie das berühmt-berüchtigte Schlenkerla Rauchbier aus Bamberg, aber so ungefähr in dieser Klasse wird es oft mit aufgezählt. So habe ich immer, wenn ich im Raum Nürnberg unterwegs war, auch an Lengenfeld gedacht. Weil man da aber öffentlich so schlecht hin kommt, musste es dann schon das Auto sein. Und wenn schon mit Auto zum Bier, dann besser gleich mit Übernachtung. Und da ist Lengenfeld eigentlich keine schlechte Adresse, weil bei der Brauerei ein Gasthof mit dabei ist. So habe ich es jedenfalls beim Googeln nach „Kupfer Spezial“ ermittelt. Gasthof, dachte ich, so mit Fremdenzimmern à la „Zimmer frei“, und bin ganz unbedarft nach Lengenfeld gefahren.

Hotel

Das erste, was mir ins Auge stach, war aber dann nicht die erwartete Brauerei, sondern ein ziemlich fein heraus geputztes Landhotel. Das sah nicht billig aus, und war es auch nicht. Jedenfalls entsprach es nicht dem, was ich erwartet hatte. Hinter dem Hotel war ein Riesenparkplatz, und darauf parkten Autos mit Kennzeichen, die definitiv nicht aus der Region waren. Nun gut, meines ja auch nicht 😉 . Aber was soll’s, dachte ich mir. Jetzt biste mal hier. Und nach Brauerei wirkte es ja dann schon auch. Da war noch ein alter Schornstein mit der typischen Brauereiwindfahne drauf an dem Hotel, und bei genauerem Hinsehen entdeckte ich auch die neue in Betrieb befindliche Brauerei, die zugegebenermaßen fast zu übersehen war neben dem großen Hotelgebäude.

So hatte ich mich also entschlossen, dann doch hier zu übernachten. Beim Einchecken musste ich über den Preis schon ein wenig schlucken. Dafür war das Zimmer, und auch der Rest vom Hotel, dann wenigstens – dem Preis entsprechend – auch von der gehobenen Klasse. Nach einem ausgiebigen Duschbad und einem Weilchen Ruhe ging ich dann hinunter in den Hotelhof zur Probe des berühmten Bieres.

Kupfer Spezial – das erste

Ich bekam ein sehr schönes pokalähnliches dickwandiges Glas mit weiter Öffnung serviert. Das ist nicht unbedingt das beste für eine Bierverkostung, dachte ich mir gleich. Und tatsächlich tue ich mir zunächst auch schwer, das Bier zu er-riechen. Am ehesten noch rieche ich einen leicht säuerlichen Muff. Auch im Antrunk kaum Geschmack und Aromen. Mild ist es. Ja. Sonst aber langweilig. Auch in der Mitte finde ich kaum Malz, kaum Hopfen. Fast nichts. Das ist schon irgendwie komisch. Es ist doch so berühmt, dieses Kupfer Spezial? Auch im Abgang folgt keine Wiedergutmachung dieser Enttäuschung. Das Bier bleibt einfach langweilig. So könnte ich es niemandem empfehlen.

Doch da kommt mir ein Gedanke: Vielleicht war das Glas ja wirklich nicht ideal. Und bei dem guten Ruf, mit dem das Winkler-Bier an mich herangetragen worden war, war ich überzeugt, dass hier einfach nur irgendwas schief gelaufen sein muss. Da muss noch weiter nachgeforscht werden.

Kupfer Spezial – das zweite

Um Seiteneffekte durch falsche Bierhandhabung auszuschließen, bestellte ich das zweite Kupfer Spezial in einem ganz normalen Bierglas. Und siehe da: Der Sauermuff ist zwar noch da, aber plötzlich nehme ich in dem Bierdunst durchaus angenehmen Hopfen wahr. So langsam wird es auch ein Bier. Ein Bier mit rustikalem Charakter. Und auch auf der Zunge wird es besser, ja richtig gut sogar. Ein zart- bis halbzarter Malzteppich legt sich da auf einmal nieder. So schmeckt also das „Caramünch“-Malz aus der Bamberger Mälzerei Weyermann, denke ich mir, dessen Säcke mir vorher bei einem kurzen Rundgang um Hotel und Brauerei aufgefallen waren.

Kupfer Spezial – so geht das richtig

Je länger ich an diesem zweiten Glas nuckle, desto mehr entfaltet sich das bierige in dieser Flüssigkeit. Das Problem war einfach, dass das erste Bier zu kalt war, und ich zu durstig, so dass ich es zu schnell getrunken hatte. Das Kupfer ist nämlich ein eher sanftes Bier, dabei aber doch vollmundig malzig. Und dieses Malz kommt halt erst bei der richtigen Trinktemperatur zur Geltung. Das gilt so auch für den Hopfen, der fein dosiert scheint, genau auf das zart-karamellige Malz abgestimmt. Jetzt ist es also doch noch ein richtig gutes Bier geworden. Ich hätte nicht gedacht, dass Glas und Temperatur so verheerende Auswirkungen haben können. Das Problem an dem rustikalen Pokalglas war nämlich, dass es dank seiner Dickwandigkeit das Bier zu lange kalt gehalten hatte bevor es richtig schmecken wollte.

Fazit

Das Kupfer Spezial ist ein Bier, das seinem Kultstatus in der Tat gerecht wird. Es ist – bei richtiger Temperatur getrunken – karamellig malzig und hat den passenden Hopfen dazu. Die Farbe dieses Bieres: Natürlich die von Kupfer. Sehr schön. Für das Auge. Und auch für den Mund! 😉

Bildergalerie

Die Eindrücke von meinem oben erwähnten Rundgang will ich natürlich auch noch los werden:

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

4 Kommentare

  1. Schön, dass dir das Bier doch auch noch so gut geschmeckt hat, wie mir seinerzeit im Kupferbier-Vergleich (obwohl „nur“ aus der Flasche)! Das spornt mich nun natürlich auch an, mal vom Faß zu probieren…

  2. Die Brauerei Winkler in Lengenfeld liegt mindestens 40 km von Franken entfert, allso nix mit Nünberger Hinterland. Lengefeld gehört zur Oberpfalz!!!!

  3. Kürzlich hat mir ein Nachbar, der aus der Gegend stammt, ein Winkler Kupfer mitgebracht. Das schmeckt alleine schon sehr gut aber erst im Vergleich mit anderen Kupfer- und Dunklen Bieren kommt die Qualität richtig zum Tragen. Seither eines meiner Lieblingsbiere bei den Dunklen.

  4. Habe das Winkler Kupfer vergangene Woche das erste mal getrunken und fand es klasse.
    Habe mir sofort für zuhause eine Kiste bestellt, mal sehen wie es als Flaschenbier schmeckt. Richtige Temperatur wird es wohl bringen.
    Bin auf der Suche nach dem tollen Humpen in dem es im Hotel serviert wurde.
    Hat jemand einen Tip`?

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