Das Experiment – ob’s was wird?

Was bisher geschah: Wir haben geschrotet, gemaischt, gefiltert, gehopft, gekocht, Hefe gepäppelt und angestellt wie die Weltmeister. Von den angepeilten 4l Würze blieben geschätzte 3l für die Hefe, die 2 Tage lang auch fraß und arbeitete. Dann aber sah unsere persönliche Urlaubsplanung eine Ortsverlagerung vor, und weil wir ja erst 2 Tage später angefangen hatten, mußten die beiden Gärbehältnisse eben mitkommen. Bis wir sie am neuen Ort mit idealer Temperatur abstellen konnten, war der ganze Hefeschaum verschwunden. Ob das „normal“ im Zeitverlauf ist, durch die Erschütterung oder Temperaturschwankungen kam – wir wissen es nicht. Wir lagerten die Töpfe noch weitere 4 Tage, aber es sah nicht aus, als würde sich noch etwas tun. Immerhin entwickelte sich langsam ein Geruch, der (entfernt) an Bier erinnert. Die Flüssigkeit wurde immer klarer oben, unten lag der Hefeschlamm. Da es ja normal ist, dass sich nach etwa 6 Tagen die Hefe unten absetzt, entschieden wir uns, heute abzuschlauchen.

Das mit dem Schlauch klappte leider nicht so ganz wie geplant, da der Gärtopf  viel zu groß für die Menge war (oder vielmehr: die Menge zu wenig für den Topf!), war die Ansaugstrecke wohl zu lang. Wir entschieden uns für vorsichtiges Abschöpfen mit einer Kelle, die natürlich auch erst wieder sterilisiert werden musste. Der letzte Rest mit der Schicht der abgesetzten Hefe darf dabei keinesfalls aufgerührt werden.

Zuerst aber wollten wir uns vergewissern, daß das Bier auch bereit sei, also mindestens eine Ähnlichkeit mit einem Zwickl-Bier aufweist:

Zunächst ist das „richtige“ Bier dran, das wir mit der Brauhefe anstellten. Die Farbe ist sehr hell für ein Wiener Malz, aber auf jeden Fall eine für „Bier“ akzeptable Farbe. Der Geruch allerdings, der erinnert weit eher an eine Backstube als an eine Brauerei. Wir versuchen einen wöönzigen Schluck: doch, es schmeckt tatsächlich ein bischen nach Bier, zwar wie ein sehr dünnes Bier und ziemlich stark nach Hopfen, nicht bitter, aber herb. Das füllen wir in einen 2l-Syphon, der damit nicht einmal voll wird (!) und stellen es ins Kühle.

Das „Brothefe-Bier“ hat ziemlich dieselbe helle Farbe – kein Wunder, ist ja diesselbe Würze. Der Geruch ist ebenfalls der einer Backstube, noch stärker sogar, mir fällt „Sauerteig“ dazu ein. Hm, kein gutes Zeichen. Der Gaumen bestätigt dann leider: sauer, keinerlei Biergeschmack! Egal, wir füllen auch das „Brotbier“ ab und füttern die angesetzte restliche Brothefe nochmal an (nach Gefühl: aus dem Kühlschrank nehmen und 1-2 Std. im warmen „aufwachen“ lassen, dann einen Teelöffel Zuckerwasser geben, wieder ein paar Stunden in der Wärme fressen lassen: sie schäumt!). Davon kommt dann nochmal ein Teelöffel voll in die Flasche, falls da noch irgendwas zu vergären ist, dann kann sie da jetzt auch noch weiterarbeiten.

So, nun werden die beiden Flaschen also noch ca. 6 Wochen da stehen, bevor wir wirklich wissen werden, ob unser Gebräu ein Bier geworden ist oder nicht!

Aber wir können schon ein Fazit ziehen:

  1. Es macht viel Arbeit, aber auch viel Spaß! Wir werden nochmal brauen!
  2. Den nächsten Brautermin müssen wir noch sorgfältiger planen, dass die Utensilien, die Zutaten und die Arbeits- und Kontrollzeit da sind!
  3. Wir können auch mit unserm Topf deutlich mehr machen: statt aus 1kg Malz nur 2l Bier sollten wir aus 2-3kg 8l bekommen. In den Plastikeimer sollten wir unten einen Hahn einsetzen, für vereinfachtes Abziehen.
  4. Schroten: wir müssen einen Weg finden, das Malz einerseits feiner zu schroten, andererseits dabei nicht alles zu Mehl verhackt zu bekommen – die Moulinette ist nicht so gut geeignet. Dann wird die Würze nämlich auch stärker und muss nicht so arg eingekocht werden, es ergibt also ein stärkeres und mehr Bier.
  5. Hopfen: der Spalter Aromahopfen ist klasse. Die Menge und der Zeitpunkt kann beibehalten werden, wenn wir die gewünschte Maische-Stärke erreichen.
  6. Hefe: Ob wir einmal eine Trockenbierhefe aus dem Versandhandel ausprobieren? Ansonsten aber auf jeden Fall ein besseres Timing – obwohl die Hefe sich tapfer gehalten hat.

Über benhur

Ich stamme aus dem schönen Altmühltal, wo auch mein Lieblingsbier herstammt (das Wettelsheimer Strauss) und meine Lieblingssorte Märzen verbreitet ist. Mittel- und Centralfranken (Nürnberg) ist biertechnisch auch mein Schwerpunkt, die Zeit im Münchner "Exil" hat aber auch ihre Spuren hinterlassen.

Ein Kommentar

  1. Schöner Bericht. Bin gespannt, wie das Bier mit der Brothefe wird.
    Ich selbst kann für die Zukunft die Trockenhefe nur empfehlen. Es lässt sich leicht damit arbeiten und vor allem kann man den Geschmack des Bieres genauer bestimmen.

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