Heute soll ein großes Experiment starten – und ihr könnt live dabei sein!
Man kann sich vorstellen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann jemand, der sich so gerne mit Bier und Brauen beschäftigt, plötzlich auf den Gedanken kommt, auch einmal Bier zu brauen. Dieser Gedanke ist durch verschiedene Stadien gegangen, immer schwankend von „das konnte früher jede Hausfrau“ einerseits und „was für eine hohe Kunst!“ andererseits, und so haben wir uns zunächst nur theoretisch mit dem Bierbrauen beschäftigt: jede Gelegenheit einer Brauereiführung (-> bei Paulaner und bei Kitzmann) wird begeistert genutzt, insbesondere die der Kommunbrauer und das öffentliche Brauen der Uni Erlangen in der Langen Nacht der Wissenschaften. Einige Bekannte, die hausbrauen, ermutigen uns immer wieder, es ruhig mal zu versuchen. Wir schmökern im Internet und in Papierbüchern, z. B. „Gutes Bier selbst brauen“ von Hubert Hanghofer. Der letzte Anstoss aber ist Jean Pütz‚ Hobbythek. Wer kann sich noch an diese popwissenschaftliche Bastelsendung aus den frühen 80ern erinnern? oliverxt77 hat tatsächlich Band 7 aufgetan, in dem wunderschön beschrieben wird, wie man mit haushaltsüblichen Mitteln kleine Mengen Bier selbst brauen kann. Und das wollen wir heute „nachbasteln“!
Die Vorbereitung
Der Termin ist mit Bedacht gewählt: man braucht einen ganzen Tag Zeit zum Brauen selbst, und danach noch eine Woche, in der man während der Hauptgärung das Geschehen im Blick hat und regelmäßig entlüften kann, und auch danach muß immer mal wieder kontrolliert werden.
Die Menge bestimmt sich bei uns aus dem Engpaß des größten zur Verfügung stehenden Topfes: er faßt 8 Liter, so daß wir darin max. 5l Würze kochen können.
Da wir in unserem Haushalt leider weder das alte Einmach-Thermometer noch neue Babywindeln zum Filtern finden, noch das für das Basteln der Bierspindel notwendige Balsaholz herumliegen haben, beschliessen wir, doch einen kleinen Einkauf im Netz zu tätigen. Bei www.gastro-brauen.de bekommen wir für kleines Geld ein Bierspindel-Thermometer, 2 Stofffilter/Läutertücher, ein Stückchen Plastikschlauch zum Abziehen und das Jod für die Jodprobe. Einen 10l-Plastikeimer zum Filtern besorge ich noch im Drogerie-Discounter. Leider können wir keinen Ätzkalk zum Enthärten des Wassers bekommen, auskochen muss reichen.
Als nächstes werden per Temperaturmessungen die möglichen Lagerstellen ausgelotet: in der Küche sind’s mind. 14 Grad, im Keller 6 Grad, gut!
Als Gärbehälter muß der Topf herhalten, 3 2l-Syphone zum Abfüllen haben wir aus Aying, noch ein paar weitere Töpfe zum Wasserkochen und ein Hocker als Hilfsrahmen zum Läutern, mehr braucht man gar nicht.
Die Zutaten holen wir uns in einer Brauerei. Hier in München bietet sich dabei die Giesinger Bräu an, zumal man dabei auch gleich den zum Brauen unbedingt benötigten Biervorrat besorgen kann! Ursprünglich wollten wir ein obergäriges Bier brauen, weil das temperaturtechnisch für uns einfacher wäre, kein Weizen, aber vielleicht etwas in Richtung Altbier. Die Giesinger meinten aber, die obergärige Hefe, die sie zur Zeit hätten, wäre etwas schwierig, sie würden mir abraten. Nun, dann soll es eben untergärige sein, vielleicht wird’s dann etwas Richtung Märzen. Das Giesinger Bräu bekommt seine Hefe übrigens nicht, wie ich vermutet hätte, von einer anderen großen Brauerei mit Hefezucht, sondern von einem Hefezüchter. Ich bekomme noch 1kg Wiener Malz sowie 10g Spalter Aromahopfen „Perle“ (90er Pellets). Da das Malz noch ungeschrotet ist, kann es problemlos ein paar Tage gelagert werden, die Hopfenpellets ebenso. Die Hefe jedoch würde nur noch 2-3 Tage leben,meinte der Brauer. Iich versuche es vorm Küchenfenster; während fast ganz Deutschland unter bitterkaltem Frost leidet, nieselt es in München nur mild. Einfrieren soll die Hefe nämlich nicht, aber die 5 Grad eines Kühlschranks sind auch zu warm. Zwischendurch wird immer mal getestet, ob sie noch lebt: ein bißchen in Zuckerwasser geben und sehen, ob sich was tut.
Die wichtigste Vorarbeit ist das Reinigen aller Gerätschaften und das Sterilisieren all der Dinge, die mit dem Bier nach dem Würzekochen noch in Kontakt kommen, damit hier keinerlei Bakterien die Hefe bei ihrer Arbeit stören können. Wir haben alles im Wasser ausgekocht, nur die Flaschen, die haben wir im Backofen langsam auf etwa 150 Grad erhitzt, so dass das Glas dabei nicht zerspringt. Dann einfach den Ofen abschalten und abkühlen lassen.
1. Arbeitsgang: Das Schroten
Mit der Haushaltsmoulinette wird das 1kg Malz portionsweise auf der Intervallschaltung grob geschrotet. Man könnte wohl auch einen Fleischwolf dazu nehmen, aber weil Jean Pütz genau diesselbe Maschine nimmt, machen wir’s ihm einfach nach.
Für heute müssen wir hier aber abbrechen – wie im wirklichen Leben scheitern grosse Vorhaben oft an ganz kleinen Dingen: leider bemerken wir erst beim Reinigen, dass das Thermometer der neu gekauften Bierspindel nur eine Skala bis 40 Grad besitzt, damit können wir nicht Maischen! Wir müssen uns erst noch ein Einmachthermometer besorgen, aber natürlich nicht am Feiertag… Das heisst nun aber, dass unsere arme Hefe noch 2 weitere Tage überleben muss, denn die Brauerei hat keine mehr, dort wird erst in 2 Wochen wieder gebraut.
Hallo,
Leider habe ich diese Seite zu spät entdeckt.
Ich hoffe, dass alles gut gegangen ist. So Experimente finde ich immer sehr spannend.
Liebe Grüße
Roland
Schade, dass ich nicht live dabei sein kann. 😥 Aber das Internet hilft ja etwas, den Schmerz zu lindern 🙂
Ich drücke Euch und vor allem der Hefe die Daumen, dass das sie überleben wird, und das Experiment gut gelingen möge!
Gruß aus der Ferne,
Ralf