Josefi Bockbieranstich 2011 in Ellingen

Bisher hatte ich den Frühlingsanfang immer in meiner Münchner Lieblingsbrauerei begangen. Mit einer Anstichzeremonie am Freitag Vormittag, und dann mit einem rauschenden Fest am Abend sowie an den beiden Folgeabenden. Wichtig war, dass die Brauerei wieder ihre neue Saison eröffnet hatte, und dass es endlich wieder vernünftiges Bier zu trinken gab, Bockbier in diesem Fall. Der Eröffnungstermin war dann, sofern dies schon in der Fastenzeit war, das erste Märzwochenende, manchmal das letzte im Februar. Den Josefstag hatte ich in dieser Zeit nie so richtig zelebriert, bestenfalls am Rande wahrgenommen. Heuer aber ist alles anders. Meine Lieblingsbrauerei hat nicht mehr aufgemacht, und so bin ich frei für neues. Und da gab es in Ellingen bei Weißenburg in Bayern – korrekt aber in Franken! – etwas zu erleben, das sogar für Ellingen neu war: Einen Josefibock-Anstich (nicht neu) am Josefsbrunnen (ganz neu! 🙂 ).

Wie es dazu kam, muss ich jetzt etwas genauer erläutern. Bereits im vergangenen Jahr hatte ich Stefan Mützel, den Braumeister des fürstlichen Brauhauses in Ellingen kennengelernt. (Da steht noch ein Bericht von benhur und mir aus über unseren schönen Winterabend, den wir mit Stefan im Sudhaus verbracht haben :oops:.) Zum Josefstag hat uns Stefan wieder nach Ellingen eingeladen zum Anstich des Josefibocks. Der sollte eigentlich im Schloßbräustübel stattfinden, abends, dachten wir. Dann aber hat mir Stefan geschrieben, dass es seit kurzem wieder einen Josefsbrunnen gibt. Wieder, weil der alte im Krieg zerstört wurde. Und dort soll um 10:30 Uhr in der Früh der Anstich gefeiert werden. Und die zehn ersten Josefs oder Josefas bekämen ein kleines Nahrungspaket, gestiftet vom Ellinger Bäcker und vom Metzger. Da wollte ich natürlich dabei sein, auch wenn ich leider nicht Josef heiße, und habe mir meinen Wecker gestellt für den frühen Zug, der von München direkt nach Ellingen gefahren wäre. Ich habe allerdings meinen Wecker sehr gut überhört, ähm, eigentlich zwei Wecker, und so bin ich halt dann doch mit dem Auto über die A9 nach Norden und im Altmühltal links weg nach Ellingen gefahren. So konnte ich sogar noch schnell in meinem Hotel einchecken und war ganz pünktlich beim Anstich.

Dort wartete schon der Braumeister Stefan und eine ganz nette klein-große Anzahl Ellinger Bürger, dass bald der Bürgermeister käme und man anfangen könne, mit dem ersten Anstich am neuen Josefsbrunnen. Der alte war wie gesagt im Krieg zerstört worden, und man hatte sich entschlossen, den Brunnen 2010 wiederherzustellen. Während man so wartete, dass der Anstichzeitpunkt näher rückte, erzählte Herr Specht, er ist sowas wie der Vorsitzende des Ellinger Barockvereins, etwas über die Geschichte des Brunnens. An der Anstichstelle stand nämlich vor mehreren hundert Jahren schon ein Josefsbrunnen. Dieser alte Brunnen erhielt leider im Krieg einen Volltreffer einer Brandsignalbombe und wurde dabei vollkommen zerstört. Dabei war Ellingen gar nicht auf dem Plan der Alliierten gewesen. Man wollte irgend was größeres bombardieren, musste aber wegen schlechten Wetters wieder umkehren. Doch wenn man die Bomben schon mal dabei hat … da bot sich Ellingen mit der im Ort liegenden Kreuzung zweier größerer Bundesstraßen, eine davon die B2, und wegen der naheliegenden Eisenbahnmagistrale als gutes Ersatzziel an. So kam es also, dass man jetzt einen neuen Josefsbrunnen errrichtet hat, und der Bockbieranstich war quasi sowas wie eine Einweihungsfeier.

Zum Anstich kamen auch Fürstin Katharina und Fürst Carl Friedrich von Wrede. Als der inzwischen eingetroffene Bürgermeister sich auf den Zapfhammerschlag vorbereitet, meinte die Fürstin scherzhaft:

Heuer aber nur EIN Schlag, Herr Bürgermeister!

Das gelang dem Bürgermeister auch fast, aber einen zweiten Sicherheitsschlag setzte er doch drauf. Dazu meinte einer der zuschauenden Bürger:

Ein Schlag für die Stadt und einer für den Fürsten. So muss es sein in Ellingen.

Nachdem das dann also gut geschafft war, gabs die ersehnten Freiseidla aus dem 30l Fass. Die ersten beiden natürlch für das Fürstenpaar, die weiteren für alle anwesenden Josefs und Josefas, und zum Schluss für das gemeine Ellinger Bürgervolk und mich ;-).

Endlich – Der Bock!

Aus dem frisch angezapften Fass kommt noch sehr viel cremiger Schaum mit raus. So kann ich mich erst mal ein Weilchen an dem herrlich bierigen Duft in meinem Seidla erfreuen. So echt bieriges Bier habe ich schon lange nicht mehr gerochen. So richtig voll hopfig und malzig steht es über dem Schaum, und während ich so schnuppere, scheint sogar die Frühlingssonne kurz auf den Platz vor dem neuen Josefsbrunnen und lässt den Bock in seinem Kastanienbraun lecker im Seidla leuchten.

Im Antrunk dann erst leicht cremig, aber auch schön prickelnd, insgesamt höchst vollmundig malzig, ein wenig süß, sehr gekonnt und perfekt mit Hopfen abgestimmt und noch leicht brotig aber überhaupt nicht bitter. Wirkt sehr nahrhaft, was mir auch Stefan bestätigt: etwas über 7.5% vol. alc. hat der Josefibock abbekommen. Und laufen tut er wie Öl.

Mein erster Eindruck am Anstichmorgen: Teuflisch süffig guuuut! Das kann ja heiter werden, heute abend im Bräustübel! 😮

Meine Fotos vom Anstich

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

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