Braugasthaus „Zum alten Fritz“ – Rostock

Bei der Auswahl der „Kogge“ am ersten Abend in Rostock hatten wir uns die Ortskenntnis meines Kollegen zu Nutze gemacht, um uns die Zeit für die Suche zu ersparen. Ich hatte natürlich unabhängig davon auch schon nach „Gasthausbrauerei Rostock“ gegoogelt, weil ich mir dachte, dass aufgrund des aktuellen Booms bei derartigen Braustätten doch auch in Rostock so eine zu finden sein müsste. Da war ich auch umgehend fündig geworden mit dem Ergebnis Brauereigasthaus „Zum alten Fritz“. Ich war etwas zwiespältig, was mir für den letzten Abend mit den Kollegen lieber ist: Nochmal die alteingesessene Traditionsgaststätte „Zur Kogge“, oder eine moderne Brauereigaststätten wie der „Alte Fritz“. Wäre ich alleine unterwegs gewesen, hätte ich den Abend wohl beim „Fritz“ verbracht. Aber ich musste mich auch mit den Kollegen abstimmen, und da war die „Kogge“ irgendwie die passendere Wahl. Beim Fritz schauten wir trotzdem kurz vorbei. Eine Stunde sollte es werden, fast zwei wurden es tatsächlich 😛

Innen in der Gaststätte erwartete uns eine Kombination aus Backsteinen, Eisenträgern und viel Holz, ausgeschmückt mit ebenso viel Kupfer von der Braueinrichtung. Schon beim ersten Blick in die Karte fanden wir heraus, dass der „Fritz“ in Rostock kein Einzelgänger ist, sondern noch drei Brüder hat: In Greifswald, in Stralsund und in Binz auf Rügen gibt es noch weitere dieser „Fritze“. Die Gasthäuser „Zum alten Fritz“ scheinen so was wie junge Ableger der Stralsunder Brauerei von 1827 zu sein, welche die DDR-Zeit mehr oder weniger gut überstanden hat und nach einer Modernisierung seit 1997 wieder voll aktiv ist. So standen beim „Fritz“ die hausgebrauten Biere aus der Gasthausbrauerei neben der ganzen Palette der Stralsunder Biere zur Auswahl.

Heller Zwickelfritz

Ich nahm an, dass das wohl das Standardbier sein muss und wählte es als erstes. Durch den vollen Schaum hindurch riecht man kaum etwas. Als er sich langsam setzt, kommt aber der frische Gärgeruch von feiner Kohlensäure durch. Auf der Zunge fühlt sich das Zwickel cremig an, samtig, wunderbar weich. Auch das Prickeln auf der Zunge hat diese Weichheit, die das angenehme Hauptmerkmal dieses Bieres ist. Sogar das Malz, obwohl schön ausgeprägt, fühlt sich weich an. Ich bin fast geneigt, diesem Bier den Spitznamen „Kopfkissenbier“ zu geben.

Dunkler Zwickelfritz

Das war das zweite Bier aus dem Hausbrausortiment. Hier ist der Duft deutlich stärker ausgeprägt. Das Aroma: malzig, mit leichtem Karamellton. Lustig: ich werde davon an Mutters Karamellpuddingpulver von „Müllers Karlsbader“ erinnert. Im Antrunk dann richtig volles rundes Dunkelmalz der guten Art, soll heißen: ohne störende Röstgeschmäcker. Je länger ich es vor mir habe, und je wärmer es wird, desto mehr erinnert mich der Malzgeruch an den von Whisky. Einer meiner Kollegen sagt: „Es könnte ein Stout sein“. Dem muss ich zustimmen und staune, wie das offenbar untergärige Bier diesen Charakter angenommen hat. Auch das dunkle zeichnet sich durch eine enorme Weichheit im Charakter aus. Da ich Malz so gerne mag, könnte ich dieses Bier den ganzen Abend lang trinken.

Stralsunder Biere

Auch diese wollten noch angestestet werden. Alle durchzuprobieren, da hätte ich wie gesagt den ganzen Abend bleiben müssen. Von Pils über Bock und Kellerbier bis zu Roggen-Weizen und Porter wäre da alles zu haben gewesen. Ich beschränkte mich auf die beiden prominentesten Vertreter, und nahm ein Sixpack mit nach Hause, wo rein zufällig (wirklich!) schon ein paar weitere Stralsunder Flaschen in meinem Kühlschrank warten – auf eine Flaschenbierprobe für einen kommenden Bericht.

Stralsunder Pils

Das ist gleich ein harter Kontrast zur Weichheit der Hausbraubiere. Riecht gerstig und hopfig. Schmeckt auch pilsig herb. Vom Charakter her leicht mehlig, trocken, mit leichter Säure. Nach der Erfahrung der Fritz Zwickelbiere wirkt es auf der Zunge kalkig hart. Trotzdem für sich genommen ein sehr gutes Pils. Aber nicht so ein Bitterhammer wie das Jever, sondern in seiner Herbheit hanseatisch zurückhaltend.

Stralsunder Traditionsbock

Dieser wurde mir in der Flasche serviert. Ich war von der Getränkekarte in meiner Erwartung fehlgeleitet und erwartete einen hellen Bock. Doch schon als ich an der Flasche roch, merkte ich am schweren dicken Karamell-Röst-Malz-Geruch, dass da wohl ein dunkles Bier drin ist. Es schmeckte dann auch eher röstig als malzig, ein sehr direktes Malzaroma mit etwas brenzliger Röstbittere. Das hatte etwas von starkem schwarzen Kaffee mit leichter Hopfengabe. Keinesfalls ein Bier für den Durst, mehr was für Freunde des starken Malzgeschmacks. Der Hopfen ist eher nicht das Hauptgeschmacksmerkmal des Stralsunder Traditionsbocks. Wer den Hopfen sucht, der nimmt lieber das Pils aus Stralsund.

Das war jetzt ein ziemlich hastiger Test, vor allem was die original Stralsunder Biere angeht. Doch wie gesagt, ich habe da noch einige auf Lager. Die kleine Kostprobe hat die Vorfreude darauf in jedem Fall schon mal geweckt.

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

5 Kommentare

  1. hallo ralf

    das hätte ich von dir nicht erwartet, das du ein stralsunder bier trinkst.
    da kannst du ja gleich öttinger probieren.
    für mich geht stralsunder bier gar nicht.

  2. Servus Tine!

    Ich wusste gar nicht, dass das Stralsunder bei den Einheimischen einen so schlechten Ruf hat. Das Pils war für mich tatsählich OK. Der Traditionsbock … na, man konnte es ja oben lesen. Danke aber für Deinen Einwand. Ich nehme ihn mal so mit, wenn ich dann demnächst die Flaschen in meinem Kühlschrank angreife. Das Ergebnis wird jetzt jedenfalls sehr spannend werden 🙂

    Gruß
    ralf

  3. Moin, moin,
    meines Erachtens wird aber selbst nicht in Rostock gebraut, sondern die Biere (auch die sogenannten Hausbrauereibiere) kommen alle aus Stralsund.
    Aber ist ein geiler Laden, der alte Fritz in Rostock!

  4. Waren Geburtstag dort feiern war sehr schön dort nette Bedienung alles so weit gut ausser die WC Anlage war nicht sauber es roch extrem dort und WC Papier fehlt

  5. Pingback:Restaurant Zum alten Fritz in Rostock Erfahrungsbericht - Ostsee Schnack

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert