Der Gosewirt Dr. Hartmut Hennebach ist tot

Beim Betrachten der Besucherzugriffe im Blog-ums-Bier hatte ich zum Anfang des Jahres schon eine böse Vorahnung bekommen: Ein Besucher setzte die Suchbegriffe „Dr. Hennebach gestorben“ ab. Ich habe umgehend selbst die Google Suchmaschine befragt, aber außer den mir meist schon bekannten Seiten und Artikeln, darunter auch meine eigenen, keinen Hinweis in dieser Richtung gefunden. Heute war ich nun mit Freunden aus Leipzig und München in der Gosenschenke „Ohne Bedenken“, dem Lokal von Dr. Hartmut Hennebach, um ihnen in dieser historischen Gaststätte die Gose und deren Geschichte etwas näher zu bringen. Mit Stolz habe ich auch von meiner Begegnung mit dem Gosewirt erzählt und dabei auch auf sein Bild an der Wand gezeigt, wo er in seiner typischen Haltung, die Gosestange in der einen, eine Goseflasche in der anderen Hand abgebildet war. Es war eine ältere Aufnahme in Schwarz-Weiß. Darum habe ich erst beim zweiten Hinschauen mit Erschrecken den Trauerflor daran wahrgenommen.

Also ist es doch passiert. Ich erkundigte mich gleich bei der Kellnerin. Diese erzählte uns, dass er am 5. Oktober an Krebs verstorben ist, also vor gut fünf Wochen erst, im Alter von nur 62 Jahren. Noch sichtlich durcheinander, erzählte sie, wie der „Chef“, so nannten die Beschäftigten der Gosenschenke den Dr. Hennebach, seine Trauerfeier selbst organisiert hat, und wie er aus dem Sterbebett noch seiner Angestellten das Trauergesteck bezahlen wollte, das sie für ihn besorgen wollte, wenn es dann so weit ist. (Sie hat das natürlich vehement abgelehnt.) Das passt alles zu dem, wie ich Dr. Hennebach bei meinen kurzen Begegnungen kennengelernt hatte. Er strahlte eine derartige Begeisterung für die Gose aus und die mit diesem besonderen Bier verbundene Lebensfreude, dass er mit Recht als „Gosebotschafter“ bezeichnet werden durfte. Wenn man den Berichten über die Gose allen Glauben schenken darf, dann würde es ohne Dr. Hennebachs leidenschaftlichen Einsatz dafür dieses Bier wohl heute nicht mehr geben.

Die Gosenschenke „Ohne Bedenken“ war und ist für mich einer der beiden wichtigsten Orte in Leipzig in Sachen Gose. Einer ist der Bayerische Bahnhof, wo heute die „Leipziger“ Gose gebraut wird, klar. Aber der für mich schönste Ort, die Gose zu genießen, ist eben die Gosenschenke von Dr. Hennebach. Die letzte original erhalten gebliebene historische Schenke mit Alt-Leipziger Flair und mit dem für mich schönsten Biergarten Leipzigs. Dr. Hennebach hatte im Jahr 1982 als Geschäftsführer sein Wirken in der Schenke begonnen und bereits in der DDR-Zeit die Gosenschenke zu einem Kleinod gemacht. Als ich im Jahr 2008 die Schenke entdeckte, habe ich mich auf der Stelle in diesen Ort verliebt und komme seitdem immer wieder her.

Ich hoffe nur, für alle Gosefreunde, dass die Gosenschenke in ihrer Art so erhalten bleiben klann. Der neue Inhaber ist der bisherige Geschäftsführer Jens Gröger, an den Dr. Hennebach im Angesicht des nahenden Todes das Geschäft noch selbst übergeben hat, so ist es in einem Artikel in der regionalen online Ausgabe der Bild zu lesen. Ich wünsche Herrn Gröger viel Erfolg und drücke ihm und der ganzen Belegschaft der Gosenschenke fest die Daumen, damit diese ganz spezielle Gaststätte noch lange fortbestehen bleibt.

Und dem „Chef“ Dr. Hartmut Hennebach danke ich dafür, dass er der Bierwelt eine ihrer eigenartigsten und wunderbarsten Kreationen erhalten und wiedergegeben hat.

Goseanna, Dr. Hartmut Hennebach!

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

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