3. Deutsche Meisterschaft der Biersommeliers

Während in München-Giesing die mittlerweile sechste Biergenussmesse „Braukunst Live!“ die Aufmerksamkeit der internationalen Bierwelt auf sich zog, wurde parallel dazu am Samstag, dem 11. Februar 2017, von der breiten Öffentlichkeit fast unbemerkt, in den Räumen der Doemens Academy GmbH in Gräfelfing die 3. Deutsche Meisterschaft der Biersommeliers abgehalten. 56 Teilnehmer, darunter fünf Teilnehmerinnen, waren angetreten. Dem Meisterschaftsreglement entsprechend mussten diese alle über die deutsche Staatsbürgerschaft verfügen (darum ja auch „Deutsche Meisterschaft“) und eine Ausbildung zum Biersommelier bzw. zur Biersommelière erfolgreich abgeschlossen haben.

Der Wettbewerb

Durch die Teilnahmevoraussetzung sollten die Wettbewerber ohnehin bereits ein amtlich geprüftes und herausragendes Bierwissen und Bierkönnen besitzen. Dass dem auch wirklich so ist mussten sie am Vormittag in zwei Vorentscheidungsrunden unter Beweis stellen. Dazu wurden die Kandidaten in drei Gruppen aufgeteilt, in denen es zwei Prüfungen zum Erkennen von Bierflavors und Bierstilen bestmöglich zu bestehen galt. Am Nachmittag durften die sechs Besten antreten zum großen Finale vor fachkundigstem Publikum, bestehend aus einer hochkarätigen dreiköpfigen Jury, den übrigen Biersommelièren und Biersommeliers und einigen Pressevertretern, zu denen ich mich als Blogger-ums-Bier dazu gesellen durfte.

Vorentscheidungen

Als ich mittags in der Doemens Academy ankam, waren noch nicht alle Gruppen fertig. Das gab mir die Gelegenheit, am Schwarzen Brett in der Aula der Brauerschule einen Blick auf die dort zur Information ausgehängten Prüfungsbögen zu werfen. Teils bekam ich beim Betrachten der Blätter durchaus Lust, selbst auch mal so eine Blindverkostungsprüfung mitzumachen, teils merkte ich aber an dem mit Fachbegriffen beladenen Inhalt, dass dazu schon eine beachtliche Vorausbildung und Vorbereitung notwendig ist.

Vorentscheid 1. Teil (Bierflavors)

Hierbei galt es offenbar, zehn blind zu verkostende, oder vielmehr blind zu beschnüffelnde Biere den verschiedenen bei Bieren möglichen Geruchsrichtungen zuzuordnen. Gut, Diacetyl als butterartig, wie Buttermilch, ist heutzutage auch Laienbierfreaks wohl bekannt, als willkommener Duft nämlich in einem Pils nach böhmischer Brauart, und als geh-weg!-Duft, wenn es ein Pils nach deutscher Brauart hätte werden sollen.

Im Ganzen standen 33 chemische Substanzen zur Wahl, von denen ich die meisten noch nie in dieser Fachlichkeit gehört hatte. Isoamylacetat – bananenartig, wie Eisbonbon, geht gerade noch. Und vielleicht auch noch Guajacol – rauchig, geräucherter Schinken.

Ab dann werden die Ausdrücke jedoch richtig abenteuerlich. Ich garantiere im Weiteren nicht mehr für die Rechtschreibung! Nonenal – nach Pappkarton und nassem Papier. Ethylhexanoat – apfelartig, Anisnote. Isovaleriansäure – käsig, alter Hopfen. Vinylguajacol – gewürznelkenartig, phenolisch, und Benzaldehyd – Marzipan und Mandelnote.

Zum Schluss noch ein paar der „leckersten“: Mercaptan – Kanalgeruch, stinkend. Methylbutenthiol – Lichtgeschmack, nach Stinktier. Caprylsäure – Ziege, ranzig. Trichloranisol – moderig, schimmelig. Methanthiolon – katzenartig, schwarze Johannisbeere (häh?).

Vielleicht kurz doch noch was aussprechbares: Buttersäure – ranzige Butter, schweißig.

Ich hoffe nur, die Meisteranwärter und Anwärterinnen hatten trotzdem Spaß bei dieser Prüfung und es kamen nicht nur die unschönen Sachen auf den Prüfungstisch.

Vorentscheid 2. Teil (Bierstile)

Bei dieser Prüfung sollten auch wieder zehn blind servierte Biere, d.h. ohne Kennzeichnung nackt im Glas, nur mit einer Nummer benannt, in eine Liste aus 33 möglichen Bierstilen einsortiert werden. Die Beispiele hierzu kann ich glücklicherweise wieder niederschreiben ohne mir die Finger über der Tastatur brechen zu müssen. Es ging alphabetisch von A – Alkoholfreies Bier und Alt über G – Geuze, K – Kölsch, L – Leichtbier (untergärig), bis zu verschiedenen W – Weizen alkoholfrei, Weizen (filtriert) (Kristallweizen) und Weizenbock. Dazwischen neben vielen weiteren noch die I – Imperial IPA und Imperial Stout sowie India Pale Ale. (Z – Zoigl und Zwickel fehlten allerdings. Na gut, sind auch keine Bierstile.)

Ich könnte mir denken, dass mit diesem Test die meisten Prüflinge ausgesiebt wurden. Kölsch, Leichtbier, Kristallweizen – das kann doch schon mal sehr ähnlich sein. Oder ein gut gebautes H – Helles Lager von einem schwachbrüstig ausgefallenen E – Export zu unterscheiden. Hut ab vor dem, der da besteht!

Mittagspause

Nach diesem anstrengenden Vormittag durften sich die Meisterkandidaten bei leichter Verpflegung erholen. Bis auf die sechs Besten, die der Meisterschaftsorganisator Dr. Wolfgang Stempfl, Geschäftsführer und Schulleiter von Doemens, gegen Ende der Pause schelmisch zwinkernd zu sich rief. Diese konnten die Speise eher als Stärkung sehen für die nun auf sie zukommende Aufgabe – das

Finale der sechs Besten

Die Kriterien, nach denen aus den sechs Besten der eine Allerbeste, der Deutsche Meister der Biersommeliers gekürt wird, erläutert Dr. Stempfl zu Beginn den Zuhörern. Die Kandidaten dürfen sich jeweils aus drei verschiedenen Finalistenbieren eines auswählen, das sie dem Publikum und der Jury als Biersommelier präsentieren. In ihrem Vortrag werden grob drei Facetten beleuchtet. 1. das „Was“. Wie gut kann der Finalist das Bier fachlich erklären? 2. das „Wie“. Wie ist das Erscheinungsbild, das Auftreten des Sommeliers auf der Bühne und vor Publikum. 3. das „Wieviel“. Wie lange braucht er für seinen Vortrag? Heißt: Wie lange kann er sprechen? Wer nach nur zwei Minuten schon am Ende ist, hat nicht allzu viel zu sagen gehabt. Wer dagegen über eine viertel Stunde braucht, sagt am Ende auch nicht viel Neues. 8 Minuten gibt Dr. Stempfl als optimalen Richtwert an. Was unter 1. übrigens auf gar keinen Fall fehlen darf, so schien es mir, ist die Erklärung, zu welchem Essen das vorgestellte Bier passt, oder andersherum welches Essen zu dem Bier. Abgesehen davon, dass das wirklich ein wichtiger Punkt ist, gibt es dem Vortrag einen gewissen Rahmen vor und macht die einzelnen Präsentationen für die Jury und das Publikum besser vergleichbar.

Die Jury

wurde gebildet von (im l. Bild v.l.n.r.)

Dipl.-Ing. Nicola Buchner, bei Doemens verantwortlich für die „Genussakademie“. Hier werden auch die Sommelierausbildungen veranstaltet.

Dr. Werner Gloßner, als Geschäftsführer in der Geschäftsleitung von Doemens.

Dr. Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer Bayerischer Brauerbund e.V.

(r. Bild) Die zuhörende Sommeliergemeinde im Publikum. Diese durften am Ende des Finales jeder genau eine Stimme für genau einen Kandidaten abgeben. Diese Wertung sollte mit in die Beurteilung durch die Jury eingehen.

Die Finalisten

Leider waren es nur Sommeliers. Keine der fünf Sommelièren hat es in die Endausscheidung geschafft. Ich fasse mich bei der Vorstellung der Finalisten kurz und lasse die Bilder sprechen. Aufpassen, Aufschreiben und Fotografieren gleichzeitig war schon schwer. Ich will aber nicht jammern. Den wirklich schweren Part hatten die Herren auf der Bühne, konnten sie die edlen Finalistenbiere ja nicht in Ruhe, und schon gar nicht für sich allein genießen. Sie mussten der Jury immer korrekt die Gläser füllen und servieren, viel erzählen, und alle schauten und hörten aufmerksam zu.

Nr. 1 – Christoph Puttnies

Ist in der Herstellung bei der Stralsunder Störtebeker Braumanufaktur.

Nr. 2 – Frank Lucas

War früher auch bei Störtebeker, ist jetzt von der Rügener Inselbrauerei. Amtierender Vize-Weltmeister der Sommeliers für Bier und bei Veranstaltungen wie heute von Dr. Stempfl so genannter „Dauerfinalist“. Wir vom Blog-ums-Bier haben ihn z.B. bereits als Finalist und Beleger eines der drei vierten Ränge bei der 3. Weltmeisterschaft der Sommeliers für Bier im September 2013 kennengelernt.

Nr. 3 – Klaus Artmann

Ist Gesellschafter und Diplom-Biersommelier bei BIERTRAUM.

Nr. 4 – Stephan Hilbrandt

Ist Hobbybrauer und Biersommelier aus Bonn.

Nr. 5 – Martin Wörner

Ist Brauer bei der Schlossbrauerei Autenried im Schwäbischen, unweit von Ulm.

Nr. 6 – Jan-Hendrik Koch

Begann auch als Hobbybrauer, wurde bei Holsten zum Brauer und ist jetzt bei einer niederländischen Brauerei mit G, so stellte er sich vor.

Die Präsentationen

Der Sieger – Frank Lucas

Der Vizeweltmeister darf nun also von Dr. Lothar Ebbertz den Deutschen Meisterpokal entgegennehmen. Anschließend kann er sich nicht lange auf seinem Titel ausruhen und muss als frischgebackener Deutscher Meister gleich zur Braukunst Live! nach München. Es ist 15:30 Uhr in Gräfelfing. Um 17:00 Uhr hat er auf der Biergenussmesse in einer sog. „Masterclass“ seinen ersten offiziellen Termin. Im Meisterschaftsreglement von Doemens steht nämlich wortwörtlich unter  

Artikel 8
Der Gewinner der Deutschen Meisterschaft der Biersommeliers verpflichtet sich auf der
Braukunst Live! 2017 ausgewählte Biere im Rahmen einer Masterclass zu präsentieren.

Man sieht sich wieder bei der Weltmeisterschaft im Herbst

Die 3. Deutsche Meisterschaft der Biersommeliers diente nicht allein zur Ermittlung des Deutschen Meisters. Der Meister sowie die 19 Nächstplazierten aus den Vorentscheiden haben sich für die Teilnahme an der 5. Weltmeisterschaft der S – Sommeliers für Bier –  qualifiziert.

Herzlichen Glückwunsch vom Blog-ums-Bier.de an Sieger Frank Lucas, die Zweit- und Drittplazierten Christoph Puttnies und Klaus Artmann, die drei Viertplazierten und die übrigen Weltmeisterschaftsteilnehmer. T T T euch allen – Toi toi toi !!! 🙂

ralf

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

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