Brauseminar mit dem Ayinger Biersommelier Alexander Moosbauer

Bei der Preisvergabe des „European Beer Star Award“ auf der Nürnberger Brau-Beviale 2012 war ich ganz überrascht, als bei der Verleihung des Goldpokals für die Ayinger Ur-Weisse nicht der Braumeister und auch nicht der „Bräu von Aying“ anwesend waren, um die Trophäe entgegenzunehmen. Stattdessen kam der Biersommelier von Aying auf die Bühne, als die Ayinger Brauerei an der Reihe war. Der Laudator schien mir dabei ebenso überrascht gewesen zu sein wie ich, denn er begrüßte den Ayinger Vertreter mit verwundert klingender Stimme einfach nur als „der Biersommelier“. Ich musste also nach der Preisverleihung erst mal Dr. Google befragen, um so dann doch sehr schnell den Namen des Mannes aus Aying herauszubekommen: Alexander Moosbauer. Dann blieb aber immer noch das Rätsel offen, warum eben gerade der Biersommelier in Nürnberg war. Diese Frage hatte benhur bei der Bierverkostung des Ayinger Freundeskreises im Dezember aufklären können: siehe benhurs Blog-Kommentar. Ab jetzt ergab eins das andere, sodass auch ich tatsächlich bald den Ayinger Biersommelier persönlich kennenlernen sollte. benhur hatte bei dieser Bierprobe nämlich erfahren, dass Alexander Moosbauer im Frühjahr 2013 in Aying Brauseminare halten wird, und sich zusammen mit oliver gleich für eines dieser Seminare angemeldet. Da wollte ich natürlich auch mitmachen. Doch dieses Seminar war schon ausgebucht. Herr Moosbauer konnte mir glücklicherweise einen Ausweichtermin anbieten. Und so konnte ich bereits im Januar nach Aying fahren – zum Brauseminar mit dem „Biersommelier“. 🙂

In der Vorankündigung zum Seminar hatte ich gelesen, dass beim Bierseminar natürlich vor allem ein Bier gebraut werden soll. Darüber hinaus sollte es aber auch die Theorie des Brauens zu lernen geben. Und dann war da noch ein Programmpunkt, der mich ganz besonders interessierte: eine sensorische Prüfung mit künstlichen Aromen sollte gemacht werden. Da sollte ich doch für meine Praxis beim Riechen am Bier noch etwas dazulernen können.

Der Brautag

Einführung  (10:00)

Sonntag Vormittag um Zehn war der Start des Seminars. Alexander Moosbauer hatte in der Küche des „Herrenhauses“ der Ayinger Bräufamilie Inselkammer schon alles vorbereitet. Gebraut wurde mit der „BrauEule“, einer inzwischen bei Hobbybrauern recht verbreiteten Kleinbrauanlage, die aber auch von echten Braumeistern für ihre Versuchssude verwendet wird. Ein Profi-Hobby-Gerät also. Die Apparatur stand zentral auf dem großen Küchenherd und war schon „unter Dampf“, als wir Seminarteilnehmer dazu kamen. Rundum verteilt lagen die diversen Brauutensilien bereit: Schöpfkellen, Siebe, Messbecher, Würzespindel, Gärbottich – kurz: alles, was man zum Brauen so braucht.

Auch die Rohstoffe standen schon bereit: Das Malz in Säcken der Bamberger Mälzerei Weyermann, und auf dem großen Arbeitstisch eine kleine Box mit Hopfen sowie natürlich auch die notwendigen Unterlagen: das Brauprotokoll und – ganz wichtig! – das Rezept.

Und von diesem Rezept war ich sofort sehr angetan. Wir sollten an diesem Tag ein Kellerbier brauen. Also ein untergäriges naturtrübes Bier, aber mit zwei sehr speziellen Besonderheiten: Es sollte eine rote Farbe bekommen. Sehr schön! Und noch schöner: es sollte mit einem in Bayern noch recht neuen Aromahopfen gehopft werden, nämlich ausschließlich mit Hopfen der Sorte „Cascade“ aus der Hallertau. Dieser Hopfen sollte neben der regulären Gabe beim Würze Kochen noch in einer extra Gabe im Whirlpool eingebracht werden. Als Alexander Moosbauer uns dieses Rezept vorgestellt hatte, war ich sofort kribbelig aufgeregt. Das klang doch nach etwas „das ich schon immer mal machen wollte!“ 😛

Doch wir sollten an diesem Sonntag nicht einfach nur Bier brauen, sondern eben auch etwas darüber lernen, über das Brauen – und das Bier. Als Assistent der Geschäftsleitung konnte der Biersommelier dazu viel Hintergrundwissen speziell aus der Ayinger Brauerei mit anbringen. Zum Thema Malz war das z.B. die Information, dass Ayinger mit Malz aus regional angebautem Getreide arbeitet. Wie kommt es dann aber, dass wir hier Säcke von der Mälzerei Weyermann aus Bamberg sehen, war meine Frage. Herr Moosbauer konnte das umgehend erklären: Nun, das kommt daher, dass die Ayinger Brauerei nur bis 1977 eine eigene Mälzerei hatte. Seither wird das regional bezogene Getreide auswärts vermälzt, in Bamberg, bei Weyermann eben. Im Raum München gibt es aber schon noch Brauereien, die selbst mälzen, weiß Herr Moosbauer. Er nannte als Beispiele die Brauerei Schweiger in Markt Schwaben und die Münchner Augustiner Brauerei. Schweiger fand ich hoch interessant, das war bisher ganz an mir vorbei gegangen.

Auch zum Thema Hopfen konnte der Biersommelier viel Neues erzählen. Das Kalthopfen, bzw. das sog. Hopfenstopfen war mir natürlich bereits ein Begriff. Ich kenne das vor allem von jungen deutschen Brauern. Und auch die junge Sorte Cascade war mir nicht neu. Dass aber inzwischen auch die Augsburger Traditionsbrauerei Riegele den Cascade in ihrem Kellerbier im regulären Ausschank hat, mit dieser Information hat mich Herr Moosbauer wirklich überrascht. Inzwischen habe ich das Augsburger Kellerbier mit Cascade auch schon bei Riegele vor Ort probiert. Das war eine wirklich sehr lohnenswerte Information, die er da gab :-).

Im Laufe des Brautages gab Alexander Moosbauer uns sieben Braunovizen noch viele weitere derartige Kunde über unser Lieblingsgetränk mit. Und natürlich auch viel Fachwissen über den Brauprozess selbst, wo auch für mich immer wieder was Neues zu hören war und Bekanntes von einer anderen Seite beleuchtet wurde. Herr Moosbauer kann das alles so kompetent und auch sehr unterhaltsam aufbereiten, dass auch ein absoluter Brau-Neuling vom Unterschied zwischen ober- und untergärig über das Reinheitsgebot bis zu den verschiedenen Biertypen alles gut verstehen kann:

  • die verschiedensten Hopfensorten,
  • die Vielfalt der Biersorten, insbesondere das Ayinger Zwicklbier
  • wie man Bier richtig lagert
  • die Bedeutung des Reinheitsgebots,
  • die vielen neue Biere aus der jungen deutschen Bierszen – etwa der „Hallodri“ der Münchner Hofbräu, und wie dieser 2012 auf der Braumesse „Braukunst Live!“, bei den Altgewohnheitstrinkern von HB gar nicht so gut ankam
  • die Hefe – ober- / untergärig
  • natürlich den Brauvorgang an sich inklusive der Tricks bei der Hopfengabe
  • und wie praktisch die BrauEule ist.

Auf zur Praxis – So wird das rote Kellerbier gebraut

Es geht los: Schroten des Malzes (10:20)

Herr Moosbauer braut mit uns also mit einer BrauEule, wie gesagt ein überaus patentes Gerät, das sehr viel selber macht. Die Steuerung der Eule muss für den jeweiligen speziellen Sud vorprogrammiert werden: Die Zeiten und Temperaturen der Temperaturstufen beim Brauen – die „Rasten“. Das hatte Herr Moosbauer vorab schon getan. Er meinte dazu, dass das Brauen mit der Eule überhaupt sehr komfortabel sei. Die Rasten hält sie von alleine, und sogar nicht mal Rühren muss man. Was man aber tun „darf“, ist die Rohstoffe einfüllen. Und dazu muss das Malz, sofern man es wie wir noch unbehandelt als Ausgangsprodukt hat, erst geschrotet werden. Da durften die Seminarteilnehmer mit einer handgekurbelten Malzschrotmühle Hand anlegen. Weil das Kellerbier ja rot werden sollte, kam neben Pilsner und Münchner Malz noch ein Schuss CARARED® dazu – original von Weyermann. Der Sommelier, der in diesem Moment auch „der Brauer“ war, schüttete das Malz in den Maisch- und Läutertopf der BrauEule, und los ging ’s mit der ersten Rast.

Einmaischen (10:23)

Nachdem die Eule ihre Arbeit aufgenommen hatte, gingen wir in den Speisesaal des Herrenhauses, wo wir vom Biersommelier weiteres Wissen über das Bier, das Brauen und alles drum herum erzählt bekamen. Das tat er weiterhin so mitreißend, dass wir – Herr Moosbauer eingeschlossen – die Zeit vergaßen und die zweite Rast des Brauvorgangs einfach verpasst haben. Das ist mit der Eule aber kein Problem. Sie macht wirklich alles von selbst. Und so entspannt wie Herr Moosbauer dabei war, scheint er schon vollstes Vertrauen in das Braugerät zu haben.

2. Rast verpasst. Die Eule hat ’s gemacht.

3. Rast(11:30)

Zur dritten Rast waren wir dann jedoch wieder alle in der Küche bei der BrauEule und haben ihr beim Brauen zugeschaut. Es ist wirklich beeindruckend, was diese Erfindung leistet. Mit der richtigen Vorbereitung aller Zutaten und nach der Programmierung der Eule scheint das Bier Brauen ein Kinderspiel zu sein – oder eine Zauberei – je nachdem, wie tief man sich in der Theorie des Brauens schon auskennt. Ich glaube, man muss wohl einfach schon ein paar Brauvorgänge selbst gemacht haben. Dann kann man sich voll auf das Rezept konzentrieren, und die Programmierung ergibt sich von selbst. Wenn die rund 20l Maische erst mal am Kochen sind, muss alles klar sein, und ab da kommt es dann hauptsächlich darauf an, dass das Programm störungsfrei ablaufen kann. Bei unserem Seminar an diesem Sonntag tat es das auch, und wir konnten die Eule weiter werkeln lassen, um zum von mir so sehr erwarteten nächsten Programmpunkt zu kommen.

Sensorische Prüfung (12:00 bis 12:30)

Herr Moosbauer hatte uns auch erzählt, wie die Ausbildung zum Biersommelier aussieht. Dabei lernt man auch, Gerüche zu erkennen und zu unterscheiden. Diese Erfahrung sollten wir nun auch machen. Tja, wie sage ich das? Es war saumäßig schwer! Für den Fall, dass ein Blogleser auch an diesem Bierseminar teilnehmen möchte (sehr empfehlenswert! 😉 ), will ich nicht verraten, was wir da genau zu Schnuppern bekamen. Was ich bei dieser Geruchsprüfung gelernt habe war jedenfalls, dass es wesentlich leichter ist, Aromen/Gerüche wieder zu erkennen, als sie vollkommen blind korrekt zu er-kennen. Wenn da (alles nur Beispiele!) ein Apfelaroma dabei gewesen wäre, hätte ich wohl „Obstgeruch“ gesagt. Und wenn ich an einem Birnenaroma geschnüffelt hätte, wäre es für mich wahrscheinlich auch „Obstgeruch“ gewesen. Etwa von dieser Art war meine Erkenntnis, als Herr Moosbauer uns auflöste, was wir da gerade gerochen hatten. Und nach der Auflösung, wenn bekannt ist, dass beispielsweise Duft Nummer Eins die Birne war, und Nummer Zwei der Apfel, dann hätte ich sofort unterschrieben, dass es auch tatsächlich so riecht. Aber vorher drauf zu kommen, was es ist – da waren Dinge dabei, da hätte ich nach Stunden noch schnuppern können und wäre nicht in der Lage gewesen, es zu benennen.

Der „Weinkeller“ des Biersommeliers (ca. 12:30)

Nach dieser Lektion für den Geruchssinn zeigte uns Herr Moosbauer seinen Keller, bzw. den Keller des Ayinger Herrenhauses, wo er seine Schätze lagert. Ein Biersommelier hat natürlich hauptsächlich Biere in seinem Keller. Seltene Biere, teure Biere, super starke Biere, aktuelle Biere und auch nicht mehr erhältliche Biere, zu denen bald auch das TAP X – Mein Nelson Sauvin von Schneider gehören dürfte. Herr Moosbauer hätte da noch eins (siehe Bild).

Abläutern (12:55)

Inzwischen, es war schon bald Ein Uhr, war die Braueule fertig, um die Vorderwürze abzuläutern. Hier waren dann wieder allerlei echte Handgriffe notwendig. Darunter auch die Entnahme einer Würzeprobe zum Spindeln der Vorderwürze. Während so eines ganzen Brauvorganges wird nämlich immer wieder mal Wasser zugegeben. Zum Beispiel das Anschwänzwasser, mit dem beim Abläutern noch in den Malzresten, dem Treber, enthaltene wertvolle Inhaltsstoffe ausgespült werden. Diese Wassermengenmessungen und Spindelwerte gilt es in Brauformeln einzusetzen, damit man am Ende sicher auf die gewünschte Würzestärke kommt. Diesen Teil der Brautheorie hat uns unser Lehrmeister erspart, wohl wissend, dass das für einen einzigen Brautag einfach zu viel des Guten wäre. Wir vertrauten ihm bei seiner Berechnung, und er wirkte dabei so entspannt, dass wir uns hier wirklich keine Sorgen machen mussten. Richtig anschaulich war an dieser Stelle die Jodprobe. Das ist der Test, ob im Sud noch Stärke vorhanden ist. Wir konnten alle sehr schön sehen und verstehen, dass mit unserem Sud alles in Ordnung war.

Mittagessen am Putin-Tisch (ein Uhr)

Jetzt konnte der zweite Teil des Brauens beginnen. Während wir Brauschüler zum Mittagessen in den Brauereigasthof voraus gingen, startete Herr Moosbauer an der BrauEule das Würze Kochen. Kurze Zeit später kam er nach, um mit uns am Putin-Tisch (der saß wirklich ein mal dort) ein herrschaftliches Mahl zu genießen. Schäufele kenne ich ja sehr gut. Doch vom Milchkalb? Mit einem Sommelier lernt man Genießen! Dazu: Ayinger Bier aus der großen Brauerei. Die Eule kochte derweil in der Brauküche zuverlässig und alleine weiter. Viel einfacher kann Brauen kaum noch sein, sollte man meinen.

Nachmittagsspaziergang mit Brauereibesichtigung (ca. 14:25 bis 15:30)

Nach dem Mittagessen überzeugten wir uns, dass das Programm der Eule korrekt ablief. Es war alles OK, und so bot sich der herrliche Winternachmittag an für einen kleine Nachmittagsspaziergang. Natürlich blieben wir auch während des Spaziergangs beim Thema des Sonntagsseminars, beim Bier. In Aying ist das Bier ohnehin fast allgegenwärtig. Unser Lehrer zeigte uns zunächst die alte Brauerei, deren Gebäude noch da stehen, die aber technisch gesehen stillgelegt sind, d.h. kein Wasseranschluss mehr, kein Strom.

Wir gingen schnell zur aktuellen Ayinger Brauerei. Das hatte fast schon was Gespenstisches, also wir durch den menschenverlassenen Betrieb gingen, wo nur die Geräte leise vor sich hin brummten. Die Computer in der Steuerzentrale waren verlassen, die Bildschirme jedoch angeschaltet. Der Biersommelier überraschte uns hier mit seiner Souveränität, mit welcher er uns die Steuergrafik des Brauereicomputers erklärte. Er zeigte uns, in welchem Tank gerade welches Bier lagerte, und welche Tanks gerade unbenutzt waren. Ich staune immer mehr, wie breit doch sein Wissen über das Malzgetränk ist. Nicht nur, dass er sich mit dem Bier an sich und dessen Genuss bestens auskennt, und dass er es im Kleinen auch selbst herstellen kann. Nein, er kennt auch die Abläufe in der großen Brauerei.

Bevor wir aus dem Brauhaus hinüber gingen in die Füllerei, nahm unser Braulehrer noch ein Fläschchen mit Hefe mit, das der „große“ Ayinger Braumeister für ihn im Kühlraum bereitgestellt hat. Mit frischer Hefe aus dem großen Profibetrieb sollte unser Bier sehr gut gelingen dürfen.

Während wir so den Nachmittag zwischen der frischen Winterluft und dem Duft des der Brauerei verbrachten, hatte die Braueule in der Küche fleißig weiter die Würze gesiedet. Ich frage mich, warum das Gerät eigentlich Eule heißt. OK, klug und intelligent (ausgedacht) ist es. Aber so fleißig wie es arbeitet, hätte man es doch auch gut „Brau-Biene“ nennen können. 😉 Jedenfalls hat sie während unserer Abwesenheit einwandfrei weiter gearbeitet, und hatte nach ihrem Programm auch noch ein Weilchen weiter zu tun. So hatten wir nach unserer Rückkehr auch noch die Zeit für eine kleine Bierprobe, bevor es später an die abschließenden Arbeitsschritte des Brauvorgangs ging.

Bierverkostung IPA (15:45)

Eine Verkostung, das war bis heute immer mein typischer Gedanke, wenn das Stichwort „Biersommelier“ fiel. Mit einem Sommelier auch ein Bier zu Brauen, so weit hatte ich bis dato noch nie gedacht gehabt. Jedenfalls zeigte uns Alexander Moosbauer, dass er sein Sommelier-„Handwerk“ perfekt gelernt hat. Als Einleitung schenkte er uns eine Kostprobe aus seinem Bierkeller aus. Ein Bier aus Kaliforinien von der Brauerei „Sierra Nevada“: „Torpedo Extra IPA“ hieß es. Daran demonstrierte uns der Sommelier, wie ganz ungewohnt anders ein – dabei immer noch echtes – Bier schmecken kann. Zum Abschluss des bierigen Seminarsonntags kamen wir jedoch wieder in die traditionellen bayerischen Geschmacksbereiche zurück. Das heißt aber nicht, dass das weniger spannend wäre. Man muss eine Bierverkostung halt einfach nur mit einem professionellen Biersommelier machen!

Blindverkostung von vier Hellen Vollbieren (ca. 16:00)

Herr Moosbauer hatte uns vier richtige „Klassiker“ ausgesucht und serviert. Das Aufregende an einer Blindverkostung ist ja, dass man nicht weiß, welche Biere man vor sich hat. Und wenn dann alle vom selben Biertyp sind, wird es äußerst schwer, deutliche Unterschiede zu schmecken. Mir z.B. hatten zwei der vier Biere relativ gut gefallen, eines überhaupt nicht. Und das letzte schließlich konnte ich gar nicht einordnen. Entweder war es total genial, so meinte ich, dass es noch nach frischer Gerste roch und schmeckte, oder, und so dürfte es bei diesem Probanden gewesen sein, es ist nicht genussoptimal verarbeitet worden, und hat sich daher noch wenig von den Grundgeschmäckern weg entwickelt. In der Auswahl waren – siehe Bild unten in der Galerie.

Ganz lustig war noch, wie uns Herr Moosbauer die Funktionsweise von Färbebier demonstrierte. Da wurde aus dem Paulaner Hell flugs ein Dunkel gemacht. Optisch perfekt. Geschmacklich kaum gestört. Ein Dunkles mit Helles-Geschmack. So einfach ist das – erstaunlich. Dagegen wird unser rotes Kellerbier ein ehrliches Bier sein und ohne solche Tricks seine Farbe bekommen. Wir sind ja hier um zu lernen, wie man richtig braut!

Ausschlagen (16:30)

Am Abend waren wir (und die Eule) am Höhepunkt dieses Brautages angelangt: Dem Ausschlagen der Würze. Dies verrichtet die Eule auch wie von selbst: Die Würze wird in dem großen beheizten Topf, der „Whirlpoolpfanne“, in Rotation versetzt, und die Hopfen- und Eiweißreste setzen sich in Form eines Kegels in der Mitte ab. Herr Moosbauer muss beim Ablassen aus dem Braugerät nur darauf aufpassen, das er rechtzeitig den Hahn zu dreht, bevor sich etwas von diesem „Heißtrub“ aus der Mitte des Bodens durch den Auslauf mit davon machen kann. Die Würze kommt in den schon seit dem Morgen bereit stehenden Gärbehälter, ein weißes Most-Fass.

Die Würze hat jetzt schon eine schöne Farbe. Und es riecht auch so richtig gut nach Brauerei. Das wird mit Sicherheit ein leckeres Bier werden. Es braucht nur noch einen Namen. Beim Anblick der frischen Würze einigen wir uns auf „Roter Keller“.

Anstellen / Hefe geben / Gären / Lagern und Abfüllen

Da können wir nicht mehr dabei sein, weil die Würze ja gerade noch gekocht hat, und erst auf Zimmertemperatur herunter kühlen muss. Ansonsten würde die gerade aus der Brauerei mitgebrachte Hefe bei der Zugabe sofort durch die Hitze absterben. Wie wir am Vormittag noch gelernt haben, braucht „unsere“ untergärige Hefe sogar noch tiefere Temperaturen – winterliche Kellertemperaturen. Herr Moosbauer wird also am nächsten Tag erst die Hefe geben, das Bier gären lassen, es abfüllen und es reifen lassen. Wenn der Rote Keller in ein paar Wochen ausgereift und trinkfertig ist, werden wir ihn nachgesandt bekommen.

Fazit: unbedingt teilnehmen!

Puuuh – es war gar nicht so einfach, dieses Brauseminar in einen einzigen Artikel zu packen. Das war doch ein ziemlich umfassender und intensiver Tag. Das rein theoretische Wissen über Bier und seine Hintergründe, das uns der Biersommelier Alexander Moosbauer vermittelte, hätte schon einen ganzen Seminartag füllen können. Nicht umsonst ist das Brauwesen ein eigener Studiengang. Dazu kam bei uns noch, dass wir auch noch allerlei praktische Erfahrungen machen durften – wohl gemerkt an nur einem Tag: Verkosten von Spezialitätenbieren aus dem Bierkeller des Sommeliers, und eine klassische Blindverkostung von traditionellen hellen Vollbieren. Am Vormittag noch die sensorische Nasenübung mit den Aromafläschchen. In der Mitte des Tages ein edles Mittagsmahl mit den dazu passenden Bieren. Der Nachmittagsspaziergang durch den Brauort Aying mit der Besichtigung der neuen Brauerei. Und und und … und währenddessen wurde ganz nebenbei auch noch ein ganz spezielles Bier gebraut.

So umfassend, auf so hohem Niveau, in solcher Tiefe und in so angenehmer Atmosphäre in Begleitung des höchst sympathischen Biersommeliers aus Aying habe ich – ganz ehrlich! – noch nie zuvor einen ganzen Tag rund ums Bier verbracht. Ja, ich hatte mich schon vorher sehr intensiv mit dem Bier und dem ganzen Brauwesen darum herum befasst. Trotzdem konnte auch ich wieder einiges lernen. Oder anders gesagt: Da hat sich durch die von Herrn Moosbauer gekonnt auf einen Tag komprimierte Aufbereitung des Themas so einiges von meinen über die Jahre gemachten Erfahrungen auf einen Schlag sinnig zusammengefügt.

Genau! Es hat sich was zusammengefügt. Es sind nun schon rund zehn Jahre, dass ich die verschiedensten Brauereien besucht habe und besuche. Große, kleine und kleinste. Überall ein Stückchen zum Thema dazugelernt. Und viele, viele Biere habe ich probiert. Sehr viele individuelle Biere unterschiedlichster Sorten, alle mit ihrem eigenen Charakter. (Auch der Rote Keller – schon probiert, ich schreibe dies verspätet auf – war ein Charakterbier.) Da ist viel an Wissen und Erlebtem zusammengekommen, das in meinem Hirn verstreut herumlag wie die Karten eines herunter gefallenen Kartenspiels. Und jetzt dieser Brautag in Aying mit Alexander Moosbauer – nach diesem Tag ist es mir, als „hätte es Zoom gemacht“, ja als ob die Karten sich auf einmal von selbst zusammensetzen zu einem richtigen soliden Kartenhaus. Ein Kartenhaus, das aussieht wie ein Brauhaus … Au weh – ich will jetzt auch so eine Eule haben! 😕

Galerie mit den Bildern des ganzen Seminartags

 

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

Ein Kommentar

  1. Inzwischen hat auch beim Rest des Blog-Teams der Termin geklappt und wir konnten ebenfalls in den Genuß eines wundervollen, unterhaltsamen und auch lehrreichen Brau-Abends gelangen! Auch wir sind absolut angetan von der Art und Weise, wie Alexander Moosbauer diese Seminare macht: spannend, vielseitig, freundschaftlich und bemerkenswert fundiert. Es sei jedem dringend anempfohlen, der sich einen ganzen Tag lang mit dem weiten Thema Bier und Brauen beschäftigen möchte!

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