Unsere Iris Huber ist am 1. April 2013 gestorben. Iris hatte über 20 Jahre lang in der Forschungsbrauerei bedient, so lange wie keine ihrer Kolleginnen, und war damit während ihrer aktiven Zeit die unangefochtene „Stoihena“ unter den Bedienungen.
Auch bei ihren Gästen war sie eine Autorität. Wenn ich diese Tage mit anderen Stammgästen der Iris gedenke, fallen den meisten zuallererst ihre Worte „Schön Sprechen!“ ein, mit denen sie ihre Kundschaft einzunorden pflegte. Ich selbst habe diesen Spruch so nie von ihr abbekommen, ja wir verstanden uns meist ohne Worte. Iris wusste um meine Angewohnheit, als erstes Bier immer ein Helles zu nehmen, bevor alle weiteren Biere dann Bockbier wurden. So brauchte ich mich nur im Biergarten niederzulassen, und wenn Iris meinem Tisch zugeteilt war, kam sie gar nicht erst zu mir, sondern brachte gleich das Bier. Und wenn dabei doch einmal Worte gefallen sind, dann die freundlich zwinkernde Drohung von Iris: „Wehe, Du willst jetzt einen Bock 😈 !“
Ja, Iris kannte ihre Gäste und deren Marotten. Als ich noch keinen Deckel auf meinem Krug hatte, man muss dazu wissen, dass es in der Forschungsbrauerei noch Steinkrüge gibt, musste ich der Bedienung immer ein Zeichen geben, wenn mein Krug leer war. In Franken legt man zu diesem Zweck seinen Krug einfach um. Ich versuchte dies irgendwann auch – ganz schön mutig von mir – als ich an einem Tisch von Iris saß. Sie verstand mein Zeichen sofort, doch ich konnte ihren Blicken nicht entnehmen, ob sie nicht darüber verärgert war. Also fragte ich vorsichtig bei ihr nach, ob sie das eventuell als unhöflich empfinden würde. Sie tönte laut drauf los: „Nein. Ich würde mir wünschen, dass das alle Gäste so machen. Eine Bedienung hat doch keine Röntgenaugen!“ So habe ich also auch einmal „schön gesprochen“, und Iris sprach darauf noch schöner zu mir.
Aufgrund dieser direkten Art, die manchmal etwas ruppig wirkte, wurde Iris von vielen als ein „Münchner Original“ gesehen. Doch im Grunde war Iris eine Frohnatur. Manch einem, ich eingeschlossen, ging ein Licht auf, als er erfuhr, dass sie in Wahrheit eine gebürtige Rheinländerin war.
Aus Krankheit musste Iris vorzeitig in den Ruhestand treten, und ist zurück in ihre Heimat gezogen. Bereits zu dieser Zeit haben wir sie schon sehr vermisst. Nun ruht sie also in ihrer Heimat auf dem Friedhof Bad Honnef – Aegidienberg. Und uns bleibt die Erinnerung an ein Münchner Original mit einem rheinischen Herzen voller Fröhlichkeit.
Ein letztes Prost auf Dich, liebe Iris!
ralf