Da komme ich jetzt schon mehr als zwölf Jahre lang regelmäßig zum Schlenkerla und dachte echt, ich kenne schon alles. Denkste.Das Bamberger Bierreich ist immer wieder gut für Überraschungen. Denn heuer zur Fastenzeit fiel mir zunächst am Eingang zum Schlenkerla und dann auch gleich in der Schankstube ein Hinweisschild auf, wie ich es eigentlich nur vom Schlenkerla Urbock aus der Starkbierzeit im Spätherbst kannte. Oha, dachte ich, der Bock ist heuer im März noch gar nicht ausgetrunken. Aber nein, bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass hier auf ein hefetrübes Fastenbier aufmerksam gemacht wurde. Ich betrat also den Schankraum noch ungeduldiger und erwartungsvoller als all die Jahre zuvor.
Ich befragte gleich mal den Schankkellner, was es denn mit dem Fastenbier auf sich habe. Dieser meinte nur, es sei eben „naturtrüb“. So weit, so gut. Das stand ja schon auf dem Schild geschrieben. Ich bohrte weiter nach. Ob es denn ein Starkbier sei? Daraufhin meinte er dann immerhin noch „etwas stärker vielleicht, so um die 0,5% mehr“. Ich merkte, dass ich um eine Verkostung nicht herumkommen würde – oh wie schlimm 😉
Der Erste Eindruck
Das Fastenbier ist so rauchig wie das „Original“, das Märzen. Aber deutlich trüb, weil unfiltriert, und sanfter. Vollmundig, cremig, zart.
Direktvergleich mit dem Original
Das Märzen ist erkennbar dunkler als das Fastenbier, wirkt malziger. Im Geschmack aber dann die Überraschung: es schmeckt deutlich dünner als sein Fastenpartner. Und statt der milden Cremigkeit hat es eher kristallene Beschaffenheit. Es ist halt filtriert.
Ich habe gleich noch mal die Gegenprobe mit einem neuen Fastenbier gemacht. Ja! Sofort ist da wieder diese angenehme Vollmundigkeit. Und obwohl es trübe und wie gesagt sehr cremig ist, ist das Gaumenerlebnis gleich wesentlich lebhafter, lebendiger. Man sollte ein Bier wirklich nicht filtrieren, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Beim Fastenbier kann die Schlenkerla-Brauerei sich das gut leisten, denn es wird ausschließlich im Brauereiausschank serviert, und dort auch nur vom Fass.
Was die Brauerei selber darüber schreibt
Auf der Speisekarte steht über das Fastenbier geschrieben
Rötlich braune Farbe, naturtrüb und untergärig – passend zur österlichen Fastenzeit, denn „Flüssiges bricht das Fasten nicht“.
Auch hier kein Wort zur Stärke des Bieres. Ich forschte weiter auf der Homepage vom Schlenkerla. Und wieder keine Aussage zur Stärke. Aber eine höchst interessante Eigenschaft des Fastenbieres wird dort doch angegeben:
Anders als das Aecht Schlenkerla Rauchbier, wird das Aecht Schlenkerla Fastenbier aus einer Mischung von hellem (d.h. nichtrauchigem) Malz und Schlenkerla Rauchmalz hergestellt.
Das finde ich nun wirklich spannend. Obwohl im Fastenbier der Rauchmalzanteil offenbar geringer ist als im Märzen, merkt man keine Einbußen in der Rauchigkeit. Heller ist es, das zeigt auch mein Foto (ok ok, wenn man gaaaanz genau hinschaut). Und doch hat es diese viel größere Vollmundigkeit. Was das Nichtfiltrieren doch alles ausmacht!
Fazit
Das Schlenkerla Fastenbier ist ein richtiges Juwel. Wäre ein aechter Anwaerter für ein „bestes Bier der Welt“. Fasten kann so viel Spaß machen!