Bier aus USA: Pyramid Thunderhead I.P.A.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie leicht sich in den USA die Kronkorkenverschlüsse öffnen lassen: Einfach aufdrehen, ganz ohne Flaschenöffner – fertig! Vollkommen unspektakulär, nur mit einem leichten Zisch. Aber nun gut, so ist das halt. Und wenn man’s bedenkt auch gar nicht so unpraktisch. Auch für den Hersteller sicher einfacher und billiger als etwa die flaschenöffnerfreie Ploppverschlussvariante.

Nase

Das Thunderhad I.P.A. war so also schnell geöffnet und ich konnte meine Nase dran halten: Durchaus ale-typisch der Duft, aber wie auf der Packung versprochen sehr sehr hopfenbetont. Außergewöhnlich viel Hopfen kommt da raus. In erster Linie kräuterartig riechend, wie Almdudler etwa. Und wie gesagt: ganz ganz viel von dem Duft, im Vergleich zur sonst üblichen Flaschenduftblüte. Mal sehen, wie sich das dann im Glas macht.

Auge

Zuerst fällt mir auf, dass das Ale überhaupt nicht schäumen will. Das wäre schön gewesen, doch stört mich eigentlich nicht weiter. Das Bier hat laut Aufdruck 6.7% vol. alc. Je mehr Alkohol, desto weniger Schaum in der Regel. Das wenige Schäumen könnte also durchaus daher kommen.

Mund

Ich setze an und vernehme unvermittelt extreme Bittere. Hopfen über Hopfen überhäuft meine Zunge. Vom Malz so gut wie gar nichts. Der Hopfen scheint überwiegend Bitterhopfen zu sein. Auf der Packung steht was von „sweet malt flavor“, doch danach suche ich verzweifelt und vergebens. Ich finde nur die ebenfalls auf der Packung versprochene „bold hop bitterness“. Das ist selbst für meinen experimentierfreudigen Biergeschmack zu viel. Weil aber drauf steht, dass es auch süß sein soll, suche ich beharrlich weiter und kann am Ende doch noch, mit ganz viel gutem Willen, mir einreden, dass im Antrunk, wenn ich diesen vorsichtig tätige, die Süße für eine halbe Sekunde lang kurz aufleuchtet, um eine weitere halbe Sekunde später in tiefster Dunkel-, äh – Bitterheit (oder Bitterkeit?) zu versinken.

Hintergrund

Mein Gastgeber und Co-Tester hier in Kalifornien kennt sich gut mit indischer Geschichte aus, und so auch mit dem „India Pale Ale“, dem „I.P.A.“. Er erzählt mir, dass dieses Bier in der Kolonialzeit so gebraut werden musste (gebraut in England), damit es unbeschadet die lange Schiffsreise (nach Indien) überstand. So gesehen, muss das Bier also die beiden Haltbarmacher Hopfen und Alkohol verstärkt enthalten. Und dann ist das Pyramid Thunderhead I.P.A. sogar ein exzellenter klassischer Vertreter seiner Art. Wahrscheinlich haben die I.P.A. Biere auch in der Kolonialzeit schon so „kräftig“ geschmeckt.

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

2 Kommentare

  1. Hallo Ralf,
    Sehr schöner Bericht! Ich freu mich schon auf das weitere Vergnügen. Könntest Du mir ein paar Bierkäbsäla mitbringen?
    Gruß aus der Heimat und Prost mit einem „Simon Spezial“
    Oliverxt77

  2. Wahr ist, dass das Ur-IPA sehr stark gehopft war. Unwahr ist jedoch, dass es (verglichen mit anderen Bieren der Zeit) besonders stark wäre. Im Gegenteil, es gehörte damals zu den schwächeren Biersorten. Die meisten Exemplare hatte einen Alkoholgehalt von etwa 5,5%–6,5%. Das starke englische Mild ale (in Deutschland als „englisch Öl“ bekannt) war um einiges kräftiger.

    Amerikanische IPAs der Neuzeit unterscheiden sich von den Original-IPAs der 19. Jh. dadurch, dass sie andere Hopfensorten verwenden (mit Zitrus- und/oder Pinienaromen, die man bei englischen Hopfensorten nicht findet), oft etwas stärker sind (wegen dem Glauben, IPA sei ein Starkbier gewesen), und manchmal weniger hoch vergoren sind.

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