Nachdem wir unseren Brauversuch vorgestern wegen fehlender Utensilien abbrechen mussten, kann’s heute endlich weiter gehen. Sofort nach Öffnen der Läden rennen wir in einen Haushaltswarenladen und besorgen uns ein Thermometer. Leider gibt es keine Einmachthermometer mehr, so muss es ein Bratenthermometer tun…
2. Arbeitsgang: Das Maischen
Das Leitungswasser wird abgekocht und ausgefiltert und so zum Brauwasser. 2l bringen wir auf 50-55 Grad und schütten das geschrotete Malz hinein, um es dann noch ca. 15 Min. bei um die 50 Grad durch die Eiweißrast zu bringen, bei der die großen Eiweißmolekühle aufgebrochen werden, damit das Bier einen Schaum bekommen kann.
1. Fehler: Während wir dies hier schreiben, kocht uns die Maische auf! Oh nein, die darf gar nie über 78 Grad kommen! Naja, wegschütten, neu schroten und neues Brauwasser aufbereiten… zum Glück hat uns der Giesinger Brauer nicht nur 1 kg sondern 5kg Malz mitgegeben, er hatte wohl für so kleine Mengen kein Gefühl 😉
Die zweite Rast bei 61 Grad (Maltoserast) dauert dann nochmal eine halbe Stunde, in der Zeit wandelt sich Stärke in Zucker, den die Hefe später in Alkohol wandeln darf. Wenn man dabei bleibt und immer schön das Thermometer im Auge behält, klappt das eigentlich ganz gut.
Eine dritte Stufe von 72-74 Grad muss ebenfalls eine halbe Stunde durchgeführt werden, hier soll sich der Zucker auflösen, aus dem Schrot ins Wasser. Hier ist das Halten der Temperatur schon schwieriger, trotz Gasherd, der spontan zu regulieren ist; weil das Thermometer gelegentlich unter 70 Grad fiel, haben wir noch 5 Minuten dazugegeben.
Die Jodprobe schliesst das Maischen ab: Ein Eßlöffel Maische auf einen weissen Teller geben, einen Tropfen Jod-N-50 darauf träufeln. Bleibt die gelbliche Farbe des Jods erhalten, so ist alle Stärke in Zucker umgewandelt, wenn es sich blau verfärbt, ist noch Reststärke vorhanden, dann muss noch weiter gemaischt werden. Bei uns ist alles im grünen, also gelben Bereich!
3. Arbeitsgang: Das Läutern
Nun wird der Treber in den Filter gestrichen und die Maische durch diesen gefiltert. Wir lassen die einmal gefilterte Würze noch ein zweites Mal durch, bevor wir mit weiteren 3l Brauwasser, auf 78 Grad erhitzt, nachgiessen („nachschwänzen“). Jetzt haben wir die etwa 4l fertige Würze. Wenn diese auf 20 Grad abegkühlt ist, können wir mit der Bierspindel den Stammwürzegehalt messen.
Wir gießen Würze in ein möglichst schmales hohes Glas und setzen die Bierspindel ein. Das Glas muss schon ziemlich voll gemacht werden, dass sie nicht aufsitzt. Erschreckt stellen wir fest, dass nur 6% angezeigt werden, sind aber beruhigt, als wir nach Tabelle wegen der noch überhöhten Temperatur korrigieren. Wir warten trotzdem noch, bis die maßgeblichen 20 Grad erreicht sind, dann zeigt die Spindel etwa 8% an – ein schwaches Bier zwar, aber doch noch Vollbier. Wir vermuten, dass unser Schrot vielleicht noch zu grob war und wir daher für die Menge an Wasser nicht genug „herausgeholt“ haben. Durch weiteres Einmaischen könnten wir das Bier noch stärker machen, aber auch weniger – uns soll’s so erst mal genug sein.
4. Arbeitsgang: Das Hopfen und Kochen
Wir studieren die vielen Rezepte und entscheiden uns für eine mittlere Hopfengabe, irgendetwas zwischen 5 und 10 Gramm – so genau geht die Briefwaage leider auch gar nicht. Ein Teil des Hopfens wird gleich in die noch lauwarme Würze gegeben und das zum Kochen gebracht. Die Pellets lösen sich ganz schnell auf. Wenn das Aufkochen beginnt, nimmt man den Deckel ab und reißt die Fenster auf, damit möglichst viel Wasser verdampfen kann. Den ursprünglichen Stand haben wir am Kochlöffelstil markiert und füllen gelegentlich mit entkalktem Brauwasser bis dahin auf. Nach einer Viertelstunde zeigt sich etwas mehr Schaum, leider nicht so viel, wie wir vermuten, trotzdem geben wir jetzt den restlichen Hopfen hinzu, wie das eine Rezept vorschlägt. Das soll ein volles Aroma ergeben. So, nun muss der Sud eine Stunde vor sich hin kochen, mit gelegentlichem Wassernachfüllen. Wir nutzen die Zeit, um uns Jean Pütz‘ Hobbythek-Sendung in Ruhe anzusehen.
5. Arbeitsgang: Das zweite Filtern
Nachdem die Hopfenwürze lange genug gekocht hat, muß sie ein zweites mal gefiltert werden. Diesmal sind die Trübstoffe feiner, und es muss sauber und steril gearbeitet werden. Nachdem wir einen Plan gemacht haben, in welchen Behältnissen wir gären möchten, werden diese mit kochend heissem Wasser ausgespült, ebenso der zweite Filterstoff. Da es nun weniger Material ist, legen wir einen Salatfilter damit aus und schöpfen vorsichtig von oben aus der Hopfenwürze da durch, unten drunter läuft es schon in das Gärbehältnis. Das ist nun die Anstellwürze, die muß jetzt noch heruntergekühlt werden, damit dann bei der richtigen Temperatur die Hefe zugegeben werden kann.
6. Arbeitsgang: Hefen
So ganz vertrauen wir der Brauhefe nicht, sie ist ja doch schon recht alt. So löse ich sicherheitshalber ein wenig Trockenhefe (ganz normale Backhefe!) in Wasser an und lasse diese aktivieren – das wird breiig und sieht irgendwie deutlich lebendiger aus.
Nachdem die Würze endlich genügend erkaltet ist. können wir die Hefe zugeben. In einen kleinen Teil geben wir versuchsweise die Backhefe, in den größeren die Brauhefe. Der kleine Topf, der ja schneller erkaltet war, hat inzwischen schon einen zarten Flaum angesetzt.
Ab jetzt heisst es Geduld üben!
Wir melden uns wieder, wenn sich etwas getan hat!