Im Sommer hat mir ein Braumeister der Münchener Augustiner Bräu nach einer Brauereiführung Eintrittskarten für die große Braumesse in Nürnberg, die „Brau Beviale“ angeboten. Dieses Angebot habe ich natürlich mit größter Freude angenommen. Gleich am ersten Tag meines Messebesuches konnte ich dann DAS Highlight der Messe miterleben: Die Preisverleihung des „EUROPEAN BEER STAR AWARD“. Ich hatte den Wettbewerb im Vorfeld eigentlich gar nicht verfolgt gehabt, sodass bei der Bekanntgabe auf der Messe einige Überraschungen erleben durfte.
Im Prinzip ist es mir ja egal, ob auf einem Bier drauf steht, dass es irgendwann mal einen European oder gar World Award gewonnen hat, solange es mir nur schmeckt. Den Siegerpreis nehme ich dabei eher beiläufig zur Kenntnis. Und dass jetzt ein Bier beim European Beer Star gewonnen hat, heisst ja noch lange nicht, dass es absolut und weltweit gesehen das beste, zweit- oder drittbeste seiner Art ist. Denn die Biere, die am Wettebewerb teilnehmen, werden von den Brauereien und Brauern selbst eingereicht, und nicht, wie etwa beim Sport die Dopingproben, unangemeldet abgeholt. 200 Euro Gebühr muss eine Brauerei für die Teilnahme zahlen, und dann zehn Flaschen der jeweiligen Sorte bei der Akademie Doemens in Gräfelfing einsenden, wo dann an einem Wochenende die Verkostung stattfindet.
Egal sein kann so eine Ehrung aber nur mir als kleiner einzelner Biergenießer. Für die Brauereien dürfte er nämlich durchaus ein wichtiges Werbehilfsmittel sein. Und wenn ich noch mal drüber nachdenke, doch tatsächlich auch ein echter Qualitätsbeweis, denn: 50 Kategorien gibt es, die bewertet werden. Das fängt bei „European-Style Dunkel“ an, gefolgt von“Export“ und „Mild Lager“, also „Dunkles“, „Export“ und „Leichtes Bier“. Das helle Hefeweizen wäre „South German-Style Hefeweizen Hell“. Und auch ganz spezielle Kategorien gibt es, etwa „Top Fermented Beer with Alternative Cereals“, worunter man sich Roggen- oder Dinkelbiere und ähnliche vorstellen muss, sowie „Wood and Barrel-Aged Strong Beer“, Biere, die im Holzfass ausgebaut werden. Wenn man nun bedenkt, dass in diesen – nur – 50 Kategorien sage und schreibe 1366 (!) Biere zur Blindverkostung eingereicht wurden, dann ist so ein Beer Star am Ende schon eine sehr hohe Auszeichnung für eine Brauerei. Damit für sich werben zu können, hat sich jede der geehrten Brauereien wirklich redlich verdient, und ab jetzt werde ich die Medaillen auf den Etiketten der Bierflaschen mit hoher Achtung vor der Leistung der Brauer betrachten.
Alle Gewinner kann man sehr gut auf der Homepage des European Beer Star nachlesen. Es ist mir tatsächlich gelungen, von allen anwesenden Geehrten ein Bild mitzuknipsen, als sie für den professionellen Fotografen posierten. Man möge mir aber bitte verzeihen, dass die Qualität nicht immer gut ist, und dass sich die Bilder auch sehr ähnlich sehen. Das kommt daher, dass die Preisverleihung so rasend schnell vor sich ging. Wie schnell, lässt sich leicht ausrechnen: 50 Kategorien mit je drei Preisen in Bronze, Silber und Gold, das sind 150 Urkunden. Und das dann in weniger als zwei Stunden, da bleibt nicht mal eine ganze Minute pro Sieger übrig.
Ich will hier auch nicht alle dreihundert Bilder zeigen, sondern lediglich eine Auswahl zu deren jeweiligen Bieren ich oder das ganze Blogteam eine besondere Beziehung haben. Entweder, weil wir sie selber schon getrunken haben, oder sie hier auch schon gut beurteilt haben.
Ich habe diese Auswahl so aufgereiht, wie die Biere zeitlich nacheinander auch geehrt wurden. Die fesche Dame und der graue ehrwürdige Herr, welche die Sieger jeweils außen einrahmen, sind Renate Scheibner, die Präsidentin vom Bundesverband Private Brauereien Deutschland und Gerhard Ilgenfritz, der Präsident vom Regionalverband Private Brauereien Bayern.
(Tipp zum leichteren Betrachten der Bilder: eines der Bilder anklicken und dann mit den Pfeilen links und rechts unter dem Bild weiter navigieren.)
Brauerei | Kategorie | Name des Siegerbieres | Rang | Besonderheit für das Blog-Team | Foto |
---|---|---|---|---|---|
Brauerei Leonhard Schübel oHG | German-Style Kellerbier dunkel | Schübel a fränkisch | Bronze | Schübel war eine der ersten Brauereien, über deren Biere ich gebloggt hat. | |
Lindenbräu Gräfenberg | South German-Style Hefeweizen bernsteinfarben | Weizen | Bronze | Ralf Stockum, Braumeister beim Lindenbräu, war einer der ersten Braumeister die ich live getroffen habe. Das war bereits im Jahr 2004. | |
Weisses Bräuhaus G. Schneider & Sohn GmbH | South German-Style Kristallweizen | TAP 2 Mein Kristall | Bronze | Im Weißen Bräuhaus in München trinke ich dieses Bier immer als Aperitif. Hätte auch Gold bekommen dürfen 😉 | |
Golan Brewery (Israel!) | German-Style Doppelbock | Bazelet Double Bock | Silber | Das war eine doppelte Überraschung: 1. dass es in Israel eine Brauerei gibt, und 2. diese gleich einen zweiten Platz in einer so speziellen "German-Style" Kategorie macht. | |
Gansbrauerei GmbH & Co. KG | Rot- und bernsteinfarbenes Lager | Gansbräu Rotbier Anno 1160 | Silber | Das schmeckte Oliver schon gut. | |
Weißbräu Unertl GmbH & Co. KG | South German-Style Hefeweizen Dunkel | Unertl Groumet Weisse | Silber | Über Unertl haben wir noch gar nicht geschrieben, weil es einfach gut ist. Hier also der erste Anlass, es im Blog zu erwähnen. Ich schätze es schon seit ich in München wohne. Achtung - es gibt zwei Unertls. Gewonnen hat hier der Weißbräu in Mühldorf. | |
Brauerei Gasthof Eck e.K. | German-Style Kellerbier Dunkel | Wilderer Dunkel | Silber | Fand ich 2008 schon gut. | |
Klosterbrauerei Weltenburg GmbH | German-Style Pilsner und German-Style Doppelbock | Weltenburger Kloster Pils und Weltenburger Kloster Asam Bock | Bronze und Bronze | Ich hatte ausführlich über den Weltenburger Braumeister Toni Miller berichtet. Er arbeitet jetzt in einer Brauerei in Regensburg. Bei der Siegerehrung habe ich den Namen seines Nachfolgers erfahren: Ludwig Mederer. | |
Störtebeker Braumanufaktur GmbH | German-Style Kellerpils und Obergäriges Bier mit alternativen Getreidesorten | Störtebeker Keller-Bier 1402 und Störtebeker Roggen-Weizen | Silber und Silber | Dem stimme ich beim Roggenweizen voll zu, beim Keller-Bier war meine Einschätzung nicht ganz so hoch. Siehe erste Erfahrung mit Störtebeker Bier. | |
Brauerei S. Riegele Inh. Riegele KG | European-Style Dunel | Riegele Aechtes Dunkel | Gold | Ich sage als gebürtiger Augsburger seit 20 Jahren schon, dass das "Aechte Dunkel" das beste ist. Nicht nur wegen seines Namens! | |
Brauerei Aying Franz Inselkammer KG | South German-Style Hefeweizen bernsteinfarben | Ayinger Urweisse | Gold | Die Urweisse zählt auch für mich zu den Spitzen-Weissbieren. Ich hätte nur einen Braumeister erwartet, den kennt das ganze Blog-Team von seinen Besuchen in Aying. Wir finden aber noch heraus, warum stattdessen der Biersommelier da war. | |
Brauerei-Gasthof Kundmüller KG | Rauchbier | Weiherer Rauch | Gold | Auch Weiherer Biere kennen wir schon als gute Biere. | |
Hausbrauerei Zum Schlüssel / Schlüssel GmbH & Co. KG | Düsseldorf-Style Altbier | Original Schlüssel | Gold | Dieses Bier habe ich in unserer Blog-Pionierzeit in einem Artikel über Düsseldorfer Alt bereits ähnlich hoch gewürdigt. | |
German-Style Kellerpils | Thuisbrunner Elch-Bräu | Thuisbrunner Elch-Bräu Pils Naturbelassen | Gold | Dafür sind wir alle zusammen schon meilenweit gelaufen. | |
Brij ALKEN-MAES | Belgian-Style Ale | Affligem Blond | Gold | Wurde bei der Preisverleihung extra erwähnt: Die Brauerei gehört zu Heineken. benhur hatte das Affligem in dieser Hinsicht "blind" getestet und ebenfalls hoch gelobt. Hier hatten wir dann einen sehr aufmerksamen Leser. | |
Guts-, und Brauereigenossenschaft Taufkirchen | German-Style Helles/Lager und German-Style Märzen | Taufkirchner Hell und Taufkirchner Fest-Märzen | Gold und Bronze | Weil die Schwester meiner Mutter in Taufkirchen lebte, gehört dieses Bier zu den ersten überhaupt, die ich kennengelernt habe. Damals hat mir Bier noch gar nicht geschmeckt, bzw. durfte ich es mir ja noch gar nicht schmecken lassen. |
Siegerbiere, „Siegerin“ und die „Nacht der Sieger“
Im Eingangsbereich der Messe waren die Gewinner des BEER STAR alle ausgestellt. Ein paar davon, eben diejenigen, die mich besonders freudig überrascht haben, hatte ich da gleich fotografiert. Nachfolgend also ein paar Bilder von den Ausstellungsflaschen. Nach der Ehrung stellten sich auf der Bühne noch mal alle Sieger zum offiziellen Gruppenfoto auf. Da war aber noch eine andere, ganz spezielle bierige Siegerin dabei – siehe das vorletzte Bild unten 😉 . Das letzte Bild zeigt noch, wo die Sieger die ganze Nacht feiern und alle Biere durchprobieren durften. Dafür hat meine Eintrittskarte leider nicht gereicht. Nur gut, dass ich doch so manches Siegerbier von vorher schon kannte.
(Auch hier die Navigationshilfe: mit den Pfeilen unter dem Bild lässt sich leichter vor- und zurück navigieren.)
Ich war diese Woche ja in Aying zur Verkostung dunkler Doppelböcke mit Biersommelier Alexander Moosbauer. In dieser Funktion ist er zwar nicht nur für die Ayinger Brauerei tätig, aber doch auch. Zudem verbinden ihn auch andere Aktivitäten mit dem Unternehmen Inselkammer: ab nächstem Jahr wird er die Gaststätte mit dem urigen Biergarten in der Ortsmitte wieder unter Brauerei-Regie führen; dann wird man auch wieder mehr „Spezialbiere“ wie das Jahrhundertbier dort genießen können – ich freue mich schon.
Auch sonst vertritt Herr Moosbauer die Brauerei in der Öffentlichkeit, z. B. wie Ralf erwähnte bei der Preisverleihung, wenn zufällig gleichzeitig eine wichtige Sitzung die Geschäftsführer in Beschlag nimmt und der Braumeister das neue Blockheizkraftwerk für die Brauerei in Empfang nehmen muss. Aus der Umwelterklärung 2011 geht hervor, daß die Geothermie-Wärme, mit der die Brauerei komplett auf regenerative Energie setzen wollte, nicht ausreicht, sodass nun eben ein rapsölbetriebenes Blockheizkraftwerk dazu kommt… Beeindruckend, finde ich, wie man hier mit dem Thema Regionalität und Umwelt umgeht!
Im Übrigen ist man bei Ayinger auch Stolz darauf, den Beer Star Award mit ganz normalem, käuflichen Bier gewonnen zu haben und nicht, wie so viele Kleinbrauereien, mit speziellen Suden nur für diesen Wettbewerb.