Heute habe ich wieder einmal von einem Freund eine Flasche Bier zur „professionellen“ Verkostung überlassen bekommen – ein Mitbringsel aus Rumänien. Die Brauerei in Timisoara nennt sich „Clinica de Bere“ und das Bier treffend „Terapia“. Es handelt sich um ein unfiltriertes Pils mit 4,5% alc. aus 11,6% Stammwürze, also eher leicht. Es wird mit Pilsner, Münchner und Cara Malz gebraut, und mit Hallertauer Perle und Spalter Select gewürzt, das hört sich ja alles sehr traditionell an.
Die Therapie schenkt sich mit einem sehr trüben Goldgelb ins Glas, perlt stark und bildet einen tollen hohen Schaum mit den bräunlichen Spuren aus dem nachgeschwenkten Satz. Durch diesen Schaum hindurch riecht man noch ganz stark einen fruchtigen Duft: Orangen, Pampelmuse, Limette kann ich erkennen und dazu noch etwas extrem exotisches Blütenartiges. Beeindruckend!
Der sehr prickelnde Antrunk macht es zunächst schwer, geschmackliche Details zu erkennen. Aber genau dieses Exotische ist ganz stark, man meint es fast beißen zu können, und auch im Abgang ist es sehr dicht. Umwerfend!
Ich hätte schwören mögen, dass das ein obergäriges Bier ist, aber die Homepage übersetzt sich mit untergärig.
Bei der Recherche, was denn nun diese starke, von mir noch nie geschmeckte Exotische sein könnte, bin ich auf „sour beer“ gestossen. Und tatsächlich wird eine Phrase der polnischen Beschreibung auch oft mit „Sauerteig“ übersetzt, allerdings hat mir mein rumänischer Kollege (unkundig im Brauwesen) versichert, das hieße eigentlich eher „Teig kneten“ und ist einfach nur ein blumiger Ausdruck für „traditionell herstellen“.
Wenn ein Leser hier Licht ins Dunkel bringen könnte, ob dies nun ein „Sauerbier“ wie z. B. eine Gose ist oder nicht, würde ich mich sehr freuen. (Vielleicht hatte ich ja auch nur das Haltbarkeitsdatum überschritten? Hergestellt wurde das Bier Anfang Oktober 2012.)
Oh wie schön! Diese Brauerei war heuer auf der Braukunst Live! vertreten und hatte sich mit ihrem Namen „Clinica de Bere“ und dem Namen des Bieres „Terapia“ einen lustigen Werbegag ausgedacht. Es gab die Zutaten zum Bier in einer arzneimittelähnlichen Verpackung zum Mitnehmen.
Darin die Zutaten für das „Terapia“:
Man könnte glatt meinen, es gäbe nichts gesünderes als Terapia von Clinica de Bere.
Auf der Seite der Packung steht allerdings
Der zweite Satz muss sicher aus rechtlichen Gründen sein.
So sieht das Päckchen aus:
Danke, Skeptiker, für die Infos! Fachbegriffe übersetzen lassen ist nicht einfach, meine rumänischen Kollegen haben (wie auch die deutschen) zu wenig Ahnung vom Bierbrauen; aber nun habe ich eine gute Grundlage für das nächste „Fachgespräch“.
Für ein „normales“ Helles oder Pilsner (ohne Zusätze) ist der exotische Geschmack dann aber doppelt bemerkenswert…
Es ist kein Sauerbier, sondern das Ganze ist ein Lager (also untergärig) und zielt auf ein Pilsner bzw. Helles ab, wie Du schon richtig erkannt hast.
Der Ausdruck über den Du gestolpert bist ist wahrscheinlich „tehnicilor tradiţionale de plămădire“. Das bedeutet übersetzt, im Zusammenhang mit dem Brauwesen, „tradtionelle Maischetechniken“ oder „eine traditionelle Art einzumaischen“.
Unter http://ursus.ro/procesul-de-fabricatie/ ist der gesamte Bierherstellungsprozess nochmals auf Rumänsich zusammengefasst mit den entsprechenden Vokabeln. (Vielleicht auch eine interessante Lektüre für deinen Kollegen). Was sich nach dem Abläutern ergibt, also die Würze, heißt übersetzt „Mustul de malț“. Der Maischebottich bedeutet dann „cazanul de plamadă“, während „plămadă“ übersetzt die Maische bedeutet.
Dass Google Translate dir irgendwas mit „kneten“ und „Teig“ ausspuckt liegt vielleicht am engen Zusammenhang zwischen dem Brauwesen und dem Backwesen, der sich hier aus etymologisch widerspiegelt.
Hoffe das hilft dir weiter.