Im Rahmen der monatlichen Kunst- und Kulturveranstaltungen meines Arbeitgebers durfte ich heute an einer Führung in der Hofbräuhaus Kunstmühle in der Münchner Innenstadt teilnehmen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wo dort eine Mühle sein sollte…
Hinter der unscheinbaren Fassade mit Wohnungen in den oberen Stockwerken und dem Mehlladen sowie einer kleinen Bäckerei „Knapp & Wenig“ (nein, hier gibt es genug Ware mit reichlich Qualität, die Bäcker hießen einfach nur so) ist eine produktive Mühle! Vor über 250 Jahren war hier die Malzmühle des Hofbräuhauses, das ja gleich nebenan seine Braustätte hatte. Als die Brauerei umzog war die Malzmühle sowieso schon zu klein und so wurde daraus eine normale Weizenmühle. Ursprünglich angetrieben durch den unten drunter fliessenden Stadtbach, wurde die Mühle technisch aufgerüstet als der Bach von der Stadt trockengelegt wurde, seither wird sie daher auch Kunstmühle genannt.
Die Anlage, die praktisch 24 Stunden läuft, stammt aus den 20er Jahren und lief auch während unserer Führung, was das ganze zwar laut, aber sehr anschaulich machte. Im Erdgeschoss stehen die Walzenstühle, die die gereinigten Körner aufbrechen und zerkleinern. Mit Paternosteraufzügen wird das Mehl hoch in den 3. Stock gebracht und durch mehrere Siebe nacheinander gerüttelt und gesiebt, wo die verschiedenen Produkte entstehen (Schrot, Gries, Dunst, …). Das Mehl wird in Säcke verpackt und über eine verlockende Wendel-Rutsche wieder nach unten gebracht.
Die Bauern aus der Gegend, die hier ihren Weizen anliefern, kommen meist nachts, denn für einen Traktor mit Anhhänger ist in der Münchner Altstadt tagsüber eher wenig Platz.
Im Anschluss an die sehr interessante und unterhaltsame Führung konnten wir noch in der kleinen Bäckerei Leckereien nach alten traditionellen Rezepten erstehen – absolut empfehlenswert!