Der Braumeister vom Kloster Weltenburg

Die letzte Brauerei, die mir Peter Lang in der Region Kelheim gezeigt hat, war die wohl berühmteste Brauerei Niederbayerns: Die Klosterbrauerei Weltenburg. Dort trafen wir den Braumeister Anton (Toni) Miller. Toni hat mit seinen erst 23 Jahren bereits eine erstaunliche Karriere gemacht. Denn den Meistertitel hatte er schon mit 21 erworben und ist jetzt seit zwei Jahren als Braumeister in Weltenburg. Damit ist er ein echtes Vorbild für die Nachwuchsbrauer in der Region Niederbayern und darüber hinaus. Peter bezeichnet ihn sogar als einen Medienstar. Das stimmt absolut, man muss z.B. nur mal das Interview anhören, das er dem Bayerischen Rundfunk gab, oder auf die Pressemitteilungsseite der Weltenburger Klosterbrauerei sehen. Auf dieser Seite ist neben einigen Zeitungsartikeln noch ein weiteres Tondokument mit Anton Miller zu finden: ein Interview mit Antenne Bayern.

Anlagensteuerung

Dass Toni ein außergewöhnlich kompetenter Brauer ist, merkte ich gleich zu Beginn unseres Rundgangs im Sudhaus schon ganz deutlich. Dort bediente er das elektronische Steuerbild der Brauanlage so wie ein virtuoser Pianist sein Instrument spielt. Blitzschnell und fast ohne hinzusehen drückte er kreuz und quer einige der leuchtenden Knöpfe, oben im Sudhaus zischte es in einem der Kessel, und das Hintergrundbrummen aus dem Sudhaus sank auf einen niedrigeren Pegel. Nachdem die Anlage sich auf den neuen Zustand eingestellt hatte, sagte Toni „So, fertig, wir können weitermachen.“

Er legte gleich ganz selbstverständlich los, mir mit tief gehenden brautechnischen Fachbegriffen die Anlage zu erklären. Weil ich in Begleitung des Eichhofener Braumeisters gekommen war, meinte er nämlich, ich sei auch ein Brauer. „Ralf ist Bierexperte aus München und Bierjournalist“, klärte Peter (im Bild rechts der Rechte) den Toni scherzend auf. Dieser stellte sich daraufhin ganz schnell auf meinen Wissenstand ein, und so konnte ich wieder viel neues hören und eben auch verstehen.

Eine Schalttafel wie die in Weltenburg hatte ich schon öfter gesehen. Meist allerdings waren diese außer Betrieb und durch einen Computer ersetzt worden. Z.B. in der Paulaner Brauerei in München ist noch so eine alte Steuerung im Sudhaus. In Weltenburg kann die Anlage sowohl über den PC als auch manuell bedient werden. Die manuelle Steuerung hat dabei die höhere Priorität. Die älteren Analgen, so wohl auch die alte von Paulaner, wurden noch mit Lochkarten gesteuert, erklärte Toni. In Weltenburg hat man dann schon eine frei programmierbare. Meine Bilder zeigen auf den beiden links die Steuerung mit PC in Weltenburg, ganz rechts zum Vergleich die stillgelegte von Paulaner.

Rundgang durch die Brauerei

Mein Besuch mit Peter war ja eher ein privates Treffen. Wir gingen aber schon mehr oder weniger den Weg wie bei einer normalen Führung durch die Brauerei. Dieser Weg ist halt einfach ungefähr derselbe, den das Bier bei der Herstellung durchfließt. Dabei fachsimpelten die beiden Kollegen natürlich viel über dies und jenes, über manches spezielle Gerät, über allgemeine technische Neuerungen, über die amtlichen Kontrolleure und die deswegen für die Brauer anfallenden Verwaltungsaufgaben, usw. Das gab mir dann einige neue Einblicke in den Alltag eines Brauers, und nebenher hatte ich die Möglichkeit, in Ruhe alle wichtigen Orte und Geräte im Bild festzuhalten. Ein Ort, den Toni, und wahrscheinlich jeder, der Braumeister in Weltenburg wäre, offenbar immer mit großem Stolz präsentiert, war der beeindruckende Felsenkeller, in dem in der Regel der bekannte Asam Bock gelagert wird. „Über uns sind jetzt 40m Felsen!“ wurde mir gesagt.

Frisch nur in der Klosterschenke

Nach dem Felsenkeller war unser Rundgang zu Ende, und auch die offiziellen Führungen enden dort. Ich erfuhr aber noch ein für den Bierexperten sehr wesentliches Detail über das Weltenburger Bier. Vor dem Kellerraum stand nämlich der Bierfilter (letztes Bild in der Bilderreihe oben). Es gibt aber in Weltenburg keine Abfüllanlage. Das Weltenburger Flaschenbier wird nach der Lagerung mit Tankwagen nach Regensburg gebracht und dort in der Bischofshof Brauerei in Flaschen abgefüllt. Der Filter, den wir sahen, ist für das Bier in der Weltenburger Klosterschenke. Dort sind zwei 20hl fassende Schanktanks, und diese werden durch eine Leitung direkt aus dem Lagerkeller befüllt.

Mit diesem Wissen gingen wir dann auch gleich hinüber zu den Bänken vor der Schenke, um Toni’s Kellerbier zu trinken, das Barock Dunkel. Und ich kann jetzt gar nicht mehr so recht sagen, warum es mir so unvergesslich gut schmeckte:

  • weil es kühl und frisch aus dem Keller kam
  • weil es so unglaublich gut nach Hopfen duftete
  • weil es unter der Hopfenblume so wunderbar abgerundet malzig süß war
  • weil der Klosterhof in der Vorsaison unter strahlend blauem Himmel in der Sonne lag
  • weil es noch vor Zwölf war, und die Weißwürste so kontrastreich gut zum dunklen Bier passten
  • weil der Braumeister selbst mit uns am Tisch saß
  • weil …

ich könnte endlos weiter schwärmen. 😎

Wo Anton Miller daheim ist

Toni ist als Braumeister beim Kloster Weltenburg angestellt. Beim Weißwurstfrühstück erzählte er dann aber, dass er am Wochenende noch zu hause siedet. Zu hause, das ist in Hernnwahlthann, wenige Kilometer südöstlich von Kelheim bzw. Saal an der Donau. Dort gab es früher die Brauerei Stanglbräu, bis sie 1972 wegen Übernahme durch Schneider aus Kelheim geschlossen wurde. Seit 1997 wird dort jedoch im Rahmen einer Gasthausbrauerei wieder gebraut, und der Braumeister dort ist jetzt kein geringerer als Anton Miller.

Weitere Informationen über die heimische Brauerei von Toni gibt es auf der Homepage vom Stanglbräu. Wer (so wie ich) dort ein mal hin fahren will: Der nächste Bahnhof ist in Saal an der Donau, und von dort nach Herrnwahlthann sind es ca. acht bis neun km. Das ist eine schöne Strecke zum Wandern und Einkehren. Es gibt aber auch eine Busverbindung von Saal, habe ich recherchiert. Ansonsten wären auch Gästezimmer vorhanden, falls man mit dem Auto kommen mag…

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

3 Kommentare

  1. Der Hammer!!! Starker Bericht. Wann fahren wir nach Hernnwahlthann?!!!

  2. Schöner Bericht und schöner Blog.

  3. Das erinnert mich an meinen letzten Besuch dort: auf Motorradtour entlang der Donau muß man natürlich auch eine Fähre über selbige nehmen, und der schönste Platz hierfür ist bei Weltenburg. Wenn man dann früh am werktag im Biergarten Sommersonne nahezu touristenfrei geniessen und das Bierchen während einer Kahnfahrt verdauen kann, dann ist das Urlaub perfekt!

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