Forschungsbrauerei: Verkostung des ersten Pilsissimus 2011

Heute habe ich vorab einmal in der Forschungsbrauerei vorbeigeschaut, um den neuen Inhaber kennen zu lernen, und um vielleicht ein bisschen was über die „zahlreichen Neuerungen“ zu erfahren, die bereits im Juni auf der Heimseite der Forschungsbrauerei angekündigt waren. Kurz – um halt mal nach dem Rechten zu sehen 😉 .

Ich musste ohnehin noch vor der offiziellen Wiedereröffnung in die Forschung. Denn just zum Ende der letzten Saison in der Ära Jakob, genau am ersten Tag nach der Schließungs- und Abschiedsfeier 2010, hatte sich der Deckel meines Stammkruges abgelöst und musste repariert werden. Der sollte nun natürlich rechtzeitig vor der Wiedereröffnung an seinen angestammten Platz gebracht werden. Ich hatte also kurzerhand Manfred Silbernagl angeschrieben und nach einem Besuchstermin angefragt. Die freundliche Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Aus der Email von Herrn Silbernagl konnte ich zwischen den Zeilen richtig heraus lesen, dass er offenbar seit seiner Übernahme der Forschungsbrauerei ein sehr gewissenhafter Leser des BLOG-UMS-BIER geworden ist.

Ich habe also mit entsprechender Vorfreude meinen Krug vorsichtig in meine Tasche gepackt und bin mit meiner Gazelle seit nun gut neun Monaten zum ersten mal wieder den Weg durch den Münchner Südosten nach Perlach geradelt. Ich war nicht der einzige Besucher, den Herr Silbernagl und sein mit anwesender Bruder Florian (der neue Koch der Forschung) an diesem Tag hatten. Am Tisch im Biergarten saß mit den Silbernagl-Brüdern schon Ewald Sutor, der Webmaster der Forschungsheimseite. Klar, jetzt, wo die heiße Phase vor der Wiedereröffnung angebrochen ist, muss natürlich auch die Heimseite aktuell gehalten werden. Später, als ich schon wieder heimfuhr, kam dann auch noch eine Journalistin vorbei, die in einer Artikelserie über die Geschichte Perlachs die Forschungsbrauerei schon einmal behandelt hat und jetzt den neuesten Stand wissen will.

Die Neuerungen

Was habe ich von den Brüdern Silbernagl nun also schon vorweg erfahren können? Um alle wichtigen Dinge anzusprechen und nichts zu vergessen, hatte ich mir einen kleinen Fragekatalog zusammengestellt. Und die Silbernagls gaben mir auch wirklich auf jede Frage eine Antwort und sogar noch viel Information darüber hinaus. Ich will hier nicht alles verraten. Das machen die Silbernagls mit ihrem Webmaster Ewald schon selbst. Ich empfehle dazu ab jetzt am besten täglich einen Blick auf die Forschungsbrauerei-Heimseite www.forschungsbrauerei.de zu werfen, vor allem was die besonderen Schmankerl und das Rahmenprogramm am Eröffnungsfest vom 12. bis zum 15. August betrifft!

Ein paar Dinge aber denke ich kann ich doch schon verraten:

  • Ja – es wird nach wie vor zum Forschungsbier den berühmten Obatzdn geben.
  • Auch die sog. „Stundenhendl“ – Wartezeit 60 Minuten, weil frisch zubereitet – werden weiter auf der Karte sein.
  • Und auch die kleinen Brotzeiten wird es unverändert weiter geben. Vielleicht in der einen oder anderen Variation, angereichert mit Spezialitäten aus dem Miesbacher Land, der Heimat der Silbernagls.
  • An die „Kleinen Braumeister“ wird jetzt auch gedacht, und zwar mit speziellen Gerichten für Kinder.

Das neue Bier

Das wird das alte bleiben: „Pilsissimus“ – das Helle, und „Sankt Jakobus Blonder Bock“ – das Helle Bockbier. Und doch gibt es auch hier eine Neuerung. Als wir während meiner Fragestunde so langsam zum Bier kamen, meinte Manfred Silbernagl spontan, ob wir das nicht vielleicht gleich live probieren sollten. Gesagt, getan marschierten wir also in den heiligen Keller der Forschungsbrauerei. Wie durch göttlichen Zufall trafen wir auf dem Weg dorthin auch Sigmund Steinbeisser, den Schwager von Heinrich Jakob – bzw. das ist dann ja der Schwiegersohn von Brauereigründer Gottfried Jakob? – der den Brüdern Silbernagl das Braurezept überliefert und beim ersten Sud mitgewirkt hat. Und von Herrn Steinbeisser also bekamen Webmaster Ewald und ich dann – quasi als die ersten Gäste der Saison 2011  – nebst Manfred Silbernagl eine Kostprobe vom jungen Pilsissimus abgezwickelt.

Das neue Geheimnis der Forschungsbrauerei

So jung hatte ich bisher noch nie ein Forschungsbier bekommen. Und schon gar nicht direkt im Keller. Ein richtig echtes Zwickelbier also. Und so schmeckte es auch zuerst. Noch leicht mehlig und schön cremig lag es auf der Zunge. Aaaaber dann ließ es sofort merken, was es werden will: Denn im Abgang kam bereits die volle Kraft des Hopfens durch, die dem „Pilsissimus“ seinen Namen gegeben hat. Dieses Bier wird in Bälde ein echtes Forschungsbier werden wie man es kennt. Doch nicht ganz so: Es ist ja noch unfiltriert und hat somit noch seine volle Naturtrübe, die man im Gegenlicht des Kellerfensters sehr schön erkennen kann. Und da verriet uns Manfred Silbernagl ein Geheimnis der „Neuen Forschung“: Die Biere, beide, also auch der Bock, werden jetzt immer so unfiltriert naturtrüb ausgeschenkt werden. Da können die Bierliebhaber sich aber auf was gefasst machen :-P! Frisch aus dem Lagertank bei 2°C war es natürlich schwierig, die vollen Geschmacksqualitäten des Forschungsbieres wahrzunehmen. Wir nahmen die Gläser dann schnell mit nach oben zu unserem Tisch im Biergarten, wo an diesem Tag auch noch die Sonne schien. Und in der Wärme des Tages, mit zunehmender Trinktemperatur, entwickelte sich das Bier ganz erstaunlich mit jedem weiteren Schluck. So langsam kamen auch die fruchtigen Malznoten zur Geltung, und in der Nase stieg mit dem Hopfenduft und dem sachte stärker werdenden Malz immer mehr die Erinnerung an die alten Tage auf, die schon bald wieder die Regel sein werden 😎 . Fast hätte ich mir gewünscht, dass ich, statt als Schnitt im Probierglas, dieses Forschungszwickel in meiner runderneuerten voll eingeschenkten Stammmaß bekommen hätte. Und auch Ewald war ein solcher Wunsch wohl anzusehen. Manfred Silbernagl hatte dies offenbar bemerkt, und so gingen wir mit ihm noch ein zweites mal in den Keller, um den schönen Nachmittag mit einem weiteren Zwickelschnitt abzuschließen, mit dem er uns dann alleine am Tisch sitzen ließ, während er noch einige der zahlreichen Anrufe entgegen nahm, die ihn jetzt so kurz vor der Wiedereröffnung immer mehr erreichen, um sich danach dann der historischen Journalistin zu widmen.

Ich danke Herrn Silbernagl ganz herzlich für diese ersten und doch schon recht tiefen Einblicke in die Neue Forschung. Nach dieser Begegnung sind nun wirklich alle meine Sorgen vollends ausgeräumt, dass es in Perlach keine Bieroase am Rande der sonstigen Münchner Bierwüste mehr geben könnte. Die Serengeti wird weiterleben, mit frischem Wind und neuen Ideen. Und die heimatlosen durstigen Bierseelen der Forschungs-Fan-Gemeinde können endlich wieder in ihr Zuhause, das Bier-Reservat an der Grenze der Landeshauptstadt, zurückkehren.

Wenn es nur schon jetzt so weit wäre, und wir nicht bis zum 12. August warten müssten! Dann könnte man glatt noch mitverfolgen, wie sich das Zwickelbier zum reifen Pilsissimus entwickeln wird.

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

4 Kommentare

  1. Gibt’s denn beide Biere nur noch naturtrüb, oder will man sie zusätzlich anbieten und weiterhin das filtrierte Bier ausschenken?

    • Hallo Barm,

      ja, vorerst sollen beide Biere unfiltriert ausgeschenkt werden. Das ist in der Forschungsbrauerei eigentlich auch nicht wirklich was neues, den phasenweise gab es das unter der Familie Jakob auch schon so. Wenn dann einige Zeit nach der Neueröffnung wieder der Verkauf von Fässern und Flaschen aufgenommen wird, muss man abwarten, wie sich das entwickelt. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls schon auf dieses besondere neue Genusserlebnis. Die Vorab-Verkostung weckte dafür beste Erwartungen.

      Gruß
      ralf

  2. Schöner Bericht…liest sich sehr gut 🙂 Weiter so!

  3. Ich bin nun seit 1975 Stammkunde in der “ Forschung “ alle Freitag saßen wir am “ Steitz – Stammtisch “ bis dann leider Einer nach dem Anderen abdankte und den blonden Bock gegen das “ Manna “ eintauschte. Ich kenne die Herren Heinrich Jakob und Sigi Steinbeisser persönlich und bedanke mich noch einmal herzlichst für ihre langjährige Gastfreundschaft. Heinrich Jakob als unser Ehrenstammtischbruder immer “ Haya “ genannt, war immer für einen neuen Witz gut und durch und durch ein bayerischer Gastwirt.
    Leider bin ich aus beruflichen Gründen meiner Frau nach Köln gezogen, aber bei unseren letzten München Besuch natürlich auch in der Forschung ( Ende September 2013 )und war eigentlich positiv überrascht hinsichtlich der Führung der neuen Wirtsleute Silbernagel.
    Ich wünsche den Silbernagels nur das beste und hoffe doch, dass die “ Jakobtradition “ weiter hoch gehalten wird. Mit freundlichen Grüßen Ernst Weber, in Stammtischkreisen unter “ Klupperlsack “ bekannt.

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