Hook Norton Brewery, Oxfordshire

Ich habe das Glück in England einen Freund zu haben, der mir für meine Bierexkursionen immer wieder mal Unterkunft gewährt. Bei meinem Besuch im letzten Jahr hatte er mir sogar ein Bierpräsent mit auf den Heimweg gegeben: Eine Flasche Ale mit passendem Glas von der Hook Norton Brewery in Oxfordshire.  Das ist nämlich von seinem Wohnort aus die nächstliegende ernst zu nehmende Brauerei. Bei meinem heurigen Besuch haben wir somit dann gleich einen Ausflug nach Hook Norton eingeplant. Die Brauerei sieht höchst ungewöhnlich aus. Eher wie eine historische Whiskydestillerie, was aber gar nicht so verkehrt ist. Sind doch beides – Brauerei und Whiskydestillerie – malzverarbeitende Betriebe. Angeblich wird die Brauerei auch heute noch mit einer Dampfmaschine betrieben – „occasionally“, wie man auf der Brewery Homepage nachlesen kann. Für eine Führung durch die Brauerei war an unserem Wochendausflug leider keine Zeit (hätte zwei Stunden gedauert). So haben wir nur kurz das Braueiereimuseum besucht, dafür aber im örtlichen Pub „The Pear Tree Inn“ einige der Hook Norton Brewery Ales getestet.

Der Pear Tree Inn liegt sehr praktisch nur wenige Meter von der Brauerei entfernt. Man bekommt diesen Pub auch in der Brauerei empfohlen, wenn man nicht an einer Führung und der dazugehörenden Bierverkostung teilnehmen kann oder will. Es lohnt sich in jedem Fall, weil der Pub so schön englisch verträumt ist, wie die ganze Kleinstadt Hook Norton.

Ein kleines Problem bei unserer Kurzverkostung war die Biertemperatur. Obwohl ich es für eine Legende halte, dass Englisches Bier grundsätzlich nicht schmecke, weil schaumlos und angeblich zu warm, traf letzteres hier leider doch zu. Das Bier wäre laut Aufschrift an den Zapfhähnen angeblich „Cellar Cool“.  Wenn das stimmt, dann muss der Keller des Pear Tree Inn schön kuschelig warm sein. Denn den Testbieren fehlte allen ein wenig die frische Spritzigkeit. Ansonsten aber blieben ihre Geschmacks- und Aromaeigenschaften davon unbeschadet, und der durchaus gegebene Biergenuss war wie unten nach der Bildergalerie folgt.

Bildergalerie

Hooky Gold

Sehr hopfenbetont. Viel Bittere. Im Antrunk wunderfein malzig. Insgesamt sehr ausgewogen. So malzig wie es hopfig ist. Wie gesagt leider zu warm.

Double Stout

Auch wieder Cellar „Cool“ 😉 . Dafür aber sowas von wunderbar voll-malzig. Da meint man echt, das wäre rein aus Zarbitterschokolode gebraut, mit etwas mehr bitter als zart. Darunter eine ganz leichte Fruchtnote. Mit all dem vielen Kakao darüber ist es sehr trocken und in der Tat, so wie unser Kommentator fwolf schon mal anmerkte, fast ein wenig staubig, etwa so wie das reine stark entölte Kakaopulver von Trumpf.

Zum Schluss habe ich noch das

Hooky Dark

probiert. Mit 3.2% ABV sehr leicht. Wirkt karamellig und fruchtig und hat fast was zart rauchiges in seiner Malzigkeit. Alle seine Aromen sind voll ausgebaut, das Bier ist erstaunlich vollmundig und trotzdem nicht stark. Sehr sehr fein. Wäre mein Favorit zu allem Bar Food, ganz vorne zu klassisch englischen Fish & Chips.

Fazit

Hook Norton – wir kommen wieder!  🙂

Nachträglich: Old Hooky

(Bilder siehe oben in der Galerie) Das war das Flaschenbier, das mir mein Freund mitgegeben hatte. Auch davon war ich schon sehr angetan, weil es für ein Flaschenbier ungewöhnlich gut und frisch war. Es roch fruchtig nach Apfel mit ein wenig Kirsche. Dazu eine herbe Hopfenbeimischung, als ob die Kerne und steine der Obstsorten mit rein gekommen wären. Während meiner Bierprobe blieb der Schaum die ganze Zeit sehr gut erhalten. Beim trinken dann etwas cremig und, weil „Kühlschrank Cool“ 😉 erfrischend. Das Malz im Antrunk etwas dünn, erst im Abgang voll und kräftig herb. Die gefühlte Abgangbittere war etwas drei bis vier mal so stark wie die gerochene beim Öffnen der Flasche. „A Fruity & Full Bodied Ale“ stand auf der Flasche. Mein Urteil: Das stimmt!

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

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