So war der Palmator 2011

Nachdem ich im letzten Jahr mit dem überfüllten 12er Bus vom Regensburger Hauptbahnhof nach Adlersberg, d.h. nach Kneiting am Fuß des Adlersbergs angereist war, und am späten Nachmittag wieder vom Fest zurück nach Regensburg gefahren bin, dachte ich mir, ich lasse es für heuer gemütlicher angehen. Ich habe mir kurzerhand im Hotel vom Prösslbräu ein Zimmer genommen und bin schon am Vorabend des Festes mit dem Auto nach Adlersberg gefahren. Ich hatte Bedenken, mein Auto auf dem Berg zu Parken, aber der Schankkellner vom Prössl überzeugte mich, dass es auf dem Parkplatz vor der Kapelle sicher sei. Ein bisschen ein mulmiges Gefühl hatte ich zunächst schon, ist das doch quasi auf dem Festgelände. Doch die Woche vor dem Palmator war ich in Köln, und da sagte ich mir einfach „Et hätt noch immer jot jejange“, und so war es dann auch. 🙂

Meine Reiseplanung hatte gegenüber dem letzten Jahr einige Vorteile: Ich konnte schon am Vorabend in aller Ruhe den Palmator verkosten. Sein Ausschank ist ja nicht an das Palmatorfest am Palmsonntag gebunden, sondern man kann ihn in Adlersberg das ganze Jahr trinken. Und ich konnte das Fest in vollem Ausmaß genießen, wozu auch gehört, dass ich die Stimmung am Vorabend und am Morgen danach erleben konnte. Davon sieht man nämlich so gut wie niemals Fotos. Unten in der Galerie sind sie heuer mal zu sehen 8-).

Der Palmator

Den habe ich also am Samstag Abend bereits probiert und bin dafür mit einem einmaligen Biererlebnis belohnt worden. Vom Biertyp her handelt es sich beim Palmator um einen dunklen Doppelbock. Mit diesem Typ hatte ich durchaus schon einige Erfahrung, und auch meine Lieblingssorten hatte ich mir schon ertrunken. All dies musste ich an diesem Wochenende über den Haufen werfen. Nicht nur den Palmator, diesen für seine Art aber ganz besonders, sondern alle Prössl-Biere zeichnet eine kristallklare spritzige Frische aus. Beim Hellen erwartet man diese noch, beim Dunklen Prösslbier überrascht sie schon ein wenig. Dass sie auch der Palmator hat, das verwundert letztendlich, erstaunt und erfreut schließlich aufs Höchste! Ein Bier, das 7,9% vol. alc. sein Eigen nennt, kann nicht leicht sein, würde man erwarten. Mit „leicht“ meine ich diese kristalline Spritzigkeit des Palmators. Die hat er eindeutig. Aber gleichzeitig auch die typischen Eigenschaften eines dunklen Doppelbocks. Vollmundig malzig ist er, vollreif fruchtig, reichhaltig, und dabei nicht allzu süß. Die Fruchtnote im Palmator könnte ein klein wenig Erdbeere sein, hauptsächlich aber angenehmes feinstrukuriertes Karamell. Ja, es ist die Vollheit von dunklem Malz, wonach der Palmator schmeckt. Doch wie gesagt in einer Klarheit, die ich bei einem dunklen Doppelbock noch nie zuvor erlebt habe. Was bin ich froh, dass ich dieses Bier heute in aller Ruhe Schluck für Schluck genießen kann! Wenn ich jetzt weiter versuche, mit der Fruchtigkeit und Karamelligkeit und was auch immer man noch sagen könnte herumzueiern, all das wäre nur die Umschreibung, der vergebliche Versuch der Be-Schreibung dessen, was Malz ist, echtes Malz. Mir kommt es so vor, als ob mir der Palmator zuhört und zu mir spricht: „Du suchst doch nicht etwa das perfekte Bier? Ich bin Malz. Und ich bin Bier. Du hast mich endlich gefunden.“

Und Recht hat er, der Palmator. Als ob er es gewusst hätte. Am Sonntag Nachmittag sitzt ein Student der Regensburger Uni an meinem Tisch und fragt mich, was ich vom Palmator halte. Ich sage ihm, dass ich nichts besseres kenne. Doch der Student kommt eigentlich aus Bamberg, und da gibt er sich als Kenner der Bamberger Bockbiere natürlich nicht mit dieser oberflächlichen Aussage zufrieden. Er hat selber aber auch eine guten Biergeschmack und vergleicht den Palmator mit den Bamberger Böcken: Bei diesen schmeckt man in der Regel den stärkeren Alkoholgehalt heraus. Dabei sind das meist gar keine Doppelböcke, sondern sie liegen als (Einfach-)Böcke in der Region zwischen 6 und 7%. Beim Palmator schmeckt man vom Alkohol rein gar nichts, sagt der Student. Der schmeckt eher wie Karamalz mit Korn drin, meint er. Höchst angenehm und süffig zu trinken. Extrem gefährlich! – Der junge Mann aus Bamberg kennt sich aus.

Zusammenfassung

Volle Stärke im Geschmack bei vollkommener Klarheit, der Klarheit von reinem Malz. Absolut ausgewogen in allen Geschmacksdimensionen, dabei von vorn bis hinten ohne irgendeinen störenden Bei- oder Nachgeschmack. Der fehlt. Nein, er fehlt nicht – er darf bei einem vollkommenen Bier gar nicht sein! Spätestens ab diesem Palmatorwochenende nicht mehr.

Und wie war das Fest?

Das Fest verlief heuer sehr friedlich. Keinerlei schwerwiegenden Zwischenfälle, und das obwohl der Andrang so groß war. Frau Prössl meint, wenn die Leute nicht im Bierzelt zusammengedrängt sind, sind sie viel entspannter. Ein Bierzelt wurde nämlich wegen des schönen Wetters heuer gar nicht aufgestellt. Der Andrang war allerdings so groß, dass es in der Hauptzeit, etwa von Zwölf bis Vier, zu extrem langen Schlangen an den Essensständen und vor allem an den Ausschänken kam. Ich selber habe mich auch fast eine Stunde für ein Bier anstellen müssen. Aber was soll’s, die Sonne schien so schön, auch in der Schlange. Ich dachte mir dann, wenn ich endlich meine Maß habe, kann ich mich damit gleich wieder hinten anstellen, habe aber dann meine „Einkaufspolitik“ den Umständen angepasst und einfach gleich zwei Maß mitgenommen, was bei meiner Rückkehr an meinen Tisch an der Hauswand für große Anerkennung sorgte :-).

Nicht alle Festbesucher waren so entspannt wie ich. Sogar jüngeren war das Gedränge teilweise zu viel. Eine Studentin sagte mir, sie würde das alles besser organisieren. Mehr Ausschankstände für das Bier und das Essen, und – gerade für die Mädels wichtig – mehr Toiletten aufstellen. Tja, „Palmator“, das ist eben Ausnahmezustand in Adlersberg, und das ist halt nicht jedermanns Sache. In der Tat ist auffallend, dass kaum ältere Bürger auf dem Fest zu sehen sind, so schön es auch ist, dass der Palmator – auch als Fest – bei den Jugendlichen so gut ankommt. Die älteren Festbesucher, findet man dann aber schon auch, nämlich innen im Bräustüberl, wo sie den Palmator und das Essen von der Bedienung serviert bekommen. Das Gedränge draußen überlassen sie der Jugend.

Bayernkapelle Toni Schmid

Die Blaskapelle muss ich noch erwähnen. Beim Frühstück am Morgen danach hat mich Frau Prössl sen. extra darauf aufmerksam gemacht. Diese Kapelle besteht urkundlich belegt schon seit 198 Jahren (Stand der Webseite der Bayernkapelle im April 2011) und ist damit die älteste Blaskapelle in Bayern. Beim Palmator sind sie jedes Jahr dabei, und das womöglich schon seit es den Palmator gibt. Wer mitrechnen will: Die Familie Prössl braut in Adlersberg seit 1838. Damit rechne ich schon mal aus, dass die Bayernkapelle älter ist als die Brauerei.

Das war’s vom Palmator 2011

Ausfälle gibt es heuer also nicht zu berichten. Eigentlich nur Positives, und da muss ich noch mal das Wetter preisen: Das war an diesem Palmsonntag so perfekt wie der Palmator. Und es hat sich lange genug vorher angekündigt, sodass heuer wie gesagt gar kein Bierzelt aufgebaut wurde. Dadurch ist auch die Besucherzahl so gut wie gar nicht zu ermitteln. Ins Zelt würden nämlich Bänke für gut 5.000 Gäste passen. Aber nachdem heuer ja sogar die „Stehplätze“ im Freien teilweise knapp wurden … Schön war’s in jedem Fall. Ich freue mich schon auf das kommende Jahr 😎 und lasse jetzt

Die Bilder sprechen

Die Fotos sind in zeitlicher Reihenfolge sortiert. Es dürfte nicht allzu schwer fallen herauszufinden, welche vom Vorabend, welche vom Palmsonntag, und welche vom Montag Morgen sind ;-).

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

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