In Mexiko wurde die Braukunst angeblich durch den Habsburger Kaiser Maximilian I. von Mexiko ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitet, er soll viele Braumeister aus Bayern ins Land geholt haben – so hat man mir jedenfalls in Mexiko erzählt. Immerhin besteht Bierindustrie nicht nur aus Ablegern der amerikanischen Großbrauereien; ich habe während einer Urlaubreise Ende der 90er Jahre durchaus angenehme Biere genossen (an die Namen Estrella, Indio, Pacifico kann ich mich auch noch erinnern). Als mein Bruder, damals Mitreisender, im Frühjahr beruflich in dieses interessante Land mußte, dachte er netterweise daran, mir ein Care-Paket mit Erinnerungen mitzubringen, und dieses enthielt neben zahlreichen Chili-Produkten auch einige kleine Probier-Fläschchen einheimischen Bieres. Diese möchte ich euch natürlich vorstellen:
Das Dos Equis mit den zwei grossen roten XX auf dem Etikett ist sicherlich das bei uns bekannteste, ist es doch auch hier erhältlich, zumindest habe ich es schon in mexikanischen Gaststätten gesehen. In den frühen Achtzigern hatte ich dieses Flaschenbier schon mal in Kalifornien getrunken und Ende der Neunziger nochmal auf der erwähnten Reise. Es ist ein Lager, mit 4,5% alc. darf man also ein „normales“ Bier erwarten. Die grüne 0,33l-Flasche ist mit dem typisch amerikanischen Twist-Verschluss durch Drehen des Deckels zu öffnen, kein „Plopp“, keine Duftfahne begrüßt mich – schade. Fürs Foto schenke ich das gut gekühlte Bier ins Glas, es perlt ganz normal und bildet einen netten Schaum – bis ich jedoch die Kamera hin halte, ist die ganze Pracht schon komplett zerfallen! Nochmal schade. Ich hänge nun meine Nase tief über das Schwenker-ähnliche Glas, aber wieder werde ich enttäuscht: kein Geruch! Drittes Schade. Immerhin ist die Farbe ein schönes hellgold und es steigen durchaus noch kleine Perlen hoch, das Bier liegt nicht tot im Glas.
Der erste Schluck ist allerdings wieder eine große Enttäuschung: ich schmecke fruchtige Frische, säuerliche Zitrus-Spritzigkeit, aber nichts, was mich an BIER erinnern würde. Nun denn, denke ich mir, dann eben ein Citrus-Getränk zum Essen… Im Verlauf des Trinkens – vielleicht auch Erwärmens? – wird der Geschmack doch noch ein wenig Bier-ähnlicher: ich schmecke den Fruchtanteil des Hopfens, vermisse jedoch gleichzeitig den Bitter- und den Kräuter-Anteil. Malz ist eigentlich auch gar nicht zu schmecken, Hefe noch weniger.
Fazit: Ein Lager ist das meiner Meinung nicht. Es folgt vermutlich dem US-Trend zu extremer Hopfigkeit, den Ralph in seinen Artikeln schön beschreibt; vielleicht mögen die Mexikaner ja das Bittere nicht so sehr und beschränken sich daher noch dazu auf einen einzigen Aspekt des Hopfengeschmacks. Wer ein Erfrischungsgetränk sucht und keinen Fruchtsaft oder zuckersüsses Limo mag, kann hier vielleicht seine Erfüllung finden, aber für einen deutschen Biertrinker ist es nicht empfehlenswert.