Mein Onkel in Alzey, wie ich ein ausgesprochener Fan des Wettelsheimer Kellers und seines Strauss Märzens, begrüsst mich bei meinem Besuch sogleich mit den Worten „Lass die Motorradsachen an, wir müssen gleich noch mal los, ich will dir was zeigen…“. Es ist kurz vor sieben abends, wir hetzen uns zum nahen Getränkemarkt. Dort in einem Nebenraum wird nämlich „Volkerbräu“ gelagert und vertrieben…
Der Braumeister selbst kommt kurz nach uns an und freut sich, unsere neugierigen Fragen zu beantworten. Er kennt sich aus in Franken, hat er doch im Bad Windsheimer Bürgerbräu gelernt, die jetzt leider von Tucher geschluckt wurden. (Das eigentliche Bürgerbräu wird nur noch im Kommunbrauhaus im Fränkischen Freilandmuseum gebraut. ) Dieter Birk hat nun eine alte Alzeyer Marke wiederbelebt und braut pro Sud hier etwa 20 Hektoliter, macht im Jahr etwa 200 hl. Trotzdem hat er zur Zeit 4 verschiedene Sorten im Angebot, von denen allen wir natürlich auch je eine Literflasche mitnehmen um uns abends im Familienkreis im Garten durchzutrinken:
Volkerbräu Pils ist die Standard-Sorte mit 5% alc. aus 12% Stammwürze. Es liegt angenehm hell-trüb im Glas mit einem schönen Schaum, nicht zuviel davon. Die Nase aber bekommt eine Überraschung ab: hefig! Kein Hopfen-Geruch, wie ich das bei einem Pils erwartet hätte. Auch der Geschmack liegt auf dieser Linie: sehr weich im Gaumen spielt eine Fruchtigkeit, aber die der Hefe, also nicht die Zitrusfruchtnoten eines Hopfens, sondern eher die eines Früchtemuses – ich muss mich zwingen, das Wort „Banane“ hier nicht zu verwenden 😉
Das Weizen (5,1% alc.) zeigt sich in einer ganz ähnlichen Farbe, ist aber noch etwas trüber. Dafür hat es noch weniger Schaum, zwar nicht unbedingt schlecht, aber etwas ungewöhnlich für ein Weizen. Auch der Geruch zeugt von einer Verwandschaft zum vorher probierten Pils, er ist nur noch ein bischen stärker im Aspekt Hefe-Frucht. Geschmacklich ist das allerdings ganz klar ein obergäriges Bier, auch wenn es für ein Weizen sehr fruchtig und „jung“ und spritzig daherkommt, im Abgang gar etwas „wässrig“, wie ein Mitkoster formuliert.
Das Dinkelbier hebt sich hingegen schon optisch von den Vorgängern ab – leider wars schon zu dunkel für ein Foto: es ist zwar wieder etwas klarer, aber von einer schönen kupfernen Farbe. Der seltsam unbekannte Geruch muss dann wohl der von dem mir unbekannten Getreide sein! Ich empfinde ihn als so ungewöhnlich, dass ich gar nicht beurteilen kann, ob ich das nun gut oder schlecht finde. Auch geschmacklich ist diese Sorte ganz anders: ganz wenig Hefe kommt hier durch, auch kein Hopfen, man ist wirklich auf das Getreide konzentriert, das vor allem Süße schmecken läßt; da jedoch die Schwere fehlt, die sonst oft mit der Süße einhergeht, ist das auch an einem lauen Sommerabend ein passendes Empfinden.
Das Dunkle von Volkerbräu ist nun wirklich ein sehr dunkles Bier, fast schon schwarz. Nur der Schaum ist recht hell. Es hat den erwarteten süßlich-malzigen Geschmack, zu meiner Freude angenehm ohne brandig zu sein – ein normales Dunkles halt. Leider stört mich der Geruch nach altem Holzfass etwas – andere mögen das aber vielleicht auch positiv empfinden. Erstaunlicherweise ist es mit 4,7% alc. das „leichteste“ Bier der Runde; nun, es heisst ja auch „Sommerbier Dunkel“ mit vollem Namen.
Ja, das Lammsbräu Dinkel habe ich auch schon mal getrunken. Aber weder riecht das so extrem noch schmeckt das Volkerbräu auch nur im entferntesten wie das Lammsbräu… Dinkel allein machts also wohl auch nicht aus. Aber vielleicht sollte ich mal mehr drauf achten, ob ich ein paar Dinkelbiere im Vergleich bekommen kann.
Bei Lammsbräu gibts übrigens schon seit längeren ein Dinkelbier. Nennt sich ganz simpel „Lammsbräu Dinkel“. Geht geschmacklich tendenziell Richtung Pilsener. Also Urquell Pilsener – sehr weiches Wasser, feine Mälze, schön runder Hopfen 😉
cu, w0lf.