Bockbieranstich „Sankt Jakobus“ 2012

Datum:
Erster Freitag im März

Ort:
München Perlach, Unterhachinger Straße 76

Zeit:
11:00 Uhr

Das heisst: Bockbieranstich in der Forschungsbrauerei!

Eigentlich wollten die Brüder Silbernagl, die neuen Brauer und Wirte der Forschungsbrauerei, den Anstich ja schon am vergangenen Freitag abhalten. Das wäre der erste Freitag nach Aschermittwoch gewesen, und somit das erste Wochenende in der Fastenzeit. Doch in den Köpfen der Fan-Gemeinde der FoB, und ganz besonders beim „Festring Perlach e.V.“, war der Märzfreitag aus den vergangenen Jahren noch so stark verankert, dass im Jahresprogramm des Festrings der Termin kurzerhand „wie immer“ auf den Märzfreitag gelegt wurde. Einfach so. Tststs… 😉

So kam es also, dass heute, am ersten Märzfreitag, „wie immer“, bereits um 11 Uhr vormittags die Menschenmassen von allen Seiten herbei strömten. Dazu – auch fast „wie immer“ – zeigte sich die Märzsonne von ihrer schönsten Seite, mit Temperaturen, die schon einige Gäste dazu animierten, im Freien ihren ersten „Sankt Jakobus“ zu genießen. Und „wie immer“ war die Spannung groß, welche Politikgröße den Anstich vornehmen würde, und wie gut er oder sie das heuer hin bekommen würde.

Tja, alles „wie immer“, und doch hatten die Silbernagls wieder – mittlerweile eigentlich auch schon „wie immer“ – einige neue Überraschungen parat.

Neue Festdekoration

Als erstes fiel gleich auf, wie schön die Räume des Bräustüberls für das Festwochenende hergerichtet waren. Weiss-blaue Bänder und grüne Girlanden zierten da plötzlich die Decke. Das war so gekonnt gemacht, dass manch einer erst auf den neuen Schmuck aufmerksam gemacht werden musste, um ihn bewusst wahrzunehmen. Doch ob bewusst oder unbewusst – der Schmuck unterstützte perfekt die großartige Stimmung, die einen beim Betreten des Bräustüberls an diesem Märzfreitag stets überkommt.

Neues Anstichfass

Gut, richtig neu im Sinne von „ungebraucht“ war es nicht. Nur eben in den letzten Jahren nie so groß, ich meine, ein 20l-Fass war es bei Stefan Jakob immer gewesen. Im mit der Brauerei mit übernommenen Kellerinventar hatten die Silbernagls unter anderem ein voll funktionstüchtiges 50l-Fass gefunden und für den Anstich verwendet. Das hat dann auch wie erhofft recht ordentlich was her gemacht.

Neue Krüge

Das neue Brauereiwappen hatte ich ja bereits vorgestellt. Das findet sich nun immer mehr an allen Stellen in der Forschung. Ganz auffällig war es auf den neuen Steinkrügen, die heute beim Anstich erstmals zum Einsatz kamen. Auch hier merkte man die Professionalität der neuen Mannschaft: auf den Tischen stand, von dem einen oder anderen Stammkrug mal abgesehen, das Bier ausschließlich im neuen Steinzeug, was sehr schön anzusehen war. Das Auge trinkt halt einfach mit!

Neue Speisekarte

Diese war ebenfalls heute zum ersten Mal auf den Tischen ausgelegt. In modernem Layout mit frischen Farben ist sie gehalten. Die neuen Speisen, die seit der Wiedereröffnung im vergangen August ausprobiert wurden und die sich bewährt haben, sind nun dauerhaft darin aufgenommen worden. Der sauer eingelegte Miesbacher z.B. oder auch die Kässpätzle und der frisch zubereitetet Kaiserschmarrn (ein Traum!). Doch auch „Altes“, von den langjährigen Stammgästen lieb Gewonnenes, ist natürlich weiter mit dabei. Ganz wichtig in dieser Kategorie sind „As Stundenhendl“ und Original Forschungsbräu Obatzda.

Der Anstich

So, nun genug geredet über die Neuerungen. Mit dem Studium derselben hatte ich mir die Zeit vertrieben, bis es endlich um gut Zwanzig nach Elf so weit war, dass der Festring seinen Anstichabgeordneten ernannt hatte, und die „Offiziellen“ sich aus dem konspirativen Nebenraum nach vorne zum Anstichfass wagten.

Auf ihrem neuen Auftritt im sog. „Fratzenheft“, auf Facebook also, hatte die Forschungsbrauerei vorab schon etwas über den Antstecher / die Anstecherin verraten:

St. Jakobus Blonder Bock, als Fastenbier extra fein und stark gebraut, wird um 11 Uhr von einem Landtagsabgeordneten angezapft.

Ein Landtagsabgeordneter. Aha ;-). Da kann man sich in Perlach eigentlich nur einen vorstellen, und der war es dann tatsächlich auch: Markus Blume, Vorsitzender der CSU Perlach und direkt gewählter Landtagsabgeordneter des Münchner Ostens. Ich würde mal sagen, das war auch höchste Zeit, dass Herr Blume mal den Zapfhammer in die Hand nimmt. Er war nämlich bei fast allen Anstichen dabei, über die ich hier im Blog berichtet hatte. Nur im Jahr 2009, beim legendären Anstich von Frau Achhammer, fehlte Markus Blume. Vielleicht ist das auch der Grund, warum er nicht so wunderschön „spritzig“ 😛 angestochen hat wie damals seine Vorgängerin im Amt des /der Anstechenden, hatte er doch dabei nicht zusehen können. Wahrscheinlich hat man Herrn Blume aber davon erzählt. Denn er wusste offenbar sehr gut um die Risiken eines Bockbieranstichs Bescheid. Man erzählte mir nämlich, dass er schon am Vorabend in der Forschung gesehen wurde, unter anderem, um die richtige Anstichtechnik zu trainieren – mit großen Erfolg! Kein Tropfen ging daneben, und auch die Zahl der angesetzten Schläge lag im Bereich eines Münchner OBs. Ganz genau habe ich nicht mitgezählt, weil ich mit der Serienaufnahmefunktion meiner Kamera haderte, die mir bei meinem Modell zwar nur bei solchen Anstichszenen, aber da dann gleich besonders schmerzlich fehlt.

Doch ganz im Ernst – der „Auftritt“ von Markus Blume war rundum professionell: Heimliche Vorbereitung am Vorabend, dann am Festtag gepflegtes Auftreten im weißen Hemd, was ich sehr mutig fand, vor dem Anstich erst ein paar gestellte Schläge (auf Anraten des – ebenfalls professionellen – Fotografen der Süddeutschen Zeitung), und dann die fehlerfreien „scharfen“ Schläge mit anschließendem eigenhändigem Zapfen der Biere für das gemeinsame Pressefoto mit der übrigen Politikergemeinde und den Wirtsleuten.

Bei diesem traditionellen Posieren für das Pressebild ist es immer wieder eine Schau, wie sich die Abgelichteten doch mit schier instinktiver Zielstrebigkeit die Kamera des scheinbar wichtigsten Fotografen aussuchen, von der ihr direkter Blick nicht ablässt, bis der Fotograf die Kamera senkt und Kund gibt, dass er jetzt fertig ist.

Der Sankt Jakobus 2012

Nach so viel Trubel war es dann auch wieder gut, dass die Presse weiter zog, und man sich endlich der Hauptsache widmen konnte, wegen der ich z.B. mir extra frei genommen hatte: der ersten Maß vom Blonden Bock Sankt Jakobus 2012. Das war übrigens auch eine Neuerung, die ich oben noch hätte erwähnen können. Auch wenn das Bräustüberl schon vor Elf geöffnet war, und man sich auch schon Getränke bestellen konnte – der Bock wurde NICHT vor dem Anstich ausgeschenkt. Da haben die Silbernagls sehr auf die alte Tradition geachtet. In früheren Jahren, ja da hätte man das auch so machen können, wäre es da nicht so gewesen, dass am ersten Wochenende der Forschungssaison NUR Bock ausgeschenkt wurde. Auch diese Regelung hatte durchaus ihren Reiz gehabt.

Aufregend – altgewohnt und trotzdem neu

So könnte man den Blonden Bock 2012 in nur fünf Worten beschreiben.

Altgewohnt – das sind schon gleich der Anblick und sein Duft, wenn er serviert wird. Wunderbar feinporig, durchsetzt mit unregelmäßigen Blasen unterschiedlicher Größe, ist der Schaum. Und wie es sich für erstklassiges Bier gehört, bildet dieser Schaum bei jedem Schluck an der Innenseite des Steinkrugs deutliche „Jahresringe“ aus. Und dann der Duft! Unverkennbar steht der für den Forschungsbock charakteristische einmalige Duft über dem Schaum im Krug. Malzig ist das, in den Färbungen von Frucht und leichter Frische und gleichzeitig aber auch von Reife und wuchtigem Bier. Glasklar der unverkennbare Duft von Forschungsbock.

Neu – das ist in diesem Jahr die ungewohnte Frische und Spritzigkeit des Bockbieres. Die spüre ich ganz besonders, weil mir der fast endgereifte Bock 2011 aus den ersten Wochen des laufenden Jahres noch gut im Gedächtnis ist. Eindeutig ist der neue Bock eine neue Generation, der neue Jahrgang 2012. Er ist noch frisch und ungestüm und strotzt vor fast noch pubertärer Lebenskraft. Tatsächlich scheint er mir zunächst ein ganz klein wenig zu jung noch zu sein, vor allem wenn er gerade frisch gezapft ist. Aber mit der Zeit, wenn der Füllstand im Steinkrug sich mehr und mehr senkt, besinnt der Bock sich seiner Bestimmung und rinnt in gewohnter Geschmacksfülle und Sanftheit angenehm die Kehle hinab.

Aufregend – ja, das ist der Sankt Jakobus 2012 in jedem Fall, und das wird er für die kommenden Wochen, ja hoffentlich das ganze Jahr auch bleiben. Jetzt, gerade am Anfang seiner Reife stehend, noch jugendlich und frisch, wird es spannend werden, mit zu verfolgen, wie er sich mit der Zeit entwickeln wird. Ein Bier auf seinem Lebensweg – dem Lebensweg des Bieres meine ich – von der spritzigen Jugend bis ins reife Alter mit allen dazu gehörenden Geschmacksnuancen begleiten zu können, diese Gelegenheit sollte man sich nicht entgehen lassen.

 

Prost Sankt Jakobus, Blonder Bock 2012!

ralf

Alle Bilder vom Anstich im Überblick

(Tipp zum bequemen Durchblättern: Bild anklicken und dann unter dem sich öffnenden Pop-up mit den Pfeilen weiter navigieren.)

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

Ein Kommentar

  1. … wunderschee wars wieda, für eich aan Starkbieranstich zum spuin. Mi gfreits halt oiwei wieda – scho wenni mit meina Tuba aufn Weg zu euch bin kribblts mi, mit so pfundige Musikantn wia aan Fred und aan Thomas sowoi a fetzige wia aa grüawige Musi für eich und jedn Gast z’macha. I moan oiwei es is oiß wia a große liabe Familie mit Vadda, Muadda, Gschwista, Oma, Opa – wia da ‚Münchner im Himmel‘ wo oan ’s Herz aufgeht: … und als er plötzlich Münchner Boden unter den Füßen fühlte, da war es ihm, als sei er im Himmel.
    Und einer alten Gewohnheit gemäß führte ihn der Weg hin zur FORSCHUNGSBRAUEREI,
    und er fand seinen Stammplatz wieder,
    fand den Stammplatz leer,
    und die Kellnerin, die HEIKE, kam auf ihn zu…
    und er bestellte sich eine Maß,
    und bestellte sich noch a Maß,
    und er vergaß seinen Brief und seinen Auftrag,
    und b’stellt sich no a Maß,
    und no a Maß und no oane…
    und da sitzt er heit no.
    Und so wartet die Bayerische Regierung bis heute vergeblich auf die göttlichen Eingebungen.

    In diesem Sinne wünsch ich euch allen a wunderbare Zeit mit de fleißign Besitzer Manfred, Florian und Hans mid eanane Familien – bei sovui Herzlichkeit und Spitznqualität werd se de Müh scho boid auszoin. Oiso halt’s zsamm “Gott segne und schütze euer … Bankkonto“ und i gfrei mi scho narrisch, wenn i wieda moi füa eich Musi macha derf – iatz is ja Gott-sei-Dank da Walter wieda gsund und spuit an meina Stell, für den i aushelfa hob derfa. Machts es guad!!!
    Bis boid, eia
    Alfons mid da Tuba = daFonse vo Untahaching (a Zuagroasta echta Holledauer Hopfazupfa)!

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