Maibock 2014 und 30 Jahre Hausbrauerei Altstatdhof Nürnberg

Mit großer Spannung erwartet das Blog-Team in jedem Jahr den 1. Mai, wenn in der Hausbrauerei Altstadthof der Maibock angestochen wird. Über dieses Bier freuen wir uns immer dermaßen, dass wir heuer fast nur beiläufig bemerkt haben, dass in diesem Jahr die Brauerei neben dem Ausnahmebier auch noch ihr 30jähriges Bestehen zu feiern hatte! Da waren wir natürlich in doppeltem Sinne gerne dabei. Für mich persönlich kam noch ein kleiner dritter Feiergrund dazu: vor genau zehn Jahren hatte ich im Rahmen einer Biererkundungstour durch Franken mit dem Rad zum ersten Mal von der Hausbrauerei gehört und bin seither ein treuer Fan dieser feinen Nürnberger Braustätte.

Zuerst war ich damals natürlich vom einzigartigen Altstadthof Rotbier höchst angetan, einer Biersorte, die es außer in Nürnberg so nirgendwo anders gibt. Nach und nach habe ich mir auch die anderen ganzjährigen Sorten wie das Helle und das Weißbier erschlossen, bis ich, da war ich schon einige Jahre Altstadthoffan, einmal im Mai den Maibock entdeckt habe. Das war schon eher Mitte bis Ende des Monats, sodass ich den Bock im Regelausschank in der Gaststube genossen hatte. Als ich ihn ein paar Tage später nochmal bestellen wollte, war er bereits aus. Da entschloss ich mich, im Folgejahr einfach gleich am ersten Ausschanktag zu kommen, zum festlichen Anstich. So machen das noch viele weitere Maibock- und Altstadthoffans. Es hat sich sogar sowas wie eine kleine Maibockfangemeinde gebildet. Das merkt man vor allem dann, wenn Hausbrauereichef Reinhard Engel in der Begrüßungsansprache seine Gäste und Fangruppen einzeln begrüßt. Ich brauche nicht extra zu sagen, dass wir vom Blog-Team sehr stolz darauf sind, im Laufe der Jahre Teil dieser Maibockgemeinde geworden zu sein :D.

Anstich durch Dr. Ehrnsperger

Zur Feier des 30-jährigen Jubiläums der Hausbrauerei wurde der Anstich heuer vom geschäftsführenden Gesellschafter der Neumarkter Lammsbräu, Dr. Franz Ehrnsperger vollzogen. Zuvor hielt Herr Ehrnsperger auch eine kleine Ansprache, bei der wir lernten, dass er (und die Neumarkter Lammsbräu) vor 30 Jahren die Hausbrauerei Altstadthof in Nürnberg gegründet hatten – als erste deutsche 100%-Öko-Brauerei (oder war es sogar weltweit gesehen die erste?). Das will schon was heißen. Er erzählte dann noch ein paar Geschichten aus der Gründerzeit des Altstadthofs, wovon die vielleicht wichtigste Geschichte die war, wie er den jungen Braumeister Reinhard Engel sozusagen entdeckt hatte. Unter Herrn Engels Führung wurde aus der anfänglichen museumsbrauereiähnlichen Hausbrauerei die heutige Nürnberger Spezialitätenbrauerei. Doch nicht nur das. Herr Engel stellt seit längerer Zeit schon herausragende Bierbrände her. Und seit jüngerer Zeit steht der Name Hausbrauerei Altstadthof auch für die Produktionsstätte Fränkischer Single Malt Whiskys mit dem Label „Ayrer’s“ – natürlich ganz und gar in der von Herrn Ehrnsperger begründeten und von Herrn Engel kontinuierlich weitergeführten Öko-Tradition – als „Erster deutscher Organic Single Malt Whisky“.

Maibock 2014

Für das Bier ist im Altstadthof mittlerweile nicht mehr Herr Engel zuständig. Das braut jetzt der junge Braumeister Martin Kemmer, so Herr Engel in seiner Begrüßungsrede. Martin hat meisterlich gearbeitet und, so meinen wir, auch 2014 wieder ein in seinem ganzen Charakter einmaliges Jahrgangsbier gebraut.

Vom Anstichfass

Der erste Eindruck ist immer der spannendste, beim Maibock also das erste Glas vom Anstichfass. Der Duft über dem Schaum ist zunächst intensiv hefig und malzig, den Hopfen merke ich hier noch nicht (vielleicht auch aus freudiger Erregung, dass es endlich wieder Altstadthof Maibock gibt 😉 ). Auch im Antrunk schmeckt er zunächst intensiv vollmundig nach hellem Malz, sehr elegant, fast wie Biskuitteig, so frisch. Als der Schaum sich langsam setzt, wird der Geruch blumig fruchtig. Hier kommt jetzt der Hopfen aus der Kalthopfung zur Geltung. Der Abgang schließlich ergießt sich in einer satten Hopfenherbe, dem Anfang folgend ebenfalls in feinster Eleganz. Oliver drückt das so aus: „Der Maibock hat von Anfang bis Ende eine klare Linie.“ Dem kann ich nur zustimmen. Vom hefig hopfigen Duft über das vollmundig Malzige bis zur satten, doch nicht übertriebenen Hopfenherbe im Abgang, geht jede Empfindung nahtlos in die nächste über, fast ohne dass man es merkt. An jedem Punkt, zu jeder Zeit des Trinkvorgangs, entfaltet der Maibock in klarer Reinheit die verschiedenen Grundeigenschaften eines hellen Bieres. Seine elegante Reinheit erreicht der Maibock dadurch, dass er sämtliche Charaktereigenschaften aufweist, die man von einem hellen Bockbier erwartet. Er zeigt dem Genießer seine Ecken und Kanten, doch diese Ecken und Kanten sind allesamt wunderschön rund.

Technische Daten

Während die Maibockgemeinde ihre ersten Schlucke genießt, verkündet Herr Engel die „technischen Daten“ des Maibocks: 16,5 °P Stammwürze hat er, daraus 6,3% vol. alc. Der Bitterwert beträgt 35-36 IBU, also schon etwas herber, als etwa ein Pils gewöhnlich wäre. Auch die verwendeten Hopfesorten verrät er. Es sind drei Sorten, alle aus Hersbruck, nämlich Tradition und Hersbrucker, sowie in der Kalthopfung die Sorte Saphir.

Natur pur

Wären wir nicht schon durch die Rede von Dr. Ehrnsperger darauf aufmerksam gemacht worden, so hätten wir spätestens beim Genuss von Martin Kemmers Maibock gemerkt, mit welch hochwertigen Rohstoffen unser Lieblingsgetränk hergestellt worden ist. Beim Riechen und Schmecken des Malzes sehe ich, wenn ich dabei die Augen schließe, innerlich ein Gerstenfeld vor mir sich im Julisommerwind wiegen. Und der Hopfen erscheint mir sinnlich, das ist mir vorher noch nie so passiert, tatsächlich als die Farbe Grün! Auch Oliver bestätigt die Außergewöhnlichkeit der Hopfenwirkung und fragt dazu bei Braumeister Martin Kemmer nach: Ja, der Hopfen wird im Altstadthof in seiner natürlichen Form verarbeitet, als ganze Dolden. Da müsste uns nun eigentlich gar nichts mehr wundern. Tut es aber doch. Denn es ist wahrhaft eine hohe Kunst, aus natürlichen ökologischen Zutaten, dem Malz aus der Öko-Mälzerei der Neumarkter Lammsbräu und dem Hersbrucker Doldenhopfen ein Bier zu brauen, in dem diese Natürlichkeit vollständig erhalten bleibt, sodass man sie durchweg auch im fertigen Bier noch schmeckt, und darüber hinaus sogar noch mit dem inneren Auge sehen kann, obwohl ein langer Verarbeitungs- und Reifungsprozess mit grundlegenden biochemischen Veränderungen erfolgt ist.

Herzlichen Glückwunsch, Hausbrauerei Altstadthof!

Das Blog-ums-Bier gratuliert der Hausbrauerei Altstadthof mit Brauereichef Reinhard Engel und Braumeister Martin Kemmer ganz herzlich zum 30-jährigen Jubiläum 2014. Und genauso gratulieren wir zum Maibock 2014, der auch in diesem Jahr wieder eine Klasse für sich ist. Mit diesem Bier hat die Hausbrauerei einmal mehr einen Maßstab gesetzt, der die Ausnahmestellung des Altstadthofs in Sachen Qualität und Reinheit beeindruckend unterstreicht.

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

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