Das neue Holzhauser Dunkel

Durch eine Pressemitteilung bin ich auf eine Brauerei aufmerksam geworden, die ich eigentlich schon eine ganze Zeit lang kenne. Es handelt sich um die Holzhauser Brauerei mit Gasthaus und Biergarten, etwa in der Mitte zwischen den Städten Buchloe und Landsberg am Lech gelegen. Mein erster Besuch im Biergarten der Brauerei dürfte vor ca. fünf Jahren gewesen sein. Da war ich ganz erstaunt gewesen, so mitten auf dem Land, kurz vor dem Allgäu, eine Brauerei zu finden, die mir bis dahin völlig unbekannt geblieben war. Danach hatte ich Holzhausen irgendwie wieder aus den Augen verloren, bis ich im Sommer letzten Jahres von einem Freund dorthin eingeladen wurde. Ich hatte zuvor noch schnell einen Blick auf die Homepage der Brauerei geworfen. Die Seite war noch sichtlich im Aufbau befindlich, aber ein Kernstück der Brauerei wurde darauf schon ausdrücklichst vorgestellt: Das Kühlschiff des Brauhauses. Oh! Dachte ich mir. Das ist selten. Und oft haben Biere aus solchen Brauereien einen sehr urtümlichen Geschmack. Den hat auch das Bier aus der Holzhauser Brauerei, jedoch auf unerwartet andere, angenehme Art. Am Holzhauser bier ist mir nämlich der äußerst reine Geschmack aufgefallen, den ich sonst nur aus jungen Brauereien, in der Regel mit viel Edelstahl ausgerüstet, kenne. Als ich jetzt die Pressemitteilung zur Einführung des neuen Dunklen bekam, ist mir mit der Information daraus so einiges klarer geworden über diese höchst bemerkenswerte Brauerei.

Der Mitteilung (hier das Original über die Homepage der Brauerei) musste ich mit Schrecken entnehmen, dass die Brauerei im Jahr 2012 offenbar nur knapp an der Schließung vorbeigeschrammt ist. Scheinbar musste auch ein neuer Brauer gesucht werden. Denn die Biere, die ich 2013 genossen habe, müsste dem Inhalt der Mitteilung zufolge ein durch einen „Glücksfall“ gefundener Braumeister, er heißt Markus Langer, gebraut haben, der jetzt im Brauhaus wirkt. Mit dem beeindruckenden Geschmackserlebnis aus meinem Besuch vor Ort im Kopf bin ich umgehend dem Angebot des Braumeisters aus seiner Mitteilungsmail nachgekommen, mir ein Probefläschchen mit dem fertig entwickelten neuen Holzhauser Dunkel nach Hause schicken zu lassen. Nachfolgend der Bericht, wie es mir bekommen ist. 😛

Verkostungsbericht

Nase

Gleich nach dem Einschenken kräftig dran geschnüffelt nehme ich zunächst intensive dunkle Malznoten wahr. Dazu gesellt sich unmittelbar aber auch eine Hopfenwahrnehmung, zart würzig, fein kräuterig. Beides deutlich und zurückhaltend zugleich, sehr schön ausgewogen, sodass das Malz im Vordergrund ist und vom Hopfen ergänzt und abgerundet wird. Das Malz riecht deutlich nach dunklem Malz, ohne sonst oft störendes röstiges Beiwerk, das hier nur ganz leicht im Hintergrund vorhanden ist. Ich werde an zartes Lakritz erinnert. Der Brauer selbst schreibt von „Karamell- und Schokoladennoten“. Und ja, die sind auch für meine Nase so vorhanden, wobei mich die Hopfenwürze in meiner Wahrnehmung in der Tat mehr zur Lakritze hin drängt.

Mund

Im Antrunk wirkt das Bier aus der Flasche anfangs leicht säuerlich, was mit seiner Rezenz das Dunkel erstaunlich erfrischend macht. Das Mundgefühl wird danach in der Mitte im Kontrast zum Antrunk malzig und überraschend samtig weich. Den Abgang schließlich nehme ich wie eine Reprise vom Anfang dreistufig wahr: Erst nochmal die Säurewirkung, dann kurz und knackig nochmal das Malz, und am Ende ein angenehm herbes Gefühl. Trinkt man nun nicht gleich weiter, wird der Eindruck der Zunge nach der Bitterwirkung sogar wieder malzig süß. All diese Eindrücke sind so wie das samtweiche Gesamtgefühl nicht übertrieben. Fein kultiviert würde ich das Holzhauser Dunkel beschreiben.

Auge

Wie man auf den Fotos sieht, ist das Holzhauser Dunkel eher sogar ein „Holzhauser Schwarzes“. So kann ich optisch gar nicht sagen, ob es „naturbelassen“ und damit auch trüb ist. Ein Qualitätsmerkmal ist jedoch ganz deutlich zu sehen: der nichtweiße bräunliche Schaum. „Beigefarbener Schaum“ sagt dazu die Pressemitteilung. Das stimmt! Ein Zeichen dafür, dass hier mit hochwertigem reinem dunklen Malz gearbeitet wird.

Fazit

Das Holzhauser Dunkel hat eine sagenhafte Nase mit feinsten Malz- und Hopfenaromen. Durch das Zusammenwirken von seiner leichten Säure, der angemessenen Spritzigkeit und seinem samtweichen Mundgefühl ist es trotz der schwarzen Farbe ein erfrischendes Bier, gut sogar auch zum Durstlöschen im Biergarten geeignet. Vor allem aber zum Erleben von höchster Malz- und Hopfenkultur. Herzlichen Glückwunsch für diese sehr gelungene Neukreation an die Holzhauser Brauerei mit ihrem Braumeister Markus Langer!

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

Ein Kommentar

  1. Toller, fesselnder Bericht! Immer wieder faszinierend was so alles für Gefühle in einer Bierflasche stecken!!!
    Prost!

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