Braukunst LIVE! Eine Erinnerung an 2017

Diese Tage wurde der Termin für die nächste Braukunst Live! im Münchner MVG-Museum bekanntgegeben: 2. – 4. Februar 2018. Das bedeutet wieder höchste Konzentration für’s Blog-ums-Bier-Team: drei Tage Bierverkostungen vom Feinsten, dazu die tolle Atmosphäre unter lauter kundigem und Bier-begeistertem Publikum, Fachsimpeleien und Masterclasses, Spezialitäten und Raritäten, Bekannte begrüßen und Neues entdecken …

Wir sind nun auch schon ein paar Jahre dabei, aber es ist immer ein Highlight des Jahres, einfach weil es eine unglaubliche Vielfalt an unglaublich tollen Bieren zu genießen gibt. Dieses Jahr hatten wir etwas weniger Masterclasses besucht, einfach um mehr Zeit für die Brauer und ihre Kreationen und auch die Gespräche dabei zu haben.

Mit ein Grund für die noch größere Vielfalt hier dürfte sicher „the lab“ gewesen sein, wo der Veranstalter den ganz kleinen Brauern ein Podium gibt, die sich eigentlich keinen Stand leisten können (meist auch, weil sie ein 1-2-Mann/Frau-Betrieb sind). Ein paar davon, die mich 2017 mit ihren Bieren und ihrer Einstellung beeindruckt haben, möchte ich euch hier aufzeigen:

Beer Geek, CZ

Eigentlich ist das eine Bar mit Bottle Shop in Prag, aber unter dem Label „Sibeeria“ brauen sie dort auch ihr eigenes Ding:

Das Lollihop IPA haut mit einem brutalen Orangen-Duft um sich, und schafft es auch noch, diesen Hammer-Geschmack mit in den Mundraum zu nehmen. Für alle Citrus-Freaks ein Traumbier! Was ganz anderes dagegen ist das ZIMA. ein Barley Wine, der wunderbar rot im Glas leuchtet, fruchtig und karamellig in der Nase und im Antrunk kommt, und stark, süß und cremig den Gaumen betört. Super rund und ausgewogen, trotz der Stärke!

Hecht, Zimmern

Toll fand ich, auch mal den jungen Hecht kennenzulernen, der ebenfalls braut. Ich weiß zwar nicht immer, welches der Biere unter dem Label Craftbeer Hecht nun vom Sohn oder vom Papa stammen, aber fest steht: der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, und aus Zimmern kommen tolle Biere! Cascarillo, Amberella, Dark Galaxy, … so wie die Namen klingen, so schmecken auch die Biere. Zur Messe gab es – für einen kurzen Augenblick nur, dann war er schon ausgetrunken – einen holzfaßgereiften Eisbock, boah!

Ravenkraft, Nürnberg

Mit dem Wanderer haben die inzwischen schon nicht mehr ganz so kleinen Franken ein sog. „Black IPA“ am Hahn, das seinem Namen alle Ehre macht: rabenschwarz. Beerig-röstig im Aroma macht es keinen Hehl aus seinen 8%. Auch sonst konnte ich bei anderen Gelegenheiten schon das eine oder andere Bier von den Jungs probieren: spitze!

Einstök, Island

Nun, die Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen, das Wee Heavy, ein Rauchbier mit Engelwurz, zu probieren und mindestens in Erinnerungen an die kalte Insel zu schwelgen. Das Raucharoma ist so zart, daß es mir praktisch auch nach langer Suche nicht auffällt, defür ist das Bier an sich sehr ausgewogen und rund: caramellig, fruchtig und malzig. Sehr schön!

Munich Brew Mafia

Nun, so ganz klein und neu sind die beiden von der lokalen Mafia eigentlich nicht mehr, jedenfalls haben sie sich mit dem Don Limone einen verdienten Schlager geschaffen.

Das Rauchbier (zart!) Habemus Cervesiam muß man unbedingt auch probiert haben, und ich bin gespannt auf die nächsten Kreationen!

Schneeeule, Berlin

In Berlin sind sie schon lange Kult, aber hier im Süden tut man sich noch schwer mit den Sauerbieren. Ich mag sie sehr gern, und als Absacker gibt es nichts besseres! Ulrike Genz braut nichts anderes als echte Berliner Weisse, und das kann sie! Ich habe mir den Klassiker Marlene gegönnt, der ist sowas von gelungen, das überzeugt auch Franken 😉

Yankee & Kraut, Ingolstadt

Noch haben die beiden Jungs aus Ingolstadt keine eigene Brauerei, sondern brauen beim Binkert in Breitengüßbach, z. B. ihr Gewürzbier. Der sehr starke Duft nach Eukalyptus und Wacholder hat mich neugierig gemacht. Diese beiden Aromen sind dann, zum Glück viel milder im Gaumen zu spüren, zusammen mit denen der restlichen Zutaten, die man durchaus erkennt (wenn man’s weiss ;-): Salz, Minze, Zitronensaft. Daß es trotz der ungewohnten Bestandteile so trinkbar ist, liegt sicher daran, dass man dem Bier monatelang Zeit zum Ausbau gab. Mit 6% ist es auch nicht übertrieben in der Wirkung – echt gut gelungen!

Ich habe trotzdem noch ein „normaleres“ Bier nachgeschoben, das Eden Pale Ale. Ein sanfter bunter Frucht- und Blumenduft paßt zu dem zwar von Anfang trockenem Aroma, das aber schön „gemischt“-fruchtig und cremig ist. Ebenfalls sehr trinkbar.

Lehe, Estland

Der Ogar Polski hat mich interessiert, weil es ein alter polnischer Bierstil ist, den die Esten hier brauen: das Grätzer oder auch Grodziskie. Sehr golden sieht er aus, duftet sowohl leicht rauchig als auch säuerlich-kräuterig und ist recht spritzig. Wie in der Nase ist auch das Mundaroma hoch interessant, mit diesen für mich ungewohnt gleichzeitigen Noten von Rauch und Säure mit kräuteriger Würze. Da das aber sehr harmonisch abgestimmt ist, ist es angenehm und wohlschmeckend, ich könnte damit schon einen ganzen Abend verbringen.

Next Level Brewing, Österreich

Mir waren die Jungs gänzlich unbekannt, aber die die Vielfalt in ihrem Angebot ist beeindruckend. Leider habe ich es erst kurz vor Schluß bis zum Stand geschafft, und dann nur ein bisschen mitgenippt, aber keine Notizen gemacht. Immerhin, so viel weiß ich noch: es hat mich beeindruckt, und deshalb steht‘ hier auch!

Vielleicht bekomme ich ja auf der nächsten Braukunst LIVE! noch eine Chance und kann eine Verkostungsnotiz nachreichen…

Frau Gruber, Augsburg

Zugegeben, zuerst hat der Name meine Aufmerksamkeit erregt, Frauen sind ja noch deutlich unterrepräsentiert bei den Brauern, haha 😉 Dann hat man allerdings immer mehr von den beiden gelesen, und alles waren Lobeshymnen. So musste ich denn nun auch mal probieren, obwohl ich dem Dosenbier sehr abgeneigt bin! Modern Times soll ein Kellerbier sein – womit ein Franke ja schon mal ein Problem hat, wenn’s aus der Dose kommt. KELLER, Leute, kann es nur auf (!) dem Keller geben… Spaß beiseite, ich hatte so eine Hoffnung, dass es sich Richtung Märzen orientiert, und ja, malzig, karamellig ist es, aber eben auch fruchtig. Und das ist eine ganz feine Kombination, jedenfalls wenn sie von Frau Gruber kommt.

Lenny’s, Berlin

Lenny ist so ein lässiger Typ, ich bin alle paar Stunden an seinem Stand vorbeigeschlendert. Der Mann macht hier wirklich alles selber, unglaublich! Jedes mal, wenn ich vorbei kam, war aber das Bier, das ich mir als nächstes nehmen wollte, schon wieder aus. Egal, ich habe halt „irgendwas“ anderes genommen – und war beeindruckt. Einer, der auch dem Malz die Aufmerksamkeit gibt, die es verdient. Allerdings muss man sich für seine Biere Zeit lassen, die sind so intensiv, da kann man nicht mal 0.1l so wegschlucken, die wollen bewußt genossen werden. Genial!

Mathäser Bräu, München

Was, im alten Mathäser wird wieder Bier gebraut? Nein, natürlich nicht, da ist ja jetzt ein Kino, aber der Markenname soll wieder auferstehen, und zwar mit einem Weißbier. Die Bedeutung des alten Mathäser für München und Bayern, ja Deutschland, wird die neue Brauerei hoffentlich nicht erhalten (wir wollen ja keine so blutige Revolution), aber mit diesem klassischen, unspektakulären, aber dafür guten Bier für jeden Tag, für jede Gelegenheit, mischen die Neuen hoffentlich die Bierszene der Stadt auf! Prost!

Browar Zloty Pies, Polen

Die mit den Hunden (im Logo und in den Biernamen) sind eigentlich wohl auch eine Brauereigaststätte oder Gaststättenbrauerei, in Wroclaw. Auch hier habe ich mir leider keine Verkostungsnotizen gemacht, aber ich wollte mir unbedingt die Adresse merken, für die nächste Reise in die südwestliche Ecke Polens!

Über benhur

Ich stamme aus dem schönen Altmühltal, wo auch mein Lieblingsbier herstammt (das Wettelsheimer Strauss) und meine Lieblingssorte Märzen verbreitet ist. Mittel- und Centralfranken (Nürnberg) ist biertechnisch auch mein Schwerpunkt, die Zeit im Münchner "Exil" hat aber auch ihre Spuren hinterlassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert