Endlich klappt es einmal, mitten unter der Woche (mittwochs), mitten am hellichten Tag (14:00 Uhr) in Bamberg zu sein! Da kann man nämlich ohne Voranmeldung an einer Führung bei der Mälzerei Weyermann teilnehmen – das wollte ich schon seit Jahren einmal machen. Jedesmal, wenn ich mit dem Zug nach oder durch Bamberg fahre, komme ich an dem wunderschönen Backsteinbau(ten) vorbei, aber Führungen gibt es natürlich nur zu den normalen Arbeitszeiten…
Nachdem wir uns ein kleines fränkisches Mittagessen in der urgemütlichen Stube beim Mahr’s Bräu und natürlich ein „U“ gegönnt hatten – ahh, so süffig, es wurden zwei! – waren wir pünklich im Fan-Shop. 15,- nehmen sie dort, aber dafür kriegt man auch etwas geboten: nach einer Einführung und interessanter Geschichte (vom Schiffer zum Kaffee-Röster) wurde unsere kleine Gruppe im Gelände herumgeführt, wir durften bei vielen Produktionsschritten reingucken: von der Anlieferung und dem Labor, an der Weiche vorbei zu den Keimbecken, die Darre wieder nur theoretisch, an die alten und die neuen Rösttrommeln, die Luftreinigung, zum Schluß Verpackung und Lager, alles im laufenden Betrieb. Natürlich wurden uns auch die vielfältigen Produkte vorgestellt, und wer es noch nie gemacht hat, für den ist die Verkostung der verschiedenen Malze auch eine sehr interessante Erfahrung.
Am Ende der Führung gab’s in den Räumlichkeiten, die auch für Verkostungen und Seminare genutzt werden, dann noch eine kleine Kostprobe der Weyermann-Biere. Denn natürlich werden allerhand Spezial-Biere auch aus den Spezialmalzen gebraut, die dort gemälzt werden! Weyermann ist ja Weltmarktführer bei den Spezialmalzen, also den Malzen, die man in deutlich kleineren Mengen im Sud verwendet, z.B. um Farbe und Geschmack zu prägen. Daneben gehört ihnen auch die Marke Bamberger Hofbräu, unter der eine Reihe von Bieren regelmäßig erhältlich sind.
Das erste Bier, das wir bekamen, war so ein „normales“ Bamberger Hofbräu Lager. Schöne goldene Farbe, aber ganz wenig Kohlensäure, um nicht zu sagen, es war „labsch“ – allerdings nur von der Rezens her. Geschmacklich fand ich das Lager sehr angehnem: rund, voll, weich, samtig, schöne Getreide-Aromen, wenig Süße, und Platz auch für Hopfen (der hier allerdings nicht ausgespielt wurde).
Am Salbei-Pils habe ich nur kurz genippt, mit zugehaltener Nase, da ich Salbei nicht ausstehen kann: Ja, das muss man mögen, sonst lieber Finger weg.
So war die nächste Wahl das Oaktober Weizen, das gerade auch in Flaschen erhältlich ist. Die schöne Farbe und recht viel Schaum machen Lust. Der Duft ist recht fruchtig, einerseits die typische Banane, aber auch Aprikose und Biskuit. Solche Aromen schmeckt man dann auch im Gaumen, dazu noch Getreide-Aromen, ein wenig Karamell, und es ist angenehm spritzig, weich – ein sehr schönes Weizen-mit-Kick. Wir erfahren, dass das hier verwendete Weizenmalz über Eichenholz leicht geräuchert wurde, wogegen das Gerstenmalz des nächsten Bieres über Buchenholz geräuchert wird:
Das Bamberger Hofbräu „Rauch“ konnten wir ebenfalls noch probieren: schöne dunkle Farbe, leicht bräunlicher Schaum, und trotzdem deutlicher Duft in Richtung gelber Früchte, also eigentlich diese Malzfrucht-Aromen. Das Raucharoma ist hier sowohl im Duft als auch im Gaumen sehr dezent, weniger nach Schinken als nach Lagerfeuer, und für mich, selbst als „ich-bin-nicht-so-der-Rauchbiertrinker“, eine sehr willkommene Ergänzung des Aromaprofils. Trinkt sich gut!
Weiterhin gab es noch das IPA am Hahn. Das ist erstaunlich dunkel, aber schön anzusehen. Vom Aroma her ist es ebenfalls eher die Aprikosen-, Ananas-, Mango-Richtung als die Zitrusfrüchte, und die Bittere ist sehr niedrig (oder gut versteckt). Angenehm, voller Körper, etwas für Leute die mit den Bitterbomben nicht so viel anfangen können – ein malzbetontes IPA eben.