Wildbräu Grafing – ein Lichtblick in 2020

Insgesamt und global gesehen war das Jahr 2020 nicht gerade eines zum Aufheben, ist man geneigt zu sagen. Und doch gab auch dieses Jahr bisweilen Anlass zur Freude. Der Grafinger Wildbräu erfreute mich heuer gleich mehrmals. Dabei sollte das im Frühjahr noch gar nicht so aussehen. Anfang März nämlich bekamen wir eine Einladung zu einer Brauereiführung, natürlich mit Verkostung. Am Wochenende vor dem „Tag des Bieres“ hätte diese stattfinden sollen. Doch dann kam ganz schnell alles ganz anders. 

Corona zog über den Planeten und damit auch über Bayern. Es kam der Lockdown und die Veranstaltung musste erstmal abgesagt werden, wie so viele andere auch. Ich habe mich dann mehr schlecht als recht durch den Sommer geschlagen. Die geöffneten Biergärten und -Keller halfen sehr, und auch der Hopfentag in Hüll. Das war es dann für diesen Sommer, dachte ich schon. Aber der Wildbräu wäre nicht der Wildbräu, wenn nicht doch eine Lösung gefunden worden wäre. Just am letzten Tag des August bekam ich eine E-Mail mit der Ankündigung eines Ausweichtermins für die Brauereiführug: Samstag, den 10. Oktober. Die Biergrande Mareike von Feinerhopfen war nicht ganz unbeteiligt bei der Findung, insbesondere auch der eingeladenen Bierblogger und -Influencer ( Mareike, herzlichen Dank und lieben Gruß nochmal an dieser Stelle! 😉 ).

Besondere Brauereiführung mit exklusiver Verkostung

So versammelte sich also an diesem nebligen und leicht verregneten Herbstsamstagabend um Halb Acht eine kleine bierige Fangemeinde vor der Pforte der Wildbräu Brauerei in Grafing und war gespannt auf das, was auf sie zukommen sollte. Und da kam dann auch bald aus dem Halbdunkel hinter der Pforte der junge Brauereichef Gregor Max Schlederer zusammen mit einem Mitarbeiter hervor, einem Träger Wildbräu Hell im Gepäck. Den Träger stellte er uns zur freien Verfügung hin, um erstmal wieder zu verschwinden, die „Ausrüstung“ für die Führung zu holen. Diese bestand aus einem Willibecher nebst Flaschenöffner, einem Wildbräuanhänger in Form eines kleinen goldenen Bären und einer Bommelmütze im Wildbräulook. Alles sehr praktische Dinge für eine Brauereiführung an einem herbstlich frischen Abend, nicht zu vergessen die kalten Gär- und Lagerkeller einer Brauerei. Die Mützen sehr schön anzusehen auf den Instagramfotos der jungen Influencer/Innen. Gregor Max Schlederer, Brauereichef in 7. Generation, ist ja ebenfals noch ziemlich jung und hatte selber großen Spaß mit uns an diesem Abend. 

Auf zur Führung

Scheinbar lässig, aber doch auch mit großem Stolz führte Gregor uns zunächst ins noch recht neue Sudhaus aus dem Jahr 2015. Mit einer Kapazität von je nach Sud zwischen 30 und 80 hl werden dort sage und schreibe 16 Biersorten hergestellt. 12 traditionelle und 4 Saisonbiere, jedoch kein Craftbier, erwähnte Gregor. Also kein Craftbier mit dem Namen „Wildbräu“. Für andere Brauer aus der Umgebung wird im Grafinger Sudhaus durchaus schon mal eines gemacht. So hatte z.B. Markus Hoppe seine Craftbiere dort hergestellt, als er noch keine eigene Brauerei besaß.

Das neue Wildbräu Hell

Die Biere aus der Brauerei Wildbräu sind alles traditionelle Bierstile, was aber nicht heißt, dass sie nicht trotzdem auch modern, sprich auf der Höhe der Zeit sind. Gregor erklärte zum Hellen, dass dies heute ein endvergorenes Bier ist mit wenig Restsüße, ein Bier mit, wie man neubayrisch sagt, hoher „Drinkability“. Von dieser Drinkability durften wir uns an diesem Abend ausgiebigst überzeugen. Zuerst bei der Zwickelprobe während der Führung durch den Lagerkeller, und nach Abschluss der Führung beim gemütlichen Ausklang im Schalander der Brauerei. Dort beeindruckte Gregor, der „Bräu von Grafing“, uns mit seiner außerordentlichen Gastfreundschaft: Durften wir doch alleine in den Lagerkeller zum Zwickelhahn gehen und uns Nachschub holen … bis zum bitteren Ende 😮 . Das hatte ich bis dahin in dieser Form noch nie bei einem Brauereibesuch erleben dürfen. Der reine Wahnsinn, der Wildbräu!

Die Brauerei in guten Händen

Ich habe bei diesem Besuch überall den Eindruck gewonnen, dass die Brauerei mit Gregor Max Schlederer eine sehr tüchtige, umsichtige und zukunftsträchtige Leitung hat. In der Füllerei erzählte Gregor etwa, dass er diese im Gegensatz zum nagelneuen Sudhaus nicht komplett erneuern ließ. Seine Strategie war eine Generalüberholung mit besonderem Augenmerk aber auf die Bierqualität. Er hat statt neu zu bauen, die Füllerei aufgerüstet auf sauerstofffreie Abfüllung. Ja, er weiß, worauf es ankommt und handelt mit Umsicht und Weitblick. Das freut dann auch den Fan der Brauerei und stärkt die Hoffnung, dass der Grafinger Wildbräu noch lange bestehen möge. Stolze 400 Jahre Bestehen der Brauerei Wildbräu hatte man im Jahr 2016 schon feiern können!

Wildbräus neuer Look

Wenn man sich auf der Brauereihomepage die Biersorten ansieht, erstrahlen die meisten schon im neuen Look, mit dem Bären als Wappentier der Brauerei. Ausnahmen sind nur noch die Sorten Export und Schwarzbier mit dem Namen „Grandauer“, einer alten Grafinger Brauerei, die seit 1993 Teil von Wildbräu ist. Dieses Redesign zum blauen Wildbräubären war wohl eine der ersten Taten von Gregor, nachdem er 2018 als Alleineigentümer und Geschäftsführer (Bericht der SZ) die Brauerei übernommen hatte. Zum „Grandauer Weißbier“ hatte er eine Anekdote für uns parat: Das wird für alteingesessene Grafinger Kunden auch noch im alten Design vertrieben. Außer dem Design ist jedoch kein Unterschied. Dennoch sagen manche Grafinger darüber „des Bier aus die blauen Kästen, des schmeckt ned.“ Tja, Auge und Hirn trinken halt mit, fällt mir dazu jetzt ein. Ich selber bin ja bekennender Fan des „Meistersud“, da betrifft mich das Neudesign noch nicht, und ich kann entspannt-gespannt beobachten, wie sich die Vermarktung dieser Sorte entwickelt.

Für Wildbräus Auftritt in den sozialen Medien ist der neue Look meiner Beobachtung nach jedenfalls ein großer Schritt nach vorne, vor allem durch seine klare Linie und den hohen Wiedererkennungswert. Ich stöbere nämlich zu meiner Aufheiterung in der aktuell sonst so tristen Zeit immer wieder gerne durch die Wildbräu Bilder auf Instagram (leider nur mit Anmeldung möglich), oder gucke mir mit mit großem Spaß die Videos im Wildbräu YouTube Kanal an. So muss ich gar nicht mal eine Wildbräuflasche öffnen, um mich zu erfreuen 😎 .

Wildbräu Weihnachtsüberraschung 

Pünktlich zum ersten Advent wurde die Blogger- und Influencer-Fangemeinde von Wildbräu nochmals reich beschenkt. Ein riesiges Advents-Carepaket mit den schönsten Sachen der Brauerei stand da vor meiner Tür. Darin waren unter anderem Kostproben vom leckeren Aegidius Bockbier und dem Grandauer Festbier, beide im neuen Look, zum ordnungsgemäßen Gebrauch der beiden Biere ein passender Willibecher, für die harte Winterzeit ein chices Wildbräu Bommelmützchen und dazu noch etwas Infomaterial, aus dessen Bildern der Braumeister Johannes Hartwig und natürlich der Bräu Gregor Schlederer ihren Fans entgegenlachen.

Dankeschön

Vielen lieben Dank Gregor, Dir und Deiner frischen Mann- und Frauschaft vom Wildbräu, für diese gelungene Überraschung. Und Danke auch für die unvergesslichen Lichtblicke, die Ihr vom Wildbräu mir in diesem Jahr beschert habt!

 Euer ralf vom blog-ums-bier.de

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

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