Wie komme ich als im Münchner Exil lebender bayerischer Schwabe und Frankenfetischist auf ein Brauereifest in Saarbrücken? – Durch Bier natürlich! – Im Münchner Stadtteil Haidhausen, in der Elsässerstraße, liegt die Gaststätte „Wiesengrund“. Das ist eine brauereifreie Gaststätte ohne Bierknebelvertrag, wo der Wirt also das Bier ausschenken kann, das ihm am besten schmeckt. Und der Wirt dort hat einen extrem guten Geschmack. (Da wird früher oder später hier auch noch ein Artikel fällig.) Ebendort hat sich im Frühjahr des vergangenen Jahres folgendes zugetragen.
Vorgeschichte
Ich saß dort, um wie angedeutet, ein exklusiv im Wiesengrund erhältliches Bier zu trinken. Das stand damals auch gar nicht in der Karte, sondern nur mit Kreide auf eine Tafel geschrieben, die unauffällig an der Wand hing. Etwas gegessen hatte ich auch, und so verging ein angenehmer Abend bei guten Bier. Als mit fortschreitender Zeit die Kneipe sich langsam zu leeren begann, sank der Lärmpegel des Kneipengemurmels, und ich konnte mithören, wie ein Gast am Nachbartisch hinter meinem Rücken sein nächstes Bier bestellte. Er wählte nicht das ganz spezielle Bier, weswegen ich im Wiesengrund war, aber doch auch eines, das ebenfalls nur auf einer Kreidetafel angepriesen war und das ich genau deswegen bei einem früheren Besuch im Wiesengrund auch schon mal probiert hatte.
Aus der Detailtiefe mit der der Mensch hinter mir mit dem Kellner über Geschmack und Qualität seines Bieres sprach, hörte ich, dass dieser Mensch kein gewöhnlicher Bierdimpfel war. Nein, das war ein echter Genießer und Individualist, der gerne mal etwas probiert, das nicht auf der normalen Karte steht, und der vor allem auch in der Lage ist, solche Gelegenheiten zu entdecken. Das gefiel mir, und ich sprach ihn einfach mal an auf seine Bierwahl, und ob er denn das andere Bier, meines, auch schon entdeckt hätte. Das war ihm bis dahin aber noch nicht aufgefallen gewesen. Er zeigte sich jedoch – ich hatte ihn offenbar richtig eingeschätzt – recht interessiert, bestellte eines, und danach gleich noch eins. 😉
So langsam kann ich es ja nun verraten: Dieser Genussmensch war ein Saarländer.
Er hatte mir bereits bei unserem Zusammentreffen im Wiesengrund erzählt, dass es auch im Saarland gute Biere gebe. Ich hatte keine Zweifel, denn um gutes Bier zu brauen braucht man neben guten Zutaten im wesentlichen nur noch einen guten Brauer, und dann ist es egal wo dieser braut, ob in Bayern, Franken oder eben im Saarland. Im weiteren Verlauf des Abens erzählte er mir dann von einer Brauerei namens „Bruch“, die jährlich um den Augustanfang in Saarbrücken ein großes Brauereifest mit Zwickelbier veranstaltet. Jemanden in einer Kneipe dazu zu bewegen, ein anderes gerade vorrätiges Bier zu versuchen, ist eine Sache. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, einen dazu zu bringen, von München nach Saarbrücken zu einem Brauereifest einer unbekannten Brauerei zu fahren. Wie hat dieser Mensch das mit mir geschafft? Nun, zuvor hatte ich ihm an diesem Abend noch ans Herz gelegt, ein mal in München noch ein ganz anderes Bier zu versuchen, das Bier meiner Lieblingsbrauerei nämlich. Das hat er einige Tage später auch tatsächlich getan! Und noch etwas später haben wir uns dort auch einmal getroffen. Und er war sehr von meinem Lieblingsbier angetan, ja lobte es in fast gleich hohen Tönen wie ich. Es sei fast so gut wie sein Zwickel aus Saarbrücken.
Ein Bier, das noch besser sein soll als mein absolutes Favoritenbier? Unmöglich! Andererseits war ich inzwischen bereits vollkommen von den Feinschmeckerqualitäten meines Bekannten überzeugt. Da blieb mir nichts anderes übrig, als mich selbst von der Qualität der Saarländer Biere zu überzeugen. Letztes Jahr ließ es meine Urlaubssituation nicht zu, heuer aber hatte ich sogar meinen Urlaub so geplant, dass ich am Tag des Bruch-Festes in Saarbrücken war.
Für das ganze Saarland nur eine Brauerei?
Meine erste traurige Erkenntnis über das Saarland war, dass hier das Brauereiensterben ganze Arbeit geleistet hat. Auf der Hinfahrt habe ich sehr darauf geachtet, welche Brauereinamen an den Gasthäusern und Eckkneipen angeschrieben stehen. Da stand fast überall nur ein Name zu lesen: „Karlsberg“. Wenigstens war mir dieser Name nicht neu. Denn mein Saarländer Bekannter hat immer Karlsberg Pils im Kühlschrank, wenn er in seinem Münchner Exil verweilt, so hatte er mir erzählt. Demnach sollte das eigentlich kein schlechtes Bier sein.
Ich hatte mich natürlich auch per Internetrecherche auf meine Saarlandreise vorbereitet, insbesondere zum Thema „Bruch“. Dabei fand ich heraus, dass es im zentral gelegenenen Saarbrücker Stadtteil Sankt Johann eine Hausbrauerei „Bruch“ gibt, genannt „Zum Stiefel“. Ich hatte mich am Tag vor dem großen Brauereifest dort mit einem Arbeitskollegen verabredet, der zufälligerweise auch aus dem Saarland stammt. Ja, ich habe sogar zwei Saarländer unter meinen Kollegen. Viel mehr hatte ich dann aber nicht über das Saarland herausgesucht. Ich wollte noch Raum für eigene Entdeckungen lassen und ja irgendwann auch losfahren. Ich wusste somit vor meiner Reise noch nicht, dass die Brauerei Bruch neben dieser Hausbrauerei noch eine traditionelle mittelständische mittelgroße Brauerei betreibt. Doch genau solche Fakten selbst herauszufinden war ja Sinn und Zweck meiner Reise. Den Namen „Bruch“ sah ich dann auch erst auf Saarbrücker Stadtgebiet, jedoch an nicht allzu vielen Lokalen. Einen andern Namen habe ich im Internet noch gefunden: „Grosswald“. Angeblich auch ein gutes Bier, ist mir aber auf meiner Reise nicht begegnet. Auf der Autofahrt durch Saarbrücken ist mir wenige Male auch noch der Name „Becker“ aufgefallen, hauptsächlich der gelben Farbe wegen, in der die Becker-Beschriftungen gehalten waren. Der Name war ein mal an einer Hauswand, schon recht verwittert angeschrieben, und ein mal kann ich mich an ein Lokal erinnern, das so aussah, als ob es schon längere Zeit geschlossen war. Zuhause nachrecherchiert fand ich heraus, dass die Becker-Brauerei tatsächlich schon vor einigen Jahren von Karlsberg geschluckt worden war und heute nicht mehr existiert.
Nicht alle saarländer Brauereien sind so tot wie die Becker-Bräu. Es gibt durchaus noch ein paar Brauereien in Saarbrücken. Eine nennenswerte wäre z.B. noch die Abtei-Brauerei Mettlach in der Nähe der Saarschleife. Und es gibt noch mehr Brauereien an der Saar. Das Internet zählt im Jahr 2007 noch 13 aktiv im Saarland brauende Betriebe. Zwölf davon scheinen aber zusammen nur einen Bruchteil dessen ausstoßen zu können was die große Karlsberg schafft, so jedenfalls der Eindruck, den man auf einer Fahrt durch das Saarland heute gewinnt.
Genug geredet. Jetzt geht’s ans Testen! 😛
Bruch – Zum Stiefel
Die Bruchs haben also in der Stadtmitte von Saarbrücken, am Sankt Johanner Markt, eine kleine Hausbraurei. Dort wird seit 1702 schon Bruchbier gebraut. „Zum Stiefel“ heisst das Haus, weil 1709 der Brauer Bruch die Tochter des Saarbrücker Schusters geheirate haben soll, so kann man 3w auf der Homepage der Privaten Brauereigasthöfe über den Stiefel nachlesen.
Jedenfalls ist dort heute ein hübsche „Microbrewery“ zu finden, die zur Brauerei Bruch gehört und die ein ehrliches Bier braut, zu welchem ehrliche saarländische Gerichte gereicht werden.
Bier
Hier gab es naturtrübes Bier. Ein Dunkles und ein Helles. Das Dunkle duftete ein bischen wie Karamellpudding mit Schokolade. Beim Trinken war es dann wie Röstmalzkaffe. Das Helle hatte eine feine Hopfenblume, schmeckte im Vergleich zum Dunklen zart malzig, war aber für ein Hausbrau-Bier erstaunlich ausgereift. Insgesamt recht passable Biere, eben ausgestattet mit dem für so kleine Hausbrauereien typischen cremigen und natürlichen Geschmack.
Saarländer Speisen
Die müssen an dieser Stelle auch erwähnt werden. Ich wollte auf der Reise ja hauptsächlich saarländische Biere erforschen. Zum Bier gehört aber ein gutes Essen dazu. Typisch für das Saarland sind sehr kartoffelhaltige Speisen, oft auch vermischt mit Fleisch. Diese Kartoffeltradition hat ihren Ursprung in der Bergwerks- und Hüttengeschichte des Saarlandes. Die Bergleute und Stahlarbeiter waren arm und mussten körperlich hart arbeiten. Der hohe Kilojoulebedarf, den diese Menschen hatten, ließ sich am sparsamsten und gleichzeitig effektivsten mit Kartoffelspeisen decken – mit Kartoffeln oft aus Eigenbau. Fleisch mit viel Fett als Energiespender wurde oft einfach daruntergemischt. Daraus entstanden dann Gerichte wie „Gefilde“ – mit Fleisch gefüllte Kartoffelklöße oder „Dibbelabbes“, eine Art Kaiserschmarrn aus einem riesen Kartoffelpuffer mit Dörrfleisch statt Rosinen, der in der Pfanne zerrupft und gewendet wird, bis alles rundum knusprig ist. Der Vitaminbedarf wird bei Dibbelabbes durch die Apfelmus-Beilage gedeckt. Bei den Gefilden mit Sauerkraut. Die Gefilden hatte ich beim Stiefel gegessen. Den oder die(?) oder das(?) Dippelappes nicht weit vom Stiefel entfernt in ein einer gewöhnlichen Speisegaststätte. Dort konnte ich dann leider kein Bier dazu trinken, denn die Gaststätte hatte Bitburger (bäh 🙁 ) im Ausschank. Habe stattdessen Mineralwasser gewählt und Wasser sowie Dibbelabbes sehr genossen.
Bruch Brauereifest
Danach ging es zum Brauereifest der Bruch-Brauerei Saarbrücken. Den dazugehörigen Teil des Artikels musste ich aus technischen Gründen in einen separaten Artikel auslagern
Wo ist den der Artikel geblieben?
Ist wieder da (wie man oben sehen kann). Er war zu lang geworden für die neue Blog-Software. Ich musste den Artikel auf zwei kleinere verteilen. Ist wahrscheinlich schon seit dem Upgrade im letzten Januar so.
Jetzt aber bitte GANZ durchlesen, gelle! 😉