Fränkische Schweiz: Brauerei Reichold in Hochstahl

Am Wochenende war ich mit ein paar Freunden mit den Motorrädern in der Fränkischen Schweiz. Das soll man ja nicht machen (zu voll am Wochenende), aber unser Vorausfahrer kannte die besten und winzigsten Strässchen, da hatte man die ganze fantastische Landschaft für sich alleine! Der Auskenner wusste auch noch, dass in Geisfeld gerade Kirchweih ist, sodass wir in der dortigen Brauerei Krug (nicht zu verwechseln mit Krug in Breitenlesau, auch nicht zu verachten!) Kaffepause einlegen konnten. Da es unterwegs natürlich kein Bier sein kann, hatten uns die vorzüglichen „Knieküchle“ (Bayern sagen „Auszogne“) getröstet.

Selbstverständlich wurde sich für die Übernachtung auch etwas Feines ausgesucht: der Brauereigasthof Reichold in Hochstahl.

Beim Kaffeeklatsch im Krug habe ich sogar noch was richtig Fränkisches gelernt: in manchen Teilen Frankens – ICH wuchs ja in einer deutlich evangelischen Ecke auf – werden die Knieküchle auch „Katholische“ genannt, weil die Katholen doch vom vielen Knien in der Kirch‘ so breite Knie haben, im Gegensatz zu den „Evangelischen“, die eher „Striezl“/“Krapfen“/“Kissla“ sind.

Aber nun zum Haupt-Act: der Reichold, ganz in der Nähe vom Kathi-Bräu. Dort gibt es ein paar Zimmer, die zumindest am Wochenende auch immer mit Rheinländern, Nordlichtern und andern „Fremden“ ausgebucht sind, aber wir haben die Zeltwiese hinterm Haus genutzt. So schnell waren die Zelte schon lange nicht mehr aufgestellt – und schon bekamen wir unser erstes Leckerli:

Das „Dunkle“. So genannt hat es die Bedienung, wir waren einhellig der Meinung, das muss das Lagerbier sein. Das mitgebrachte fränkische Bierquartett sagt dazu: Stammwürze 12%, Alkoholgehalt 5%. WIR sagen dazu: sieht klasse aus, wie Whiskey der dunkelgoldenen Art. Es riecht sehr frisch und hopfig, also überhaupt nicht wie Dunkles. Der Schaum zerfällt sehr schnell, aber es sieht trotzdem nicht fad und abgestanden aus. Und die Hauptsach, der Geschmack: wie junges Kellerbier! Kaum Malz, eher Hopfen, aber nichts zu dominierend, insgesamt stimmig und sehr süffig.

Die nächste Runde war dann das, was die Bedienung das „Kellerbier“ nannte, unfiltriert, also muss es sich um den Zwickl handeln: ein bischen heller in der Farbe, ein bischen länger mit Schaum, ein bischen mehr Hopfenduft mit einem Hauch Weizengeruch. Im Geschmack: noch jünger, leichter, noch süffiger.

Tja, ein paar von uns konnten dann auch noch das Weißbier probieren, ich als bekennender nicht-Weizentrinker konnte mich nicht zwischen den beiden Bieren entscheiden und habe den ganzen Abend abgewechselt. Und erstaunlicherweise hat jedes Bier nach dem Wechsel doch wieder noch ein bischen leckerer geschmeckt!

Wir haben im Lauf des Abends auch noch mitgekriegt, warum soviele Leute gerade hier einkehrten: über Hochstahl führt der Brauereienweg der Gemeinde Aufseß, und wer auf seiner Wanderung Einkehr in allen 4 Brauereien nachweisen kann, bekommt eine kleine Urkunde! Ja dann …

Aber es gibt sogar noch etwas, was man im Reichold nicht verpassen darf: der Zwetschgenbames! Das ist eine oberfänkische Spezialität, ein Rinderfilet über Zwetschgenholz geräuchert. Hauchdünn aufgeschnitten, auf dunklem Bauerbrot mit Gurke genossen, schlägt das hier jeden Parmaschinken! Aber offenbar hat der Reichold einen Metzger an der Hand, der sein Handwerk wirklich versteht, denn auch der Schinken, der Weisse und der Rote Pressack und die Leberwurscht auf dem mitternächtlich noch hervorgezauberten Brotzeitteller waren vom Feinsten!

Das war nicht das letzte mal in Hochstahl…

Über benhur

Ich stamme aus dem schönen Altmühltal, wo auch mein Lieblingsbier herstammt (das Wettelsheimer Strauss) und meine Lieblingssorte Märzen verbreitet ist. Mittel- und Centralfranken (Nürnberg) ist biertechnisch auch mein Schwerpunkt, die Zeit im Münchner "Exil" hat aber auch ihre Spuren hinterlassen.

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