Flaschenbierprobe im Hotelzimmer – Zwei Helle Exportbiere

Richtiger müsste ich sagen: Zwei Biere, ein „Hell Export“ und ein „Export hell“. Eigentlich trinke ich ein Bier am liebsten am Ort seiner Entstehung, möglichst kellerfrisch. Das zweitliebste ist ein Bier aus dem (Holz)Fass, möglichst ohne Kohlensäuredruck, rein mit Gravitationskraft gezapft. Und als dritte Möglichkeit dann auch mal aus einer gut eingestellten Zapfanlage. Mir sind genügend solcher Orte bekannt, und ich habe ja auch bisher fast ausschließlich davon berichtet (mal meinen Beitrag über ein norddeutsches bierähnliches Getränk aus grünen Essigflaschen außer Acht gelassen). Zuhause habe ich daher so gut wie nie ein Bier im Kühlschrank. In letzter Zeit habe ich aber von Freunden und Kollegen einige Flaschenproben mitbekommen, um diese auch mal hier im Blog vorzustellen. Da trifft es sich ganz günstig, dass ich derzeit mal wieder mehr in Hotels unterwegs bin. Die Abende in den Hotelzimmern bieten sich hervorragend dazu an, die mir anvertrauten Schätze gebührend und in Ruhe durchzutesten.

Den Anfang dieser Testreihe machen das „Reutberger Export hell“ von der Klosterbrauerei Reutberg, 83679 Sachsenkamm und das „Schloss Gold“ der Schlossbrauerei Maxlrain, 83104 Maxlrain. Der Spender hatte die beiden Probanden aus einem Münchner Getränkemarkt bezogen. Und seine Auswahl war wohl mit Bedacht getroffen: Zwei vom Typ her gleichartige Biere, und beide aus der selben Gegend Oberbayerns stammend, von nahe zueinander gelegenen Brauereien, wie die Postleitzahlen von Reutberg und Maxlrain belegen. Entsprechend gespannt war ich auf den Inhalt der beiden Probeflaschen.

Vor und während der Probe musste ich natürlich auch die entsprechenden Fotos machen. Die Lichtverhältnisse in der Dämmerlichtbeleuchtung des Hotelzimmers waren nicht die idealsten, und mit dem Blitz umzugehen übe ich noch. Ich hoffe aber, die Dokumentationsbilder kommen dennoch entsprechend gut zum Leser rüber.

Testbericht

Geruch

Hier bin ich durch den Geruchsschaden des Bremer Bierimitats ja etwas vorbelastet. Bei diesen beiden kann ich aber nachhaltige Entwarnung geben. Beide Biere duften sehr angenehm nach Bier, das Maxlrainer dabei eher hopfenbetont, fast pilsig, der Reutberger Flasche entsteigt ein zarter Maldzuft.

Schaum

Der Vergleich war sehr überraschend, es zeigte sich ein deutlicher Unterschied. Zwar waren beide Schäume für Flaschenbierschaum lange und etwa für die gleiche Zeitdauer stabil, der Maxlrainer aber war dabei gleichmäßig feinporig, während der Reutberger Schaum grober und ungleichmäßiger aussah. Gut gefallen haben mir beide.

Farbe

Helle Biere sind in der Regel hell, und so ist es auch bei diesen beiden. Das Maxlrainer ist das hellere, das Reutberger im Vergleich ganz leicht dunkler. Erst die Blitzlichtaufnahme macht das so richtig deutlich.

Geschmack

Dieses Merkmal ist natürlich das spannendste.

Maxlrainer Schloss Gold

Herb, hopfig, bierig, festlich elegant. Die 5,3% Vol. Alc. meint man schon beim ersten Schluck zu spüren. Das Bier hat einen harten edlen kristallenen Körper.

Reutberger Export Hell

Malzig, wenig Hopfen. Sehr sanfter weicher Körper. Mit seinen „nur“ 5,1% Vol. Alc. ist es vergleichsweise süffiger als das Maxlrainer.

Fazit

Mit diesen beiden Exportbieren hat man im Raum München zwei hervorragende Flaschenbiere zur Auswahl, welche die beiden Bierliebhaberrichtungen „malzig“ und „hopfig“ wunderbar komplementär abdecken. Während meiner Probe fand ich es sehr lustig, wie die beiden Biere ihre Herkunft widerzuspiegeln scheinen: Das Bier aus der Schlossbrauerei wirkt klar, adlig, elegant und zeigt harte Züge, das Klosterbier wirkt wohlig, angenehm sanft und hat weiche Züge.

Ich versuche mal so abzuschließen, wie benhur es vielleicht schreiben würde: Das Reutberger ist ein hervorragendes Feierabendbier für jeden Tag, das Maxlrainer könnte man eher an Festtagen trinken.

Und ich sage dazu: Beides Spitzenvertreter ihrer Art, des Exportbieres nämlich, in der Oberklasse für Flaschenbiere.

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

3 Kommentare

  1. Na, da fehlt mir doch nur noch die Info, in welchem Getränkemarkt man diese Schätze denn finden könnte! Denn ich bin ja immer noch auf der Suche nach hier in der Diaspora leicht zugänglichen Alternativen bzw. Abwechslungen fürs Tegernseer Helle.

  2. Hallo benhur,
    beide Biere gibt es beim sehr gut sortierten Orterer Getränkemarkt in der Heinrich-Wieland-Strasse 79, 81735 München. Vermutlich auch bei anderen Orterer-Märkten erhältlich. Zur Klosterbrauerei: Mir persönlich schmeckt auch das „normale“ Helle und das Weißbier sehr gut.Gruß Christoph

  3. Beim Reutberger kann absolut zu stimmen.
    Das dritt beste Bier der Brauerei nach Export dunkel und helle Weißbier.
    Schlagen beide das Export hell, weil außer ordentlich sehr gut.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert