Schwanen-Bräu Ebing

Am ersten Adventswochenende findet in Buttenheim immer ein kleines Adventstreffen von Bierbrauern und -Freunden statt. Vor zwei Jahren bin ich mal ziemlich zufällig in dieses Treffen hineingeraten. Daraus haben sich in der Folge eine ganze Reihe Kontakte zu Brauern und diverse Brauereientdeckungen ergeben. Am Vormittag des diesjährigen Treffens bin ich mit zwei Freunden und einem Neuzugang aus dieser Gruppe nach Ebing gefahren. Einer wollte dort ein Weißbierglas für seine Sammlung ergattern. Der Schwanenbräu solle nämlich neuerdings auch Weißbier machen und dazu eigene Gläser angeschafft haben. Und für die Nichtsammler war auch schon die Aussicht, ein neues Bier kennenlernen zu können, ein ausreichender  Grund, sich dem Sammler anzuschließen.

Ebing – das liegt grob gesagt wenige Kilometer nördlich von Bamberg, und etwas näher beschrieben dann kurz hinter Breitengüßbach. Ebing ist eines von diesen verträumten fränkischen Dörfern, in denen die Zeit zwar nicht ganz stehen geblieben, aber doch etwas langsamer vergangen scheint. Nur an den Baujahren der aktuellen Automodelle kann man sehen, dass es das Jahr 2010 ist. Ohne diesen Anhaltspunkt könnte es auch heute noch 40 Jahre früher sein, wenn man sich nur die Fassade der Gastwirtschaft vom Schwanenbräu anschaut, oder auch die Gaststube.

In der Stube setzte sich das Zeitreisegefühl ungebremst weiter fort. Vor allem die alte Einrichtung mit dem dunklen Holz, das meine billige Kamera leider überforderte. Dann die Samstagvormittagsoldiemusik von Radio Bayern 1, und auch die einheimischen Herren am Stammtisch. Das war alles so authentisch fränkisch, dass wir immer gespannter waren, wie denn das Bier sich in all dies einfügen würde.

Das fing dann auch in der Zeit zurück reisend damit an, dass die Senior Chefin(?) vom Schwanenbräu sich am Zapfhahn betätigte. Sie machte das mit einer Routine, wie sie nur durch jahrzehntelangen Dienst in einer Brauereigaststätte erworben werden kann. Dass ich sie dabei wie ein Sensationsfotograf auf den Chip bannte, schien sie nicht zu bemerken. Wahrscheinlich ignorierte sie es einfach. Ich war auch sicher nicht der erste fremde Gast mit Kamera. Auch beim Servieren tat – und vor allem sprach – sie nur das unbedingt notwendige. Je mehr Bier wir aber tranken, desto mehr Worte wechselte sie mit uns. Mit ihrer Erfahrung merkte sie wohl, dass wir wirklich echt am Bier interessiert waren, und nicht aus Versehen hier rein geraten waren. Da wagte unser Sammler dann auch, sie auf das angeblich neue Weizen und die neuen Gläser anzusprechen. Ich staunte nicht schlecht, dass sie dann sofort vom Internet zu berichten wusste. Die Gläser, die dort angeboten würden, wären Fälschungen, sagte sie kurz und knapp. Und das Flaschenbier wird auch von einer anderen Brauerei im Auftrag gemacht. Nur das Bier, das wir in der Gaststätte gerade von ihr serviert bekommen hatten, würde im Hause in der eigenen Brauerei gemacht. Tja, nix war’s mit dem neuen Sammelglas. Dafür aber hatten wir alle ein neues, gutes, uns zum Wiederkommen einladendes Bier gefunden.

Am Sonntag war ich im Schlenkerla in Bamberg und erzählte im Gespräch mit anderen Gästen von Ebing. Der Schwanenbräu ist in der Region offenbar sehr bekannt, und auch die ehrwürdige alte Dame. So erfuhr ich dort nachträglich ihren Namen: Theresa heißt sie. Zum Abschluss beim Bezahlen war Theresa dann vollends aufgetaut. Sie erzählte ein bisschen von der Geschichte der Brauerei und überhäufte uns mit Souvenirs: Bierfilze, Zündhölzer mit dem Brauereiaufdruck und historische Ansichtskarten vom Schwanenbräu.

Das Bier

Das ist ein typisch fränkisches Landbier, ein Vollbier mit 4,8% vol. alc. Im Antrunk ist es ungeachtet seiner Farbe leicht trocken, kristallin. Man muss es kurz auf der Zunge liegen lassen, damit sich die mittelvollmundige Malzsüße entfalten kann. Und am Ende wird man noch mit einem langen, hopfenherben, leicht brotigen Abgang belohnt. Das Schwanen-Bräu-Bier hat alle Bereiche des Biergeschmacksspektrums abgedeckt. Und dies auf sehr solide Art, die es zu einem Gebrauchsbier für jede Tageszeit macht.

Wir fanden es z.B. zum Frühschoppen genial, und bestens passend zu hausgemachten fränkischen Bratwürsten mit oder ohne Kraut, oder zum Karpfen blau. Zum deftigen Abendessen hätte es genau so gepasst, aber da mussten wir ja wieder in Buttenheim sein, beim Buttenheimer Adventsbierfreundetreffen. Sonst säßen wir bis in 40 Jahren immer noch in der Ebinger Schwanenbräu Stube …

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

9 Kommentare

  1. Ja, sieht sehr nach einem Landbier aus. In Bayern und auch sonstwo ist diese Gaumenfreude übrigens gänzlich unbekannt (jedenfalls ist mir noch kein Bayer über den Weg gelaufen, der es kannte).

    Sind das normale Flaschen in dem Kasten oder die „alten“ nach Euro2-Norm?

    cu, w0lf.

    ps: da man mit euch ja leider keinen Kontakt aufnehmen kann, kleiner Tipp meinerseits: Premiumgold von Kesselring – geiles Bier und verhöhnt so schön (durch höllisch gute Qualität) die ganzen Ekel-„Gold“-Bier-Varianten 😉

  2. Hallo w0lf,

    ja, man sieht es auf dem Foto nicht so deutlich, aber es sind die „alten ’normalen'“ Euroflaschen, in denen man dieses Landbier vom Schwanenbräu bekommt.

    Und vielen Dank für den Tipp zu Kesselring. Marktsteft ist ganz knapp außerhalb unseres unmittelbaren Einzugsgebiets. Soll aber nicht heissen, dass wir diese schon etwas größere Brauerei nicht kennen: Ein paar Flaschen „Steinie²“ warten schon im heimatlichen Kühlschrank auf mich. 😛

    Gruß
    ralf

    P.S.: auf der Seite Die Autoren ist hinter jedem überschriftigen Namen (klick!) die Email hinterlegt.

  3. Hm. Kesselring gibts bis runter nach Uffni. In Würzburg im Fachhandel sicher.

    Sollte ich mal wieder nach Minga kommen, kann ich ja ein paar „importieren“ 😉

    cu, w0lf.

  4. Peter wahrendorff

    Hallo Ralf,

    Die Bierbilder regen an !!! hol mir gleich ein FoB Bier (von den 6 letzten) !!

    Gruß Peter

  5. Servus Ralf,

    der Artikel trifft den Nagel auf den Kopf, besser kann man den Schwanenbräu in Ebing nicht beschreiben.

    Die Brauereiwirtschaft ist ein echtes Erlebnis. Hier ist die Zeit nicht nur stehen geblieben, sondern man hat sie auch noch. Es ist absolut eine Zeitreise, wie man sie kaum noch findet. Ein absolutes muss für Freunde des gepflegten Bieres und der deftigen, fränkischen Küche. Ich werde auf alle Fälle im Sommer noch einmal die Brauerei besuchen, um einen ausgiebigen Test im Biergarten zu machen. Nachdem es auch Zimmer gibt (Ü/F für ca. 19.-€) bietet sich so ein Test direkt an.

    Gruß

    Karl

  6. Da läuft einem ja das Wasser im Munde zusammen!
    Ich muss unbedingt mal wieder nach Franken!!

    Ist „Landbier“ übrigens wirklich eine bestimmte Brauart? Ich hatte immer gedacht, die Bezeichnung hätte eher Marketinggründe (zumindest bei den größeren Brauereien).

  7. Hallo Flusskiesel,

    ja, da haben wir auch schon drüber sinniert, was das Landbier zum Landbier macht. So wie ich es in Ebing getrunken habe, in einer kleinen Brauerei „auf dem Lande“, würde ich schon sagen, dass es ein eigenständiger Biertyp ist. Vielleicht sollte man die Region mit einbeziehen und es „Fränkisches Landbier“ nennen. Die sind untergärig, in der Regel alle so dunkel wie das Schwanenbier hier, eher süffig und vom Gesamtcharakter „solide“, ohne Schnörkel und trotzdem gut.

    Ein „Landbier“ von einer großen Brauerei, wie sie meist in der Stadt zu finden sind, geht ja schon vom Namen her nicht ;-). Ich stimme Dir voll zu und würde auch sagen, dass das dann eher Marketing ist.

    Gruß
    Ralf

  8. Sehr schöner Bericht über unsere geliebte Brauerei.
    Und wisst ihr was das Beste ist?
    Ich hab nur 50 Meter zu laufen, dann bin ich dort… 😉

    Grüße aus Ebing

  9. @fwolf: Nur zur Info: Ich bin in den letzten ca. 40 Jahren viel in ganz Bayern und im übrigen „Old Germany“ gewesen. Aber weder Kesselring-Bier noch Marktsteft ist mir jemals über den Weg gelaufen. Dagegen hellte sich der Blick mancher Leute in Nord, Süd sowie links und rechts daneben etliche Mal auf, als ich die Schwanenbräu aus Ebing erwähnte. Kann es sein, dass du die Grenzen von Marktsteft kaum jemals überschritten hast? 😉

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