Allgäuer Bier – Meckatzer

Heute durfte ich an einer echten „Fahrt ins Blaue“ teilnehmen: Ein Busfahrer hatte etwas zu feiern, in diesem Fall seinen Geburtstag, und lud seine Freunde zu einer Ausflugsfahrt ein. Und damit die Sache einen besonderen Reiz bekommt, wurde das Ziel des Ausflugs nicht bekannt gegeben. Startpunkt war München-Ramersdorf. Die Fahrt ging von dort aus in Richtung Westen über die A96, die sog. „Lindauer“. Als der Bus in Landsberg nicht von der Autobahn ab fuhr, war klar, wo die Fahrt schon mal nicht hin ging. Nicht allzu weit auf der westlichen Seite des Lechs ging es dann aber bald links ab nach Süden. Kempten war das Ziel.

Das Allgäu ist nicht gerade bekannt als Bierregion. Mir selbst fallen spontan nur zwei Allgäuer Brauereien ein: Das Allgäuer Brauhaus in Kempten. Das wäre dann Dr.-Oetker-Bier aus der Radeberger Gruppe. Und als zweites kenne ich dann nur noch die Brauerei Meckatzer. Diese ist in Heimeinkirch, südwestlich von Kempten, schon recht nah am Bodensee. Ah – halt! Da war doch noch eine: Hirschbräu in Sonthofen. Und es gibt sicher noch einige mehr im Allgäu. In Midelheim z.B., dann in Paffenhausen, und in … und … Da gibt es ja noch allerhand zu tun, merke ich.

Welches Bier würden wir jetzt zum Mittagessen trinken können? Ich hätte mir jetzt jedes andere vorstellen können als das Oetker-Brauhaus. Und unser Freund und Busfahrer dachte da zum Glück genau so. Nach einer Stadtführung durch Kempten war nämlich im Wirtshaus „Meckatzer Bräu Engel“ für uns reserviert. Dort gab es natürlich beste echte Allgäuer Kässpätzle und dazu ein „echtes“ Allgäuer Bier.

Ich war nicht allein unterwegs, sondern in großer Runde. Entsprechend war ich etwas begrenzt in meiner Zeiteinteilung und musst mich entscheiden, welche der im Bräu Engel angebotenen Biere ich probieren wollte. Ich entschloss mich kurz, zuerst ein Pils zu nehmen, und danach noch ein Bier, das in der Karte „Meckatzer ‚Weiss-Gold'“ genannt wird.

Meckatzer Pils

Das Pils wählte ich, noch gleich vor dem Essen, weil ich mir dachte, dass ich daran die Qualität der Brauerei vielleicht am ehesten abschätzen kann. Pils, da hat man so eine Vorstellung, wie es schmecken sollte, und wo doch jede Brauerei dem Bier ihren eigenen Stempel aufdrücken kann. Ich meine dann auch, die Meckatzer Brauerei hat das ganz gut hin bekommen. Eine aromatische Hopfenblume steht über dem Bier. Der Antrunk ist dennoch malzig, und zwar noch gut nach Natur schmeckend. Ein bisschen in die Richtung des Airbräu Jetstream vom Münchner Flughafen, aber nicht ganz so heftig Natur wie jenes. Weiter ist das Meckatzer Pils erfrischend prickelnd, in der Mitte angenehm säuerlich. Im Abgang pilsig herb, dezent und angenehm.

Am Meckatzer Pils hat mir besonders gut seine Hopfung gefallen. IM Pils ist es herb wie ein Pils sein soll, dabei nicht übertrieben, ÜBER dem Pils ist es aromatisch und leicht blumig hopfig, und NACH dem Pils, im Abgang, entwickelt sich der Hopfen zu einem recht lang anhaltenden Nachhall. Also ein schön nach-hall-tiges Pils.

Meckatzer Weiss-Gold

Das ist offenbar das Flaggschiff der Meckatzer Brauerei. Ich hatte vor dem Bestellen schon die Beschreibung der Brauerei selbst dazu gelesen. Ich wusste nicht so recht, was ich davon halten soll. Es klang mir sehr danach, als ob es eher von Marketingexperten geschrieben war als von Brauern und Biertrinkern:

Das MECKATZER Weiss-Gold ist ein eigenständiger Biertyp der Premiumklasse und die erste, im Jahr 1905 eingetragene Allgäuer Biermarke. Seine Inhaltsstoffe sind in vollkommener Harmonie miteinander verbunden – noch heute folgen die Meckatzer Brauer einem seit Generationen gehüteten Braugeheimnis. …

Ein eigenständiger Biertyp. „Weiss-Gold“. Hmmm…. Am besten einfach bestellen und probieren.

Vom ersten Eindruck her schien es mir so, als wäre es halt einfach das Helle Vollbier der Brauerei, auch wenn es als eigenständiger Biertyp bezeichnet wird. Das kann ja auch durch das Rezept kommen.

Es war deutlich weniger malzig als das Pils. Schmecken konnte ich das Malz aber in jedem Fall schon, nur eben nicht so stark. Es war eher hopfenbetont, wobei sich die Bitterstoffe mehr in den Vordergrund stellten als die Hopfenaromen. Absolut in Ordnung, das macht das Weiss-Gold zu einem richtigen Bier. In der Mitte wirkte es aufgrund des schwachen Malzeindrucks nicht so vollmundig, eher leicht und mineralisch.

Im Gesamtcharakter wirkt das Weiss-Gold eher leicht. Es trägt überhaupt nicht malzig-süß auf. „Hoch vergoren“ sagt die Beschreibung der Brauerei. Das ist gut getroffen. Im Mittelteil hat auch das Weiss-Gold eine feine spritzige Säure wie bereits das Pils. Der Hopfen im Abgang schließt beim Weiss-Gold ohne den pilsigen Nachhall sehr schön ab.

Auf der Brauerei-Homepage wird das Weiss-Gold als „Sonntagsbier“ bezeichnet. Ich würde hier noch weiter gehen, und sagen: Es ist ein gutes Bier für jeden Tag: Ein echtes „Durstbier“.

Warum Weiss-Gold?

Ich habe lange gerätselt, wieso das Bier diesen Namen hat. „Gold“, das könnte die typische malzgelbe Farbe sein. „Weiss“, das ist schon schwieriger. Es ist ganz offensichtlich kein Weizen, bzw. Weißbier. Vielleicht, weil es doch ein Helles ist, und so schöner klingt? Erst zu hause beim Recherchieren über die Meckatzer-Bräu ging mir ein schlüssiges Licht auf: Die Inhaberfamilie hat den Namen „Weiss“. Ich tippe also darauf, dass daher dieser Name stammt, der laut Brauereihomepage 1905 als Marke beantragt wurde und seit 1908 rechtsgültig als solche eingetragen ist, und zwar durch den damaligen Brauereibesitzer Benedikt Weiß.

Geschmeckt hat es mir. Ich kann in jedem Fall wieder nach Kempten fahren ;-). Beim nächsten mal kann ich mich dann auch auf die Meckatzer Weizenbiere konzentrieren.

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

3 Kommentare

  1. Toller Artikel! Da weiß ich ja was ich in der kommenden Woche auf jeden Fall einmal probieren werde. Bin gespannt, ob ich mit deinen Ausführungen dann übereinstimmen werde.

  2. OT: Und nun wissen wir endlich auch, warum „Der Blog“ immer noch bescheiden ist .. alle Unwissenden assoziieren es mit „Block“.

    aka „Alder, isch in meim Block, ischwör!“ *eyerolls*

    cu, w0lf.

  3. Freut mich dass Dir meine auswahl gefallen hat und dich zu einem Artikel in deinem Block bewogen hat

    bis bald

    Petra

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Captcha
7 * 3 = ?
Reload