Freunde und Kollegen fragen mich ja manchmal nach diesem oder jenem Bier, ob ich das kenne und empfehlen könne. Neulich bekam ich so eine SMS, im Getränkemarkt stünde so eine Box, vermeintlich günstig, lohne sich die denn, es ist ja auch ein schönes Glas dabei? Was steht denn drauf auf der Box, fragte ich vorsichtig, um schon beim ersten Wort „Riegele“ ein lautes „KAUFEN! ALLE!“ zurückzuschicken… Leider gab es nur noch je 1 von den beiden Boxen mit der „Braukunst Selektion“ – aber 8 gehaltvolle 0,6l-Flaschen sind ja genug für mehrere Verkostungs-Sessions …
Weil ich auf den Noctus so scharf bin, fingen wir mit der Selektion 2 an:
Erst mal galt es, die schöne Box auszupacken und den beigelegten Flyer zu studieren. Schön gemacht erfährt man eine Menge über die Geschmäcker der Sorten und Hinweise zur Verkostung. So konnten wir unsere Reihenfolge bestimmen.
Als Aperitif durfte der Simco 3 den Abend eröffnen.
Dem Auge wird ein wunderschönes trübes Orange geboten, zusammen mit einem herrlichen Schaum, der, wie leider oft bei kaltgestopften Ales, schnell zerfällt. Aber dafür ist nun die Nase dran: Orange, Grapefruit, Maracuja, Ananas und ein bischen reife Mango, der ganze tropische Fruchtsalat scheint dabei zu sein. Fruchtig, aber leicht ist der Antrunk, legt sich zart über den Gaumen, streichelt diesen sanft und verabschiedet sich mit einem langen, sanften Ausklang mit deutlicher Trockenheit, aber ohne wirkliche Bittere. 5 % Alkohol sind dabei sehr passend für die Leichtigkeit. Das ist wirklich ein toller Aperitif, oder auch für einen lauen Sommerabend zu zweit.
Der Ator 20 sollte die Hauptmahlzeit begleiten.
Das dunkelste Rot, seidig glänzend, sieht verführerisch aus. Malzige Noten zeigt der Duft: Lebkuchen, oder vielmehr dieses Bratensoßen-Brot und Pumpernickel kommen mir in den Sinn. Der Antrunk ist zuerst erstaunlich leicht, mit getreidig-brotenen Noten, um dann ein wenig schwerer und auch süßer zur werden. Samtig fühlt sich der Abgang an, mit ein bischen Mokka im Geschmack. Für die 7,5 % ist er eigentlich noch relativ leicht. Tatsächlich, es hätte auch ein Braten sein dürfen, und der Ator wäre der perfekte Begleiter dazu gewesen.
Es gab noch eine Nachspeise, und dazu wurde der Dulcis 12 geholt.
Farblich sind wir wieder bei Orange-Gold, leider auch schnell zerfallendem Schaum. Hier fällt es mir schwer, die Begriffe zur Beschreibung zu finden, sowohl in der Nase als auch im Gaumen ist dieser mit Trappistenhefe gebraute Trunk fruchtig, süß und würzig gleichzeitig. Honig ist eigentlich das einzige Aroma, das ich auf Anhieb benennen kann – er ist ja auch mit Honig zugesetzt. Das macht ein seidiges Aroma, das ein bischen an Met erinnert.
So, im Laufe des späten Abends kommt wie immer der liebste Gast: der Noctus 100.
Stockschwarz ist diese Nacht, und der Noctus, mit einem nahezu schwarzen Schaum! Die Nase empfindet überwiegend säuerliche Noten, aber über den Gaumen legt sich ein schwerer, weicher, schwarzer Samt. Das Säuerliche manifestiert sich zu Sauerkirsche. Zusammen wirkt das in etwa wie eine Donauwelle! Erstaunlicherweise kommt aber der Geschmack erst beim Herunterschlucken, noch nicht während des Trinkens, dafür bleibt er unendlich lang. Boah, Wahnsinn! Die 10% Alkohol aber auch.
Nach diesem Schwelgen in Genuß freue ich mich schon auf das andere Päckchen …