Riegele Braukunst Selektion

Es dauerte eine Weile, bis sich die Gelegenheit ergab, die zweite Box – also eigentlich die Selektionsbox No. 1 – von Riegele anzugehen. Aus der Verkostung der anderen Box habe ich gelernt, daß auch 4 x 0,6l zuviel für einen Abend sein können, weil es einfach so gewaltige Geschmackseindrücke und auch ein ordentlicher Alkoholgehalt sind. So wurde diese Box von vornherein auf 2 Abende aufgeteilt:

Zuerst gibt es das Amaris 50:

Hell goldgelb und zart perlend mit einem feinen Schaum sieht es einfach sehr, sehr edel aus. Zart ist auch der Pilsduft. Und der Antrunk: zart; feinherb gibt sich der „Hopfenkörper“, denn es fühlt sich an, als käme der Geschmackskörper nicht aus so etwas festem wie Malz, sondern direkt aus der zarten Doldenfrucht. Der trockene Abgang passt dann auch dazu.

Insgesamt würde ich sagen, „zart“ und „fein“ sind einfach die zutreffendsten Begriffe für dieses Bier. Zum Vorspeisensalat ganz vorzüglich, oder einfach auch zur Einstimmung auf etwas ganz besonderes, was noch folgen könnte,

feinherbe Vorfreude

eben …

In meinem Falle folgte der Robustus 6:

Schwarz! Sogar schon ein bischen ölig und mit einem tollen leicht bräunlichen, feinporigen Schaum ist es wunderbar anzusehen, und der absolute Kontrast zu seinem Vorgänger. Karamellige und leicht röstige, durchaus sogar bitter-röstige Duftnoten mit einem etwas säuerlichen Akzent fordern die Nase. Deutlich fruchtig ist aber der Antrunk: Rosinen, Brombeeren und dazu Schokolade. Sehr malzig ist der Körper, mit angenehm wenig Röst- und Bitteraromen, eher etwa wie vom Kaffeestrauch die Frucht.

Das nenne ich eine sehr schöne Interpretation von „Robustheit“!

Am zweiten Abend dann gab es das verbliebene Pärchen von hell – dunkel:

„Goldenes Feuer“ verspricht das Auris 19:

Mit einer historischen Malzsorte („Steffi“) gebraut, soll es durchaus kräftig sein. Sehr hell gelb-golden überraschte es mich etwas, fast gar kein Schaum bekam ich in das Glas. Im Duft aber wirklich sehr malzig, ein wenig hefig, und sogar fast schon leicht rauchig, war ich aber wieder versöhnt. Der Antrunk ist leicht, aber dennoch mit einem starken Körper, ganz eigenartig, diese Gleichzeitigkeit von Gegensätzlichem. Mit wenig Kohlensäure und wenig Bittere ist es sehr weich und samtig.

Dem Auris gelingt eine schöne Überraschung, gerade wenn man schon zuviel drüber gelesen hat.

Den Abschluß darf nun das Augustus 8 machen:

Schönstes Kastanien-Rotbraun unter einem hübschen Schaumhäubchen ist ein wahrer Augenschmaus. Die Nase ist überrascht von zartem Rosenduft und sahnigen Noten. Fruchtig süß, schwer und zäh kommt der Antrunk, wird leicht bizzelig und frischer bis hin zum Abgang. Karamelliger Körper war auch dabei, durchaus stimmig und sich vielschichtig entwickelnd.

Wenn die ersten beiden Biere echte Gegensätze bilden, so sind die letzten beiden eher wie die beiden Enden einer langen Linie zu sehen – sogar in diesem Zusammenspiel ist es eine wirklich geniale Geschmacksreise, diese Edition!

 

Über benhur

Ich stamme aus dem schönen Altmühltal, wo auch mein Lieblingsbier herstammt (das Wettelsheimer Strauss) und meine Lieblingssorte Märzen verbreitet ist. Mittel- und Centralfranken (Nürnberg) ist biertechnisch auch mein Schwerpunkt, die Zeit im Münchner "Exil" hat aber auch ihre Spuren hinterlassen.

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