Bier in Bayern – Landesausstellung im Kloster Aldersbach

Bis Ende Oktober 2016 gibt es im Kloster Aldersbach (Niederbayern) noch die Bayrische Landesausstellung zum Jubiläum des Reinheitsgebots zu sehen. Endlich fanden auch wir die Gelegenheit, hin zu fahren. Ein bisschen skeptisch waren wir ja schon, denn die vielen Reportagen gehen alle ein wenig Richtung Schulterklopfen und Selbstbeweihräucherung über das ach-so-tolle bayrische reine Bier.

Sowohl Kloster als auch die Brauerei gehören heute der Familie des Freiherr von Aretin, darum haben wir auch keine Mönche gesehen. Sehenswert sind die Kirche und die ganze Anlage auch so.

Die Ausstellung bezieht die alte, nicht mehr in Betrieb befindliche Brauerei mitsamt der Malztenne mit ein. Es geht über 3 Etagen und durch mehrere Flügel, insgesamt sollte man sich durchaus Zeit nehmen, es gibt viel mehr zu sehen und zu erfahren, als wir erwartet haben!

Anlass ist natürlich das 500-jährige Jubiläum des Bayrischen Reinheitsgebots, aber es geht weit darüber hinaus. Es geht ums Bier, ums Brauen, ums Genießen. In allen Themenbereichen gibt es durchaus auch immer wieder kritische oder wenigstens selbstkritische Anmerkungen zum Reinheitsgebot heute, und die Craftbeer-Bewegung kommt auch nicht zu kurz.

Der eigentliche Grund unseres Besuchs war aber das Bier. Es wurden ja zwei besondere Sude mit dem Wasser aus 12 verschiedenen bayrischen Klosterbrauereien eingebraut!

Das Pfortenbier

Das Bier folgt der Tradition, daß jedermann, der am Kloster um Herberge anklopfte, auch ein Bier bekam. Dieses war natürlich etwas einfacher gebraut, oft vom zweiten Nachguß, und so haben wir auch ein Dünnbier erwartet. Weit gefehlt! Schon die kupfernde Farbe, trotz der leichten Trübung leuchtend, ist mit dem wunderbaren Schaum drauf ein Genuß. Und dann schafft es noch dieser kräftige malzige Duft durch, getreidig, fruchtig, ein bisschen süßlich. So geht es auch im Antrunk weiter, und von Anfang an ist da viel Körper. Man mag nicht glauben, daß es wirklich nur 4.1% alc. hat. Absolut süffig, ausgewogen, die 4 historischen Hopfensorten (Tettnanger, Hallertauer, Spalter und Hersbrucker)  bleiben dabei im Hintergrund.

Wir sind begeistert!

Das Konventbier

Konventbier ist ein Bier, das für die Mönche selber gebraut wurde und ist das stärkere, dieses hier mit 6,2% alc. sogar ein Bockbier. Auch hier leitet ein kräftiges PLOPP den Genuß ein. In der Farbe ist es etwa wie das Pfortenbier, jedoch klarer und wirkt dadurch noch leuchtender und edler. Der cremige Schaum obenauf unterstreicht das noch. Der Duft ist auch hier zunächst malzbetont: Bisquit, Honig, Brot, ein wenig Kaffee – auf jeden Fall vielschichtig und fein. Die ersten Schlucke konzentrieren sich auch ganz auf diese feinen, schmeichelnden Aromen, etwas später (Wärme?) aber merkt man auch vielfältige Hopfenaromen. Sage und schreibe 15 Sorten wurden verbraut! Unglaublich, wie das alles so harmonisch und abgestimmt schmeckt.

Das ist ein sehr edles Verkostungsbier geworden, zu schade zur Brotzeit, es will mit Ruhe genossen werden (obwohl es gar nicht kompliziert rüberkommt).

Schickt’s euch, diese Biere wird es nicht mehr lange geben und auch die Ausstellung endet im Herbst!

Über benhur

Ich stamme aus dem schönen Altmühltal, wo auch mein Lieblingsbier herstammt (das Wettelsheimer Strauss) und meine Lieblingssorte Märzen verbreitet ist. Mittel- und Centralfranken (Nürnberg) ist biertechnisch auch mein Schwerpunkt, die Zeit im Münchner "Exil" hat aber auch ihre Spuren hinterlassen.

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