Kölner Kölsch-ein-führung

Um die obergärige Bierspezialität der alten Römerstadt Colonia kennenzulernen, kann man einfach mit der Bahn zum Hbf Köln fahren, fünf Minuten um den vor dem Hbf hochragenden Kölner Dom herumschlendern, sich dann zum nächstbesten Kölsch-Ausschank begeben um sich dort irgendein Kölsch in die Hand drücken zu lassen. Wer so vorgeht, wird mit großer Wahrscheinlichkeit das verbreitete Vorurteil bestätigt finden, Kölsch sei ein dünnflüssiges, langweiliges Bier. Doch es geht auch anders: Ich war in der glücklichen Lage, von zwei ureingeborenen Rheinländern an einem Samstagnachmittag eine Exklusiveinführung in die Kölner Kölschkultur zu bekommen. Und dabei galt es einige Überraschnungen zu erleben.

Hier die getesteten Kölsche – in chronologischer Reihenfolge, so wie man sie als Kölschtourist jederzeit auch zu Fuss, mit leichter U-Bahnunterstützung, selbst an einem Nachmittag durchtesten kann.

Früh am Dom

Ein etwas säuerliches einfaches Kölsch. Gut für den Einstieg in die Kölschwelt. Das Früh am Dom ist ohnehin der erste große Kölschausschank, an dem der Kölschtourist auf dem Weg von Bahnhof/Dom zur Alstadt vorbeikommt.

Päffgen

Obergärige Brauerei, Friesenstrasse 64/66.

Dieser Ort war für mich DIE Offenbarung schlechthin. Das Päffgen Kölsch hat nämlich mit Kölsch wie ich es bisher kannte, rein gar nichts zu tun. Ich hatte den Eindruck, ein Bier aus einer anderen Welt zu trinken. Ja ein wahrhaft übernatürliches Bier sogar! Allein die dunkle Färbung des Päffgen lässt bereits auf den Erlebnisgehalt dieses Bieres schliessen. Vom cremigen langstabilen Schaum über den malzwürzigen Duft bis hin zum extrem vollmundigen prickelnden Gaumenhochgenuss passt hier alles. Nach dem Besuch in der Päffgen Brauerei muss ich nun wohl meine persönliche Rangliste der besten Biere etwas zurechtrücken, weil ich jetzt ganz oben einen neuen Mitspieler einzuordnen habe.

Ich danke meinen beiden Kölschführern für das Zeigen dieser außergewöhnlichen Braustätte und mache eine ganz tiefe Verneigung vor diesem außergewöhnlichen Bier!

Brauhaus Reissdorf

Das Reissdorf haben wir im „Brauhaus Reissdorf“ am Alter Griechenmarkt 40 probiert.

Man bekommt es aber auch ganz leicht in vielen der Altstadtkneipen zwischen Heumarkt und Alter Markt. Bemerkenswert ist auch, dass man das Reissdorf Kölsch auch in München ganz stilecht trinken kann: Im „Cölner am Paragraphen“ in der Winzererstraße, einer Kölschkneipe, die so echt ist, dass dort ganzjährig rund um die Uhr die original Kölner Karnevalsschlager gespielt werden.

Geschmacklich war das Reissdorf wieder eher säuerlich. Das lag wohl auch an der Zapfweise mit Kohlensäure aus dem KEG-Fass. Im Vergleich mit dem Früh Kölsch ist es süffiger als jenes. Mit dem Päffgen kann ich es nicht vergleichen, weil das Päffgen wie bereits erwähnt einfach unvergleichlich ist.

Sünner

im Max Päffgen „Brauerei zum Pfaffen“ am Alter Markt.

Hier muss man jetzt stark aufpassen. Der gewöhnliche Tourist meint nämlich nach Lesen des Namens der Kneipe, ein Päffgen zu bekommen. Der Kenner aber, besonders wenn er die Tour wie hier beschrieben macht und vorher in der Friesenstraße war, wird sofort erschmecken, dass hier etwas anderes ausgeschenkt wird. Das Sünner gehört für mich auch zu den besseren Kölschen. Ganz im Gegensatz zum folgenden.

Gaffel

Brauereiausschank „Im Hahnen“ am Alter Markt.

Über Gaffel Kölsch kann ich leider nichts Gutes sagen. Bereits der Schaum wirkte künstlich und baute extrem schnell ab. Lustigerweise bei drei gleichzeitig servierten Kölschen unterschiedlich schnell. Geschmacklich müsste man das Bier als Gammelkölsch bezeichnen. Der gammlige Geruch erinnert verdächtig stark an den Geruchsschaden von Beck’s. Ein trinkbares Bier ist das Gaffel nicht. Und den Namen Kölsch hätte es unserer Meinung nach erst recht nicht verdient. Bestenfalls könnte es in extremer Notlage als Bierersatzstoff dienen. Üblicherweise legt man in Köln seinen Bierdeckel auf das Glas, um anzuzeigen, dass man keinen Durst mehr hat. Beim Gaffel reichte dazu ein einziger Schluck (siehe Foto).

Gilden

„Alter-Markt-Treff“, Alter Markt 18.

Schlechter als Früh, besser als Gaffel (was nicht besonders schwer ist). Harter, etwas salziger Geschmack.

Peters Brauhaus

in der Mühlengasse, eine Seitengasse vom Alter Markt.

Ein eleganteres Kölsch, noch besser als das Reissdorf, dürfte gerne noch etwas reichhaltiger sein. Das Peters Brauhaus ist nicht nur wegen des feinen Kölsch einen Besuch wert. Auch die Inneneinrichtung mit sehr viel dunklem Holz, und vor allem der in satten bunten Farben gestaltete Himmel der „Braustube“ sind sehenswert.

Sion Brauhaus

Unter Taschenmacher 5-7.

Ein herberes Kölsch, etwas dünn, „obergäriges Pils“ beschreibt es vielleicht am besten. Insgesamt „akzeptabel“.

Brauerei zur Malzmühle

Am Heumarkt.

War leider zu. 🙁

Um es dennoch kosten zu können, musste ich auf Notfallplan „D“ zurückgreifen. „D“ wie Düsseldorf. Im „Meckenstock’s“, dem Lokal des bekannten Düsseldorfer Kabarettisten Manes Meckenstock, gibt es nämlich neben dem obligatorischen Alt, einem Uerige, auch ein Mühlen-Kölsch. Als ich es bestellte, rümpfte der Kellner, wie es sich für einen Düsseldorfer Kellner gehört, ein wenig die Nase über das Bier aus der anderen Stadt, aber brachte mir dann doch freundlich das Kölsch an den Tisch. Ich erzählte ihm vom meiner Notlage in Köln, Malzmühle geschlossen usw., worauf er rheinisch trocken erwiderte:

Hoffentlich sin’se nich‘ pleite.

Das Meckenstock’sche Mühlenkölsch kommt nicht vom Holzfass wie das Alt, sondern wird mit CO2 gezapft. Es war aber immer noch deutlich zu merken, dass es ein sehr sehr gutes Kölsch ist, malzbetont und etwas kräuterig vom Hopfen.

Die Adresse vom Meckenstock’s ist Elisabethstraße 82, Düsseldorf(!).

Alt oder Kölsch?

Ein fränkischer Braumeister erzählte mir ein mal, dass es da rein brautechnisch eigentlich keinen Unterschied gibt. Beides sind obergärige Biere, wobei das Alt einfach das dunklere ist. Somit könnte im Grunde jeder einfach nur seinen eigenen Geschmack die Frage „Alt oder Kölsch“ beantworten lassen. Vielen Kölner und Düsseldorfer Ureinwohnern scheint dies aber nicht so recht zu gelingen. Sie bleiben lemminghaft dem Bier „ihrer“ Stadt treu.

Da ist ein Lokal wie das Düsseldorfer „Meckenstock’s“, in dem Alt UND Kölsch ausgeschenkt werden, schon eine Besonderheit. Nicht so für Manes Meckenstock. Als ich ihn auf meine Malzmühlenmisere ansprach, meinte er, er habe nicht diese Aversion gegen Kölsch. Er finde sie auch nicht lustig, denn:

Der Feind sitzt nämlich in Berlin und nicht in Köln.

Und ich bin überzeugt, damit meinte er nicht die „Berliner Weisse“! 😉

Es gibt noch viel zu schmecken

Diese Auswahl von neun Kölschen war wirklich nur als Einstieg gedacht. Man muss nur mal unter Kölsch in die Wikipedia kucken, um zu sehen, welche Kölschbrauereien es noch gibt, ganz zu schweigen von den vielen weiteren kleinen obergärigen Brauereien am Unterrhein, die ebenfalls ein prima Bier kölscher Brauart herstellen, es nur nicht „Kölsch“ nennen dürfen. Die obige Auswahl jedoch ist wie gesagt ideal für einen Einstieg in die Kölschwelt bei einem Tagesbesuch in Köln, ein Grundkurs sozusagen. Prost!

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

5 Kommentare

  1. Das Meckenstock’s in Düsseldorf hat ab Ostern eine neue Adresse. Siehe mein mein Kommentar zum Beitrag „Düsseldorfer Altbier Einmalvier“ vom 8. März 2010.

  2. Hallo,

    ich als Kölner kann Dir teilweise zustimmen, teilweise liegst du aber auch daneben.
    vor allen dingen wird im brauhaus maximiliam päffgen KEIN Sünner ausgeschenkt, was für ein fauxpas Lach. Da wird ein eigenes Bier, das Pfaffenbier ausgeschenkt, von dem Bruder der Päffgen Brauerei! Das hat rein gar nichts mit Sünner zutun, das ist wieder eine eigen Brauerei.

    Päffgen ist aber in der Tat auch mein Lieblingskölsch, wie Pfaffen Bier und Mühlenkölsch.

    Dann kommt Reissdorf und Gaffel, Gaffel ist eigentlich alles andere als „gammelig“. Reisdorf schmeckt auch nicht säuerlich.

    Früh schmeckt säuerlich, einverstanden.

    Peters Kölsch schmeckt ziemlich billig, nicht mein Geschmack. Ein Krawallbier und bei Kölnern auch nicht sonderlich beliebt. Kein Wunder: Es schmeckt nicht!

    Man sollte aber auch nicht alle Kölsch-Sorten an einem Tag hintereinander probieren, das verfälscht den Geschmack! 😉

    Gruß aus der Domstadt

  3. PS.

    Nach dem Foto zu urteilen habt ihr kein Sünner Kölsch, sondern Pfaffenbier getrunken.das erkenn ich schon an der schönen cremigen Schaumkrone. 🙂
    Das darf sich nicht Kölsch nennen, weil das Bier in Lohmar gebraut wird. Nach der Kölschkonvention kein Kölsch.

    Von der Brauart aber faktisch ein Kölsch.

    http://www.max-paeffgen.de/

  4. Kölschtrinker

    Hallo

    kann mich dem Vorredner nur anschließen.
    Echt guter Kommentar.

    Gaffel Kölsch als Gammelbier zu titulieren ist schlechtweg eine Frechheit, ist es doch nach meinem Geschmack das beste Kölsch.

    Wegen seines herben Geschmack liegt es als einziges Kölsch auch näher am Pils und müsste dem Autor eigentlich am besten munden.
    Also als Tip, einfach nochmal probieren.

    grüße aus Kölle

  5. Hallo!

    Dass Päffgen die Nr.1 ist, damit bin ich absolut einverstanden! Sehe ich absolut genauso!
    Tipp 1: Gaststätte Lommerzheim (Lommi) in Deutz = Kult! Ein muss für jeden Kölner und Köln-Besucher!
    Oder ins „Em Höttche“ in Dellbrück.

    Gaffel kommt für mich aber direkt nach Päffgen und rangiert mit Mühlen Kölsch (fast) auf einer Ebene. Gaffel mit Gilden zu vergleichen und es gar höher einzustufen, ist ein FREVEL!!! Gilden für die Wilden…Ganz ehrlich, Gilden schmeckt einfach sche****!
    Ich weiss ja nicht was du getrunken hast, aber gib Gaffel eine weitere Chance, es hat es verdient!

    Reissdorf ist noch ganz ok…Bei den Mädels ganz beliebt. Aber dann kommt…nix mehr…

    Alle anderen Kölschsorten sollen gerne andere trinken, dann trinken sie mir wenigstens kein Päffgen oder Gaffel weg!

    Tipp 2: Es gibt in Köln Kneipen, die haben Gaffel und Reissdorf, da kannst du deine Tests zeitlich verkürzen… 😉 Du könntest natürlich auch mal ein Gaffel mit Reissdorf mixen…Kannst ja mal berichten wie es geschmeckt hat und was der Köbes dazu gesagt hat! 😉

    Ne Jrooß us Kölle!
    Frank

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