5-Seidla-Steig

Schon länger wollten wir mal wieder einen Blog-Ausflug nach Franken unternehmen. An einem solchen sonnigen Herbsttag mit fast noch sommerlichen Temperaturen bietet sich da eine der zahlreichen Wanderrouten an, die es in Bier-Franken zum Thema gibt. Für diesmal fiel unsere Wahl auf den 5-Seidla-Steig. Auf einer Strecke von etwa 10km lassen sich hier 5 Brauereien und ihre Gasthöfe in und um Gräfenberg  besuchen. Da wir selbstverständlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, nahmen wir den Bus und begannen in Thuisbrunn, um über Hohenschwärz weiter Gräfenberg und weiter nach Weißenohe und nocheinmal zurück nach Gräfenberg zu gehen. Auch mit Kindern und mit viel Sitzen ist das von der „Metropole“ (Nürnberg) aus ganz locker als Tagesausflug machbar.

Elchbräu in Thuisbrunn

Vor den ersten Metern war erstmal ein Frühschoppen angesagt. Wir waren nicht die ersten, und die Wirtschaft füllte sich auch sehr schnell, obwohl der Elchbräu gar keine „alteingesessene“ Wirtschaft ist, denn die Brauerei gibt es erst seit 2007! Es werden 2 sorten gebraut: ein Dunkles und ein Pils.

Auf dem trüben kastanienbraunen Dunklen sitzt ein großer, stabiler Schaum. Der Geruch ist gleichzeitig malzig und hopfig, und genauso ist der Geschmack sowohl fruchtig als auch pricklig, keinesfalls jedoch röstmalzig, beinah wie ein Rotbier.

Auch das Pils ist unfiltriert trüb, gekrönt mit einem schönen Schaum, der nur ein wenig schneller zerfällt. Der Geruch überrascht: wie ein Zwickl! Der Geschmack ist jedoch voll ausgereift, sehr hopfig (natürlich), herb im Sinne von trocken, wie man beim Wein sagen würde, jedoch nicht bitter.

Ganz toll, was dem Braumeister da auf Anhieb gelungen ist! Für unsere Tour ist damit die Meßlatte schon von Anfang an sehr hoch gehängt.

Brauerei Hofmann in Hohenschwärz

Schneller als gedacht war der kleine Hügel überschritten und wir standen in Hohenschwärz noch bevor unser Frühschoppen richtig verdaut war. Da war die Enttäuschung gar nicht so schlimm, denn Hofmann hatte Betriebsurlaub, es war kein Bier zu bekommen. Also ging’s gleich weiter und wir erreichten Gräfenberg rechtzeitig zur Mittagspause.

Lindenbräu in Gräfenberg

Das Vollbier ist von klarer, dunkel-bernsteinerner Farbe mit einem kleinen Schaum, der auch schnell zerfällt. Es verbreitet einen ausgewogenen Geruch, bei dem ganz leicht das Malzige überwiegt. Genauso ausgewogen und geschmeidig ist auch sein Geschmack; nicht umsonst hat das Bier den Spitznamen „Brehmer-Öl“, denn was Brauer Brehmer da fabriziert, läuft runter wie Öl, so süffig.

Das Weizen hat deutlich den typischen Geruch nach Banane, dazu aber eine fruchtige Frische. Wie es riecht so schmeckt es auch, ein sommerlich gutes Bier, aber in der Fülle der hervorragenden Biere nicht auffällig.

Ineressant ist das Malz-Pils. Zunächst ist kaum ein Geruch wahrzunehmen; der Geschmack ist eindeutig hopfig, das erwartet man ja auch, aber es gesellt sich noch etwas dazu, nicht malzig-schwer, aber auch nicht fruchtig-frisch,was mag das sein? Ein sehr eigenständiges Bier!

Die Braufamilie des Lindenbräu, Familie Brehmer, betreibt mit den Erbstücken des Grossvaters ein kleines Brauereimuseum, das wir uns gerne angesehen hätten, aber es ist natürlich kein Museum mit Angestellten, und um diese Tageszeit hatten alle alle Hände voll zu tun. Wir wurden aber ermuntert, nächstes mal vorher anzurufen und einen Termin zu vereinbaren, gerne würde man die Schätze herzeigen. Darauf freuen wir uns schon!

Klosterbrauerei Weissenohe

So ging es stattdessen ins nächste Dorf, nach Weißenohe (mit scharfem „ß“), wo im ehemaligen Benediktinerkloster Familie Winkler die Brauerei (mit Doppel-„s“) betreibt.

Im Klosterstüberl wird die „Große Bierprobe“ angeboten mit 4 Sorten Bier in 0,25l-Gläsern, das kann man anstatt Nachmittagskaffee ganz gut zwischen den kurzen Spaziergängen von und nach Gräfenberg einfügen.

Das Altfränkische ist leuchtend bernsteinfarben mit einem cremigen steifen Schaum und kaum Geruch. Es schmeckt erfrischend fruchtig, hat jedoch keine besonders hervorstechende Note.

Das Weißbier hat einen ebenfalls sehr cremigen Schaum und einen leicht bananigen, sehr fruchtigen Geruch. Es ist spritzig und frisch, mit etwas zu viel Kohlensäure. Nicht schlecht, aber auch nicht auffällig gut.

Das Pils ist von sehr heller Farbe und auffällig wenig perlend. Auch der Geruch ist auffällig wenig hopfig für ein Pils. Im Geschmack ist es immerhin schon deutlich hopfig, aber ohne jede Bittere, sehr erfrischend; gut, aber nicht typisch für die Sorte Pils; es paßte hervorragend zu den süßen Nachspeisen.

Das Dunkle hat als einziges einen tollen fruchtigen Duft. Im Geschmack ist es malzig und doch gleichzeitig fruchtig, für mich das Beste der – insgesamt ein wenig enttäuschenden – Proberunde.

Brauerei Friedmann in Gräfenberg

Zurück in Gräfenberg lassen wir den Tag ausklingen in der urigen Stube beim Friedmann.

Das Helle liegt etwas schaal im Glas, schnell zerfällt der Schaum. Der Geruch ist pilsig-hopfig, der Geschmack aber viel leichter, ein klassisches Helles: einfach, unkompliziert, trinkbar, ohne große Besonderheiten.

Das Pils hat dieselbe optische Erscheinung, sogar mit etwas schwächerem Geruch und einem ähnlich geschmeidigen, ausgewogenem, leichtgängigen Geschmack, ein Bier das zu allen Gelegenheiten paßt.

Der ganze Weg in der Übersicht

Über benhur

Ich stamme aus dem schönen Altmühltal, wo auch mein Lieblingsbier herstammt (das Wettelsheimer Strauss) und meine Lieblingssorte Märzen verbreitet ist. Mittel- und Centralfranken (Nürnberg) ist biertechnisch auch mein Schwerpunkt, die Zeit im Münchner "Exil" hat aber auch ihre Spuren hinterlassen.

Ein Kommentar

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