Fürst Carl Ellingen – Josefi Bock 2013

Josefi, so heißt der Josefstag in Bayern, und so heißt auch der traditionell für diesen Tag gebraute Bock. Josefi, der Tag, ist am 19. März. Das wäre heuer ein Dienstag gewesen, weshalb die Fürst-Carl Brauerei den festlichen Anstich mit Freibierausschank am Josefsbrunnen auf den Samstag davor gelegt hat. Für uns war das sehr passend, denn an einem normalen Werktag wäre das nicht ganz so leicht gegangen, nach Ellingen zu fahren. Leider schienen die Ellinger Bürger aber noch sehr streng an der Tradition zu hängen, denn von jenen hatten sich nur sehr wenige eingefunden. Falls wirklich das nicht ganz korrekte Datum der Grund dafür gewesen ist, würde das die Ellinger aber fast schon wieder ehren, dass sie Traditionskorrektheit über Freibier stellen.

Der Qualität des Bieres und dem Genuss desselben hat dies keinen Abbruch getan. Zudem wurde das Blog-ums-Bier.de in diesem Jahr von der Brauerei Fürst-Carl auf ganz besondere Weise geehrt: Den Akt des Anstichs durfte heuer das Blog-Team ausüben, so richtig mit dem Hammer auf den Zapfhahn! Und auch das Wetter spielte mit und ließ die Sonne beim Anstich vor blauem Himmel strahlen.

Blog-ums-Bier sticht an

Der Bock beim Anstich

Die Sonne schien zwar, doch die Luft war noch spät winterlich kalt. Nicht unbedingt das Wetter für einen echten Biergenuss, sollte man meinen. Doch das Gegenteil war der Fall: In der kühlen Umgebung und unter Sonnenschein ließ sich nämlich der hopfenwürzige Duft des Bocks besonders klar und rein erriechen. Ich fühlte mich unvermittelt in die „gute alte Zeit“ vor – ich sage mal – 20 bis 30  Jahren zurückversetzt, als Bier anfing, mir zu schmecken. Der Josefi 2013 ist wieder so herrlich voll und ganz „bierig“, wie er mir im vergangenen Jahr schon gefallen hat. Und dann der erste Schluck. Herrlich! 😀 benhur hat im Kommentar zum Anstichtermin eigentlich schon alles in wenigen Worten zusammengefasst. Und genau so war auch mein Erleben: Leicht, edel, elegant hat Braumeister Stefan Mützel das Malz heraus gearbeitet. Im Antrunk ist der Bock zunächst anregend spritzig, wird dann elegant malzig, elegant vollmundig, also eher schlank als schwer, behält auch im Abgang eine gewisse Leichtigkeit bei, um die Hopfenwürze noch mal voll und edel elegant herb wirken zu lassen. Stefan hat da wirklich wieder ein Meisterstück geschaffen. Ein Bier mit einem Duftcharakter wie ein gutes altes Festbier, das mit seiner Eleganz und scheinbaren Leichtigkeit Trinkeigenschaften eines Bieres von heute hat.

Man würde nicht meinen, dass der Josefi Bock nur ein Bock ist und kein Doppelbock. Hat er doch einen Alkoholgehalt von über 7,5%! Da heißt es aufpassen. Ein fast hinterhältiges Getränk, das durch einen hohen Endvergärungsgrad seine Stärke hinter vornehmer Eleganz verbirgt.

Gegen Mittag beginnt der Bock dann auch tatsächlich schon gut zu wirken. Ich notiere mir, solange ich noch kann:

Bier! Edel, elegant. Stark, ohne dass es sich (während des Trinkens) so anfühlt.

„Elegant“, das ist ganz klar das Prädikat, das zum Ellinger Josefi 2013 gehört. Auch edel oder fürstlich, ja. Doch in erster Linie „elegant“, „elegant“ und „elegant“.

Mittagspause tut Not

Nach dem Anstich und dem ausgiebig genossenen (eleganten ;-)) Bock, wohlgemerkt am Vormittag, war ein kräftiges Mittagmahl im Bräustübl unbedingt notwendig. Danach folgte ein ausgiebiger Verdauungsspaziergang durch die Barockstadt Ellingen, den wir in Form einer höchst kompetent gestalteten historischen Führung zum Thema „Hexenverbrennungen“ genossen.

Beim Feuerwehrfest und im Bräustübl

Zum Abend waren wir dann wieder bereit, in Gesellschaft des Braumeisters Stefan Mützel den Bock bei seinem eigentlich Einsatzzweck zu testen, nämlich als Festbier. Hier zeigten dann auch die eingeborenen Ellinger, wie sehr sie den Josefi Bock schätzen. Die Fahrzeughalle der Feuerwehr war bis auf den letzten Platz ausverkauft, und die meisten Gäste tranken ausschließlich Bock. Auch wir ließen es uns Schluck für Schluck und Glas für Glas einfach nur gut gehen mit Stefans edlem eleganten(!) malzig hopfigen Meisterwerk.

Einfach zu gut und daher ausverkauft

Die Qualität des Fürst-Carl Josefi Bock hat sich schon weit herum gesprochen, was auch heuer wieder dazu geführt hat, dass die Flaschenware bereits weit vor dem eigentlichen Josefitag restlos ausverkauft war. Nur in Fässern war er noch zu haben, auf Festen wie bei der Feuerwehr oder auch im Schlossbräustübl. Bevor ich am nächsten Tag die Heimfahrt antrat, habe ich daher noch die Gelegenheit wahrgenommen, den Bock ganz in Ruhe zu verkosten, zum Vor-Mittag im Bräustübl. Alles, was ich am Tag zuvor schon an Gutem darin gefunden hatte, hat sich dabei nochmal bestätigt, hat sich verstärkt:

Ellinger Manna

Bier wird „flüssiges Brot“ genannt. Der Josefi Bock ist genau das, allerdings in hoch veredelter Form. Angenehm gehopft, schlanke karamell- bis honigartig malzige Noten, edler brotiger Abgang. Das biblische Manna muss genau so geschmeckt haben: Leicht, angenehm und dabei trotzdem nahrhaft. Ein Bock mit Doppelbockwirkung. Eleganter(!) kann man über 7,5% Alc. nicht verpacken. So leicht und spritzig. Gerade da, wo während des Trinkvorgangs das Prickeln auf der Zunge seinen Höhepunkt erreichen will, geht die Malzigkeit synchron damit mit. Alle Spektralbereiche der Bierigkeit entfalten in diesem Josefi Bock genau an der richtigen Stelle ihre maximale Strahlkraft. Im Duft wirkt anfangs vor allem der elegante(!) Hopfen. Später, nachdem auch der Schaum, auf den Stefan übrigens –  vollkommen zu Recht – sehr stolz ist und sein darf, sich etwas gesetzt hat, entfalten sich die fein malzigen Aromen, mit einem Anklang von Honig und sich elegant(!) zurückhaltenden Röstnoten, die entfernt sogar wie ein zarter Hauch von Rauch wirken.

Fürst-Carl Josefi Bock zusammengefasst

Zum Abschluss zitiere ich nochmal benhur:

nicht süß sondern süffig, und unglaublich edel, feine Nuancen, und bei aller Präsenz niemals das Hopfenaroma unterbutternd

Ich kann das nur unterstreichen: Ein starkes Bier, fürstlich elegant(!), alles Bierige vornehm verpackt, höchst angenehm zu trinken. Schöner kann ein Bier nicht sein.

 

Élégance par ex­cel­lence – Chapeau Stefan!

 

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

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