Für gutes Bier ist die Steinbach-Bräu in Erlangen stets eine gute Adresse. Ganzjährig gibt es dort das Storchenbier, Steinbachs untergärige naturtrübe helle Standardspezialität (nicht zu verwechseln mit dem Storchenbräu aus Pfaffenhausen). Neben diesem wird immer ein Spezialbier ausgeschenkt, auch „Bier des Monats“ genannt. Für mich sind genau diese Biere des Monats das Spannende an dieser Brauerei. Da gibt es einige immer einmal wiederkehrende Kreationen, etwa das Weizenbier „Goldblondchen“, oder zur Bergzeit natürlich das Bergbier von Steinbach. Aber eben sehr oft auch Neues, so wie letztens das „Altstadtbier“, ein ins Kupferfarbene gehendes untergäriges Exportbier, auf klassische Art gebraut und gehopft. Und nicht zu vergessen: die legendäre Hopfenkrone.
Das aktuelle Bier des Monats nun, seit Mittwoch im Ausschank, ist bei Steinbach so noch nie da gewesen, also eine absolute Einmaligkeit: „Hopferla“ heißt es und wurde gebraut mit frisch geerntetem Spalter Aromahopfen.
„Frisch geerntet“: Es war wirklich so, dass die Hopfentrauben morgens noch auf dem Feld hingen, und nachmittags erntefrisch in Erlangen in den Steinbachschen Whirlpool geworfen wurden. Da fällt mir ein: Irgendwer muss doch den ganzen Tag über die Dolden von den Trauben gezupft haben? Oder man hat den Hopfen beim Hopfenbauern erst durch die Zupfmaschine geschickt und dann die Dolden vor der Hopfendarre bewahrt? Zu dumm, dass ich vergessen habe, den Braumeister danach zu fragen.
Jedenfalls ist diese Vorgeschichte für sich allein schon sensationell. Umso spannender ist danach nun die Frage, wie so ein grün gehopftes Bier denn schmeckt. Beim Geruch tue ich mir etwas schwer, die Aromen aus dem gut gekühlten Bier durch die Schaumkrone hindurch wahrzunehmen. Ich muss mich da tatsächlich auf die Beschreibung der Brauer stützen, die auf den Tischen aufgestellt ist:
Das Bier zeichnet sich durch eine sehr aromatische Hopfennote aus, da der grüne Hopfen sehr intensive Hopfenöle und Aromen besitzt.
Das hilft mir so noch nicht wirklich. Doch in der Tat: es sind sehr intensive Hopfenaromen. Ein breites Spektrum an schwer zu beschreibenden Aromen und Geschmäckern tut sich auf. Und bei all seiner Intensität verwundert es gleichzeitig auch mit einer erstaunlichen Sanftheit. Eigentlich kann ich gar keine Vergleichsworte finden im Sinne von „riecht, schmeckt wie …“. Nach einigen Riech- und Schmeckrunden würde ich sagen, es sind Aromen wie von grünen Apfelschalen, und weil das Bier recht herb wirkt, vielleicht sogar Apfelstiele. Dann grünes Heu, in dem Zustand, wo es nicht mehr grasig riecht, aber auch noch nicht strohtrocken ist. So heuartig beschreibt es auch der Braumeister. Das alles passt jedenfalls hervorragend zu den nicht süßen Geschmäckern des Gerstenmalzes, sodass insgesamt ein fast wie ein Pils wirkendes sanftherbes Bier entstanden ist, dessen Malzaromen durch den intensiven Grünhopfen schön ergänzt, nicht aber überbügelt werden.
Eine ganz andere Wahrnehmung des Hopfens
Ja, man könnte das Hopferla mit einem Pils vergleichen. Die Bitterwirkung ist ganz ähnlich, das Aromaspektrum allerdings ein ganz anderes. Wie genau wirkt dieses Bier auf mich? Was macht der grüne Hopfen darin? Nun, vor allem wirkt der Hopfen mehr im Mund als in der Nase. Es ist wirklich schwer, Vergleiche anzustellen. Ich glaube, es ist so: Ich darf einfach gar nicht erst nach bekannten Geschmäckern suchen! Und siehe da, sobald ich das akzeptiert habe, kommt mir die Erkenntnis: Das Großartige im Hopferla ist, wie der Name schon sagt, der Hopfen! Einfach nur der Hopfen. In der Verwendung als grüne Rohfrucht darf hier der Hopfen ganz nach sich selbst riechen und schmecken. Das Hopferla hat puren Hopfengeschmack. Und wenn diese Aromen an etwas erinnern, dann eben an frische grüne Sachen. Aber nicht an grüne Früchte, eher an die blättrigen Pflanzenteile. Und ich wiederhole mich: Die grüne Pflanze, an welche mich dieses Bier erinnert, ist der H… ;).
Fazit
Hopferla. In diesem Bier darf der Hopfen ganz er selbst sein. Prösterla!