Aventinus Eisbock Vintage 2017

„Aventinus“ Weizendoppelbock – wer kennt ihn nicht? Von diesem bestelle ich fast immer, wenn ich in München im Schneider Brauhaus im Tal bin, eine Flasche. Auch der „Aventinus Eisbock“ ist legendär, ein Konzentrat aus dem Aventinus, erzeugt durch ein spezielles Verfahren mit Eisreifung . Letzten Herbst bekam ich die Chance, eine ganz besondere Ausgabe dieses Eisbocks zu probieren: eine Flasche aus dem Jahr 2017, die bis 2023 gelagert wurde. Die Pressemitteilung der Brauerei vom 10. Oktober 2023 sagt, das Bier reifte in den Schneider Weisse Bierkellern. Diese Keller liegen wahrscheinlich ganz in der Nähe der Brauerei in Kelheim.

Als ich das Angebot bekam, eine „Vintage“-Version zu probieren, konnte ich nicht nein sagen und bat um eine Probe. Ich wartete gespannt auf das Paket und war überrascht über die Größe. Als es nämlich ankam, war das geradezu so, als ob schon Weihnachten wär‘ 🙂 . Ich musste erst einen passenden Abend abwarten, um dieses besondere Bierpaket von Schneider Weisse in Ruhe zu verkosten. Hier ist mein Bericht.

Aventinus Überraschungspaket

Ich war wirklich beeindruckt, wie gut das Verkostungspaket zusammengestellt wurde. Es enthielt zwei Flaschen Eisbock Vintage 2017, sowie einen normalen Eisbock zum Vergleich und den Weizendoppelbock Aventinus, von dem der Eisbock gemacht wird. Dazu gab es ein spezielles Glas, das aber nur für den Aventinus gedacht ist, nicht für die Eisbock-Sorten, und auch mehrere Flaschenöffner. Mit dieser tollen Ausrüstung konnte ich mich entspannt und gespannt zugleich an die Verkostung wagen.

Verkostungsprotokoll

Optik

Aventinus

Der reguläre Aventinus Weizen(doppel)bock zeigt einen frischen, lange haltbaren Schaum über einem kastanienbraunen Körper. (Die Brauerei bezeichnet die Farbe von Aventinus als „Mahagoni“. Ich hatte halt mehr Kontakt mit Kastanien und finde, das passt auch. 😉 )

Eisbock

Über dem Eisbock ist der Schaum auch noch relativ haltbar, aber nicht mehr ganz so lange . Der konzentrierte Alkohol wirkt der Schaumstabilität schon deutlich entgegen. Beim Aventinus sind es auch nur 8,2% vol., in den Eisböcken ist er auf 12% vol. hoch konzentriert! Die Farbe des Eisbocks ist satter als die seines Ausgangsstoffs, im Körper ist der Eisbock noch ähnlich hefetrüb wie der Aventinus.

Vintage 2017

Am auffallendsten war für mich die Farbe des Eisbock Vintage. Ist der Eisbock nur leicht dunkler als der Aventinus, hat der Eisbock Vintage doch das kräftigste und dunkelste Kastanienbraun unter den drei Spezialitäten. Ich bin sehr beeindruckt über die Dunkelung, obwohl ja nur die Jahre der Lagerung dazwischen liegen uns sonst nichts gemacht wurde.

Die sechs Jahre Reifung zeigen schon rein optisch ihre Wirkung. Beim Einschenken bildet sich durchaus noch schöner Schaum aus, doch die Krone baut relativ schnell ab. Dafür kommt darunter ein wunderbar anzuschauender Körper hervor. Stark gedunkelte Kastanie, ein glänzendes Dunkel-Dunkelbraun, kaum noch Trübung, fast klar liegt er im Glas. Ja, dieser reine dunkle Glanz ist die reinste Augenweide.

Nase

Ich bekomme immer größeren Spaß bei dieser Verkostung von links nach rechts, vom Aventinus über den Eisbock zum Vintage Eisbock. Auch die Nase hat ihren Spaß.

Aventinus

Der Aventinus ist spritzig frisch, bereits recht alkoholisch, mit viel Aroma von reifer Banane, Karamell und auch Schokolade.

Eisbock

Im Eisbock intensiviert sich das Karamell, die Banane wird reifer, die Schokolade kräfiger und verbindet sich mit dem Karamelligen zu einer weichen Dessertcreme. Und es schwingen auch geheimnisvolle würzige Noten mit, die man im Aventinus noch nicht bemerkt hat.

Vintage 2017

Nochmals mehr intensiviert sich die Schokolade schließlich im Eisbock Vintage. Die Banane tritt noch weiter in den Hintergrund. Dafür tauchen dunklere Früchte auf wie satte Rosinen. Auch ein Hauch von Kaffee ist dabei und Bayrisch Blockmalz. Statt spritziger Frische am Anfang beim Aventinus zeigt der Eisbock Vintage eine Weinartigkeit. Fast schon duftet er wie Omas Rumtopf. Sogar eine Ahnung von Holzlagerfass liegt in der Luft. Erstaunlich, der Eisbock Vintage lagert ja gar nicht in Fässern, die Flaschen standen die ganzen Jahre nur in den besagten Schneider Weisse Bierkellern.

Was ist eigentlich aus dem Alkohol geworden, den 12%? Der ist natürlich noch da, ich spüre ihn deutlich. Man riecht und schmeckt ihn aber kaum mehr. Er ist total unauffällig in die komplexen Aromen aus der Reifung eingebunden.

Trunk

Jetzt aber zur Sache und ran an das Getränk!

Aventinus

Ich beginne wieder mit dem Aventinus. Erfrischende Säure, voll fruchterfülltes Moussieren. Karamelllige Süße und der Geschmack von reifer Schokobanane, mit Halbbitterschokolade überzogen, machen sich breit.

Eisbock

Im Eisbock findet man das alles wieder. Das Prickeln wird jedoch sanfter. Und die Aromen werden schwerer. Beim Aventinus dachte ich noch an eine dunkelbraune Schokobanane. Im Eisbock ist es schon die mit der fast schwarzen Bitterschokolade. Die Süße ist nicht einfach nur süß, sondern würzig wie von Vollrohrzucker. Dominierend ist immer noch die Banane, vollreif mit beginnender Bräunung.

Vintage 2017

Mit vorsichtiger Ehrfurcht mache ich mich jetzt daran, den ersten Schluck vom Eisbock Vintage zu nehmen. Ui!!! Samtweich ist er und prickelt vornehm elegant auf der Zunge. Beeindruckend, was die sechsjährige Reifung alles bewirkt hat. All die schönen schokokaramelligen und fruchtigen Aromen wurden rundgeschliffen und wunderbar miteinander vermählt und mit feiner Säure aufgepeppt. Keine dominante Banane mehr. Andere edle Früchte gesellen sich dazu wie Datteln und Feigen und noch dunklere Rosinen. Honignoten tauchen auf und bilden einen feinen Kitt zwischen all den Früchten.

Im Abgang blitzen plötzlich Esspressotöne auf, welche auf flüssiger Bitterschokolade den Schlund hinabgleiten. Es ist ein wuchtiges Hin und Her zwischen Edelfrüchten, Schokolade und Kaffee, mit kurzzeitigen Einwürfen von der Banane, die hinter den gigantischen Rumtopffrüchten gar nicht mehr so überreif wirkt wie noch im Eisbock. Die Banane ist von der Hauptrolle in die Rolle einer Begleiterin gewechselt.

Ich habe selten ein derart schönes Bier genossen. Wunderschön! 😎

Nachgedanken

Was ich hier erleben durfte, war ähnlich dem Werdegang eines Stars. Der Aventinus als Weizendoppelbock hat hier noch die ungestüme Frische der Jugend und ist mit besten Talenten versehen. Im Eisbock wurden all die guten Anlagen des jugendlichen Stars aufgebaut und verstärkt. Mit den Jahren der Reifung wurde daraus der ausgewachsene Star mit Namen „Aventinus Vintage“, geschliffen, elegant, wunderschön anzusehen, wie ein „Mr. Universum“ aus dem Reich der Biere.

Dieser neue Star am Bierhimmel wurde angekündigt als

… eine einzigartige Bierspezialität und das vielleicht extravaganteste Winterbier des Jahres 2023: Der Aventinus Vintage Eisbock 2017.“

Schneider Weisse – Presseinformation vom 10.10.2023

Ich kann das nur bekräftigen, und hoffe, dass in den Schneider Weisse Bierkellern ausreichend Platz ist für noch viele weitere Vintage Jahrgänge.

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

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