Forschungsbrauerei – „Die Wahre Weiße“ ist da!

Als vor zwei Jahren, im August 2011, die Forschungsbrauerei unter neuer Führung durch die Brüder Silbernagl wiedereröffnet hatte, lag bereits das Gerücht in der Luft, dass man nun vielleicht auch einmal mit einem Forschungs-Weißbier rechnen könnte. Im vergangenen Winter kamen wir dann auch zum ersten Mal in den Genuss einer solchen Köstlichkeit – mit der inzwischen schon legendären „Wilden Weißen“. Bereits da hatte Manfred Silbernagl uns alle mit seinem Können als Weißbierbrauer aufs Angenehmste überrascht. Am 4. Juli war heuer hoher Besuch zu Gast in der Forschung: Bundesministerin Ilse Aigner schaute zum Mittagessen vorbei. Dabei machte sie auch eine kurze Brauereibesichtigung. Sie hatte Glück, denn es war gerade Brautag in der Forschung. Doch was da gebraut wurde, das hatte Manfred nicht verraten, außer der Information, dass es ein neues Bier wäre, das man im August probieren können werde. August minus Juli = gute vier Wochen. Das kann dann eigentlich nur ein Weißbier werden, dachte ich. Richtig! Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach der Wiedereröffnung wurde am heutigen Freitag das neue Forschungs-Weißbier unter dem Namen „Die Wahre Weiße“ der Weltöffentlichkeit vorgestellt.

Schon damals vor zwei Jahren hatte ich mich gefragt, wie denn ein Weißbier aus der Forschungsbrauerei schmecken müsse. Ein Wald-und-Wiesen-Bier kann es auf keinen Fall werden, wenn es zu den bekannten kräftigen und würzigen Bieren der FoB passen soll. Und neben dem rustikalen Steinzeug würden Standardweißbiergläser auch ein wenig komisch sein. Beide meiner gedanklichen Probleme hat Manfred gekonnt und elegant gelöst. Das Weißbier ist ein Forschungs-Bier, und die Gläser – man sehe sich nur die Bilder an 🙂 .

Nase

Schon hier hat die Weiße alles was zu einer „Wahren Weißen“ gehört, und darüber hinaus auch alles, was sie zu einem „wahren“ Bier aus der Forschungsbierfamilie macht. Zarte Banane steht über dem Glas, dazu eine würzige Nelke, und alles fein durchzogen von kräuterigem, leicht citrusartigem Hopfenduft.

Auge

Das Auge hat an der Wahren Weißen samt ihrem Gefäß nichts auszusetzen. Perfekter Schaum, oben glatt glänzend geschlossen, unter der Decke mit relativ großen, aber gleichmäßigen Bläschen auf goldgelbem und typisch naturtrübem Weizenbier. Das passt perfekt in die oben weit auslaufenden Henkelgläser. Weißbiergläser mit Henkel, da ist mir im Raum München kein anderer Biergarten bekannt, in dem es das gibt. Die Gäste sind alle begeistert, wie sich diese Gläser in das Ambiente der Forschungsbrauerei einfügen, und wie sie den gewohnten Griff zum Henkel beim Weißbier beibehalten können. Und auch die Bedienungen sind ganz offensichtlich sehr froh über die Handlichkeit dieser Krüge.

Mund

Der erste Eindruck, der Antrunk, vermittelt ein fluffiges, cremiges und gleichzeitig vollmundiges Gefühl. Das setzt sich fort in eine voll weizenmalzige Mitte, in der es schon etwas herzhafter zugeht. Herzhaft wohl durch die besondere Hopfung, aber auch noch leichte Ecken und Kanten, die möglicherweise dem geringen Alter der Weißen von nur vier Wochen zuzuschreiben sind. Das ist keinesfalls negativ zu werten. Ganz im Gegenteil. Aus inzwischen eigener Erfahrung mit der Herstellung von Bier freue ich mich schon, schmecken zu können, wie sich die Weiße von Woche zu Woche weiterentwickeln und noch besser werden wird.

Hervorragend ist sie schon jetzt, was sich auch im Abgang deutlich zeigt. Aus der sich langsam niederschlagenden vollmundigen Weizen-Hefe-Creme steigt langsam aber stetig eine für Weißbier ungewöhnliche Hopfenherbe auf. Und wie schön lange diese Hopfenwürze nachwirkt! Das hat fast schon was Pilsartiges.

Das ist ein FORSCHUNGS-Weißbier

Ich sagte ja bereits, dass ich mir so manchmal schon Gedanken gemacht habe, wie ein Weißbier in der FoB sein soll. Jetzt weiß ich es: So wie „Die wahre Weiße“ eben. Wie auch sonst? 😉 Cremig, bananig, weißbierig. Dabei aber auch herzhaft, würzig und 💡 hopfenherb. Manfred hat mir dankenswerter Weise ein wenig über diese für meinen Geschmack höchst gelungene Hopfung verraten. Ich denke, ohne zu viel vom Geheimnis der Würze Preis zu geben, darf ich so viel sagen: Seinen urig würzigen Charakter hat die Weiße von traditionellen Hallertauer Bitterhopfen. Und die erfrischend kräuterig citrusartige Duftnote erhielt sie durch vom Braumeister gekonnt ausgewählten Cascade-Hopfen, ebenfalls aus der Hallertau. Eine herrliche Kombination aus Tradition und aktueller Hopfenkultur.

Die „technischen Daten“

Diese anzugeben hätte ich jetzt fast vergessen. Wie auf der Speisekarte zu lesen ist, sind diese

Stammwürze °P 13 Alkohol 5,6 vol.

0,5l 4,30€

Endlich angekommen (!/?)

So würde ich den Zustand der Forschung im Hinblick auf ihr Biersortiment jetzt beschreiben. Aufbauend auf dem Fundament der beiden Ur-FoB-Biere „Pilsissimus“, dem Export, und „Sankt Jakobus“, dem „Blonden Bock“, haben die Silbernagls in zwei Jahren eine erstaunliche Biervielfalt entwickelt. Der Bierfreund / die Bierfreundin hat heute die Auswahl aus Sage und Schreibe sechs Bieren. Neben den beiden Klassikern gibt es jetzt auch ein helles Vollbier, das „Sommerhell“, sowie ein echtes Dunkles, es heißt „Münchner Naturquell Dunkel“. Und speziell für Bierzeltfeste, wie das Unterhachinger Bürgerfest z.B., wird regelmäßig ein märzenähnliches Festbier gebraut. Mit dem neuen Weißbier nun findet dieses Sortiment eine gelungene Abrundung.

Über ralf

Ich bin der Ralf und komme aus Augschburg. Die Biere aus meiner schwäbischen Heimat liegen mir natürlich sehr am Herzen. Grundsätzlich aber mag ich alle feinen Biere. Im Besonderen verköstige ich auch gerne Craftbiere, schätze allerdings eher die nach der Regel aus dem Jahre 1516 gebrauten. Dazu gehören auch die fränkischen Rauchbiere, von denen ich einer der größten Verehrer bin. Mein Motto ist daher: "Alla Dooch fein's Seidla!"

2 Kommentare

  1. Nach einer Woche hat sich „Die Wahre Weiße“, wie ich vermutet habe, prächtig entwickelt. Runder sind die Aromen im Einzelnen, und ausgewogener untereinander. Nelke und Banane deutlicher. Insgesamt fruchtiger, und der Hopfen harmonischer eingefügt.

    P.S.: An der Weißen war Manfreds Bruder Hans, seines Zeichens hauptamtlicher Brauer der FoB, natürlich nicht ganz unbeteiligt. Entschuldige bitte, lieber Hans, dass ich Dich oben ganz vergessen habe. Du wirkst halt mehr im Hinter- bzw. Untergrund (Keller) 😉 .

  2. Das Bier vom Fass kommt lichtgelb daher mit nur leichter Trübung und einer enormen Blume. Leicht hopfig im Geruch folgt ein angenehm bis stark rezenter Antrunk. Der mittlere Körper hat einen dezent fruchtigen Geschmack aber keine Banane eher Zitrus und auch Kräuter. Der Nachtrunk ist sehr stark gehopft für ein Weißbier, das mag ich sehr gerne. Sehr süffig, einziger Kritikpunkt ist der etwas dünne Körper, ich mag halt eher die vollen Weißbiere.

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