15/16 – ein Vergleich

Dieses Weihnachten hatten wir die Gelegenheit, einen Vergleich von zwei Jahrgängen des Weihnachtsbocks der Brauerei Strauß, Wettelsheim, anzustellen – und zwar beide, den Hellen und den Dunklen Bock! Außerdem hatten wir natürlich auch zeitnah die normalen Hellen und Märzen von Strauß auf unserer Getränkekarte, und ein ebenfalls gut gelagertes Josephi-Bock von Fürst Carl, Ellingen, und zwar vom Frühjahr diesen Jahres.

Das normale Helle und das Märzen dienen nur zur Referenz, um den Gaumen mal so grundsätzlich in die Richtung der Biere vom Strauß einzustellen 😉 – natürlich an den Vortagen getrunken. Diese schmecken über die Jahre schön gleich gut, da möchte man auch gar nichts dran geändert haben. Lagern sollte man die ja auch nicht, aus eigener Erfahrung bauen solche Biere auch ungefähr ein paar Wochen nach dem angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum ziemlich schnell ab.

Bei den Weihnachtsböcken hatten wir den Eindruck, dass das Bier von Jahr zu Jahr besser würde, aber da es diese immer nur kurz vor Weihnachten gibt, kann das auch einfach nur der Erwartungshaltung geschuldet sein. Natürlich ist ein ein Jahr altes Bier nicht mehr mit dem damals frischen zu vergleichen, aber da willi letztes Jahr reichlich vorgesorgt hatte und es ihm gelungen ist, den Schatz auch sicher vor uns (und sich) zu lagern, bot sich dieses Jahr so ein Vergleich einfach an.

Der Helle Bock

Rechts steht der aktuelle Bock, seidig klar glänzend wie eine perfekte Christbaumkugel, ein Traum schon fürs Auge! Der Duft von Karamell und Honig führt an die weichen, süßen Aromen des Malzes heran, die jedoch keineswegs pappig sind. Eine feine Spritzigkeit sorgt für gute Trinkbarkeit, und auch ein Hauch von grasigen Hopfenaromen ist noch spürbar. Ein perfekter Festtagsmenü-Begleiter!

Man muß sich schon gewaltsam losreißen und dem Vorjahresbock zuwenden, der etwas schaler und vor allem deutlich trüber im Glas liegt. Aber sobald die Nase drüber kommt, ist man begeistert: noch mehr Honig und Karamell machen ihn auch im Gaumen ein wenig schwerer, aber im Antrunk ist noch erstaunlich viel Bizzeligkeit zu spüren. Wow, der ist in Würde gereift! Einfach noch runder, noch weicher, noch cremiger! Der edle zum Dessert, würde ich vorschlagen.

Der Dunkle Bock

Beim Dunklen Bock stellt sich der Vergleich etwas anders da: rechts wieder der aktuelle, der nicht ganz so dunkel ist, wie es auf dem Foto rüberkommt, aber doch deutlich dunkler als der gelagerte vom Vorjahr. Auch er ist leuchtend, klar, und hat eine schöne beige Schaumkrone. Hier kommen sowohl in Nase als auch im Gaumen noch deutlicher Malzaromen hervor, die aber mehr in Richtung Brot gehen, weniger Honig. Wie immer kann ich mich nicht zwischen Hell und Dunkel entscheiden, vielleicht wäre zum Schweinebraten, Schäufele etc. der Dunkle noch ein wenig passender.

Links der Dunkle Bock von 2015 ist etwas trüber und heller, aber nicht so deutlich wie beim Hellen Bock. Er ist intensiver, auch süßer und karamelliger als der neue Bock, schlägt irgendwie die Brücke zwischen dem Hellen und dem frischen Dunklen. Auch er hat noch genug Rezenz, um schön trinkbar zu sein.

Alle 4 Biere sind ein Traum! Ich könnte mir vorstellen, die 2015er sogar noch länger zu lagern, falls sie wieder gut versteckt werden.

Der Josephi-Bock

Interessehalber haben wir nun noch ein auch schon ein Dreivierteljahr gelagerten Josephi-Bock hinterhergeschoben. Der Bock war ja so ein Aha-Erlebnis für uns, auf jeden Fall ganz ganz weit vorne in der Liste der Traum-Böcke! Auch jetzt noch sieht er wunderschön aus, glanzfein und klar, deutlich dunkler Braun und noch ein schöner Schaum, obwohl wenig Kohlensäure aufsteigt. In der Nase zeigen sich ebenfalls Karamellnoten, aber weit weniger fein, dazu riecht er stark alkoholisch (ok, er hat 7,5% alc, im Vergleich zu den 6,6% der Straußböcke). Im Gaumen kommen auch deutlich erdige Aromen dazu. Insgesamt ist er weniger rund, hat weit geringere Komplexität und ist eher so, wie wir ein älteres Bier erwartet hatten. Den also lieber frisch trinken!

Über benhur

Ich stamme aus dem schönen Altmühltal, wo auch mein Lieblingsbier herstammt (das Wettelsheimer Strauss) und meine Lieblingssorte Märzen verbreitet ist. Mittel- und Centralfranken (Nürnberg) ist biertechnisch auch mein Schwerpunkt, die Zeit im Münchner "Exil" hat aber auch ihre Spuren hinterlassen.

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